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Drei Jahrzehnte nach „Forrest Gump“ überlistet uns US-Regisseur Robert Zemeckis zu einer höchst ungewöhnlichen cineastischen Exkursion. Sein Fantasy-Drama „Here“ bricht mit der Einheit von Zeit, Raum und Handlung.

 

Zur Schnittstelle der Schicksale im Verlauf von mehr als hundert Jahren entwickelt sich das gutbürgerliche Wohnzimmer einer amerikanischen Vorstadtvilla. Die Bewohner wechseln, werden älter, sind ständig in Bewegung, die Kamera rührt sich nicht. Das schillernde Kaleidoskop der Emotionen polarisiert: Kitsch, Kolportage oder erzwungene Versuchsanordnung behaupten die einen, die anderen sehen in „Here“ das spannendste Oeuvre des 72 jährigen Filmemachers.

 
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Regisseur Guan Hu inszeniert mit „Black Dog“ am Rande der Wüste Gobi die post-industrielle Odyssee zweier Außenseiter: einem bissigem Windhund-Mischling und dem wortkargen Ex-Häftling Lang (überragend Eddie Peng). Was die beiden verbindet, ist anfangs nur jener Argwohn der Gescheiterten und Verfolgten.

 

Das atemberaubende, ästhetisch virtuose Erlöser-Epos zwischen Noir Melancholie, Slapstick Komik und der rauen Poesie eines Neo-Westerns reflektiert die gesellschaftlichen Spannungen innerhalb Chinas. Der Fortschritt fordert seine Opfer grade unter den Ärmsten. „Black Dog“ wurde bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes mit dem Hauptpreis der Sektion „Un Certain Regard“ ausgezeichnet.

 
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Jeff Koons gilt als einer der einflussreichsten, populärsten und umstrittensten Künstler der letzten Jahrzehnte. Im Laufe seiner Karriere hat er die Grenzen zwischen moderner Kunst und Massenkultur ausgetestet.

 

Er hat mit industriellen Fertigungsmethoden und neuen Ansätzen für das berühmte Readymade experimentiert und dabei die Beziehung zwischen Künstler, dem Kult um die Berühmtheit und dem globalen Markt verändert. Wie nur wenige visionäre Künstler der jüngeren Geschichte ist es Koons gelungen, Kitsch und Pop auf ein neues Level zu heben und banale Gegenstände in eigenwillige Meisterwerke zu verwandeln.

 
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Angst vorm Scheitern kennt Francis Ford Coppola nicht, er schwört auf den Sprung ins Ungewisse. Wie damals bei „Apokalypse Now“ (1979) riskierte der heute 85-jährige noch einmal Karriere, Vermögen, seinen Ruf und Gesundheit für ein Filmprojekt.

 

Das bildgewaltige Opus Magnum „Megalopolis" bezeichnet der legendäre US-Regisseur, Autor und Produzent (Trilogie „Der Pate“) beharrlich als Fabel. Seine atemberaubende futuristische Vision von New Rome ist Vermächtnis und Plädoyer zugleich, vor allem aber auch der leidenschaftlich herbeigesehnte Moment absoluter künstlerischer Freiheit. Was immer Filmkritiker schreiben mögen, entstanden ist unabhängig von Box-Office Einnahmen und Gossip ein Meisterwerk der Metaphorik, der Concept Art. 

 
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Ein Nein akzeptierte sie nicht: Lee Miller (überragend Kate Winslet), umschwärmtes Ex-Model und Muse berühmter Künstler wie Man Ray, widersetzt sich erfolgreich männlicher Dominanz. Sie – „Die Fotografin“ – sucht ständig neue Herausforderungen, dokumentiert als eine der ersten Kriegsreporterinnen in eindringlichen surrealistischen Bildern die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs.

