Kultur Management Magazin
- Geschrieben von Dagmar Reichardt, Wolfgang Welsch -
Während in Venedig die 59. Internationale Kunstbiennale ihre Pavillons öffnet, feiert das Deutsche Studienzentrum in Venedig sein 50-jähriges Bestehen. Im Rahmen eines Festakts öffnete der Kapitelsaal der franziskanischen Bruderschaft Scuola Grande di San Rocco mit seinen überdimensionalen, wunderschönen Wandgemälden Tintorettos am 6. Mai seine Pforten.
Dagmar Reichardt sprach mit dem Festredner – dem deutschen Philosophen und Erfinder der „Transkulturalität“ Wolfgang Welsch – über Transdisziplinarität sowie die Rolle der Medien, Ökologie, Politik und Kunst in Zeiten der ausklingenden Postmoderne.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Wie fing alles an? Warum versuchten sich Menschen erstmals mit der Landwirtschaft, warum gründeten sie Städte und später sogar Staaten, und wie kam es zur gesellschaftlichen Ungleichheit?
Kann man überhaupt herausfinden, wie alles begann?
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
In Frühling und Sommer 2022 präsentiert die Lübecker Völkerkundesammlung eine zweite Ausstellung zum Thema Afrika – und wieder profitiert sie von dem erstaunlich reichhaltigen Nachlass des 2020 verstorbenen Kieler Holzhändlers Bernd Muhlack.
Ging es zunächst um „Tiere in den afrikanischen Kulturen“ (eigentlich geht es immer noch darum, denn die Ausstellung im Naturkundemuseum am Mühlenteich wurde verlängert), so werden jetzt ungefähr einhundertzwanzig Objekte gezeigt, in denen sich die Vielfalt afrikanischer Religionen spiegelt, aber auch ihre Verwobenheit mit den Religionen Europas und des Nahen Ostens demonstriert wird.
- Geschrieben von Ruth Asseyer -
Von September 1895 bis Mai 1896 unternahm der mittlerweile legendäre jüdische Kulturwissenschaftler und Hamburger Bankierssohn Aby Warburg eine ausgedehnte USA-Reise.
Ausgestattet mit Empfehlungsschreiben wichtiger Persönlichkeiten und einem Freifahrtschein der Eisenbahn machte er sich von New York aus auf den Weg Richtung Südwesten in die Bundesstaaten Colorado, New Mexiko und Arizona, um die Kunst und Kultur der dort ansässigen Pueblo-Gemeinschaften zu erforschen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Sechs Männer mit Tropenhelmen inmitten von riesigen Stoßzähnen und Bronzeskulpturen. Voller Stolz präsentieren sie ihre kostbare Beute aus dem prächtigen Palast des Königs von Benin dem Fotografen.
Diebe, Plünderer? Britische Soldaten auf „Strafexpedition“ 1897. Hamburg gibt seine damals ins Völkerkundemuseum gelangten Kunstschätze noch in diesem Jahr zurück und verabschiedet sie mit einer gleichsam inventarischen Überblicksschau: „Benin. Geraubte Geschichte“.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Wahrscheinlich ist alles, was Insekten ausmacht, für uns fremd und unverständlich, aber besonders ein Merkmal unterscheidet sie radikal von uns: Sie sind segmentiert, in einzelne Abschnitte unterteilt, tief eingekerbt.
Menschen dagegen fühlen und verstehen sich als eine Einheit, und sie schauen auf sich selbst als ein einziges Wesen zurück.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Spinnen, Schlangen, Antilopen – Eine Ausstellung mit Tierplastiken und Tiermasken bildet den Auftakt: insgesamt dreimal sollen 2022 unter dem Titel „Afrika in Lübeck“ die sehenswerten und viel zu lange unter Verschluss gehaltenen Bestände der Lübecker Völkerkundesammlung präsentiert werden.
Wie bereitet man sich auf eine Ausstellung des Jahres 2022 über afrikanische Plastiken vor?
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Ist es denkbar, dass es Menschen gab oder gibt, die keinen Horizont kennen?
Die ihn nicht sehen, nicht wahrnehmen, die niemals bedenken, dass es hinter einer imaginären Linie weit draußen immer noch weitergeht? Die nicht realisieren, dass es dort hinten ganz anders aussehen könnte als bei ihnen? Oder zählt der Horizont zu den anthropologischen Konstanten, so dass ihn jeder Mensch kennen muss, so es sich wirklich um einen normalen und gesunden Menschen handelt?
- Geschrieben von Ruth Asseyer -
Um 1900 hatte Hamburg weltweit nach London und New York den drittgrößten Hafen. Doch diese Erfolgsgeschichte von Hafen und Handel leidet bis heute unter einer kolonialen Amnesie.
Das Buch „Hamburg: Tor zur kolonialen Welt“ versucht, das Vergessene wieder ins öffentliche Bewusstsein zu holen. Darin präsentiert die Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ der Universität eine erste Zwischenbilanz ihrer Studien.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Zwei Themen stehen in Dostojevskis „Die Brüder Karamasoff“ in enger Verbindung: das Gehen (oder der Verlust der Fähigkeit dazu) und das Schamgefühl.
Vom Schamgefühl sagt eine Figur, dass von dessen Existenz sogar die Moral abhängig sei, denn wenn es kein Schamgefühl gäbe, dann wäre alles erlaubt, sogar „Menschenfresserei“. Dem sei, wie ihm wolle (soweit würde ich niemals gehen), aber es ist wahr, dass das Schamgefühl etwas ist, das den Menschen vor allen anderen Lebewesen dieser Welt auszeichnet und noch dazu mit der Moral in Verbindung steht. Vielleicht ist sie eine von mehreren ihrer Wurzeln?
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Tiere kennen selbst keine Mimik und schauen schon deshalb nicht in das Gesicht. Für sie sind neben der Blickrichtung der Augen die Bewegungen viel wichtiger.
Antilopen wissen genau, wann ihre Fressfeinde auf der Pirsch sind, und ängstigen sich nicht bei dem Anblick eines gesättigten und entsprechend entspannt durch das Gras schweifenden Leoparden. Und in Tierparks, in denen man Tieren frei begegnen kann, berichten die Wärter, dass Wildtiere wie Rehe und Wildschweine auf Menschen mit dem Down-Syndrom anderes reagieren: Sie fürchten sich weniger. Ganz offensichtlich empfinden sie diese Menschen aufgrund ihres Bewegungsbildes als weniger zudringlich und gar nicht als aggressiv.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Unser Bewegungsablauf beim Gehen besteht in einem steten Wechsel zwischen Stand- und Spielbein – wer diesen Wechsel nicht beherrscht, wer nicht abwechselnd mal das eine, mal das andere Bein belastet, der kann auch nicht gehen.
Weil es kein Tier gibt, das in dieser Weise geht, wird seit langem der aufrechte Gang als eines der Alleinstellungsmerkmale des Menschen genommen.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Warum befasst sich ein amerikanischer Historiker mit einem osmanischen Herrscher des 16. Jahrhunderts, den im Westen – in Nordamerika und in Europa – kaum jemand kennt? Und warum erregt er damit Aufsehen?
In dem Jahr, in dem sich der Angriff auf die Twintowers in New York zum zwanzigsten Mal jährt, schreibt Alan Mikhail kritisch über die Islamophobie, die sein Land bereits seit den Tagen des Kolumbus gefangen halte. Und dazu zielt sein Buch auf nichts weniger als auf eine Neudeutung der Renaissance, in der sich Europa zum Herrscher der Welt aufschwang – in seiner Deutung: getrieben, ja gehetzt von der Übermacht des Osmanischen Reiches. Ach, und die Reformation wäre ohne Selim den Gestrengen auch nicht denkbar gewesen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
In der Familie wurde er nur HWB genannt, für die Kinder war er schlicht der „China-Onkel“. Hermann Waldemar Breuer (1884-1973) ging mit 22 Jahren für das Bremer Übersee-Haus Melchers & Co. nach Shanghai und blieb dort bis zum Ende seiner Berufslaufbahn.
Seine Großnichte Christine Maiwald legt nun bei Dölling und Galitz ein ebenso schweres wie lesenswertes Buch über Breuer vor: „Das schwierige schöne Leben. Ein deutscher Kaufmann in Shanghai 1906 bis 1952“.