 

Ellen Kuras („Vergiss mein nicht“), Kamerafrau von Michel Gondry, Martin Scorsese, Spike Lee und Jim Jarmusch, inszeniert ihr Spielfilmdebüt unerwartet klassisch. Die britische Regisseurin überlässt die Dramatik der hochemotionalen Szenen ganz der Protagonistin. Grade jene Momente der Enttäuschung, des Zorns gehören zu den stärksten in der Karriere der Oscar-prämierten Schauspielerin.

 
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My Stolen Planet” ist eine tagebuchartige Erzählung von Farahnaz Sharifi, einer iranischen Filmemacherin. Geboren während der islamischen Revolution im Iran 1979, fängt sie Momente der Freude, des Schmerzes und des Trotzes in ihrem Alltag ein.

 

Was passiert mit den Menschen, wenn eine „Revolution“ auf dem Rücken einer entscheidenden Bevölkerungsgruppe ausgetragen wird? Die Unterdrückten sind in erster Linie die Frauen. Das ist die narrative Perspektive der Regisseurin. Gesellschaftlich, religiös, rechtlich und kulturell sind sie einer permanenten Diskriminierung ausgesetzt.

 
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Wieder riskiert Kevin Costner viel, -als Regisseur, Produzent, Co-Autor und Hauptdarsteller. Er setzt mit der bildgewaltigen Tetralogie „Horizon: Eine amerikanische Saga“ ähnlich wie damals 1990 bei „Der mit dem Wolf tanzt“ Karriere und Vermögen aufs Spiel. Sein Ziel: Die Perspektiven aller Beteiligten gleichermaßen einzufangen, Authentizität bis ins letzte Detail.

 

So nah kam selten ein Western der historischen Wirklichkeit, ohne das eigene Genre zu sabotieren. Die Schauplätze wechseln ständig zwischen Montana, Wyoming, San Pedro Valley, verschneiten Gipfeln, herbstlichen Wälder, endlosen Prärien. Von der Presse oft kritisiert das Zerrissene, Episodenhafte der Erzählweise, aber grade die ständig alternierenden Handlungsstränge sind die Stärke des Monumental-Epos. 

 
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Es ist die bewegende Geschichte einer dramatischen Liebe und zugleich ein Dokument epochaler Kunst:

Anfang des 20. Jahrhunderts lebt und malt die gebürtige Berlinerin Gabriele Münter gemeinsam mit ihrer großen Liebe, dem Russen Wassily Kandinsky, im bayerischen Murnau am Staffelsee. Die Provinz wird zum Ausgangspunkt eines künstlerischen Aufbruchs in die Moderne, der Malerei und Kunstverständnis revolutioniert und die lockere Künstlerbewegung Der Blaue Reiter hervorbringt.

 
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Als Regisseurin schuf sie ikonographische Bilder. Ihre ideologische Nähe zum NS-Regime hat sie nach dem Zweiten Weltkrieg stets zu leugnen versucht. Leni Reifenstahl hat nur eine Darstellung ihrer Biografie zugelassen: ihre eigene.

 

Der Nachlass einer der umstrittensten Frauen des 20. Jahrhunderts erzählt etwas anderes.

 
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„44. zwischen 9. und 10.“. Mit diesen Worten beginnt die Taxifahrt und eine der berührendsten Leinwandbegegnungen dieses Jahres, wobei darüber unter Kritikern die Meinungen weit auseinanderklaffen. Thematisch geht es in „daddio" um Sex, Liebe, die oft so erfolglose Suche nach dem Glück und um das Ende wahrer Kommunikation. 

 

Regisseurin und Drehbuchautorin Christy Hall („I Am Not Okay with This“) ließ sich inspirieren von Klassikern wie „Mein Essen mit André“ (Louis Malle, 1981). Das tragische waghalsige Spiel mit Stereotypen, mit Wahrheit und Illusion, jederzeit austauschbar, ist schmerzhaft, verwirrend, und in jedem Moment ästhetisch virtuos. Schauspielerisch überragend: Sean Penn und Dakota Johnson.

 
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US-Regisseur Jeff Nichols kreiert mit „The Bikeriders“ eine Hommage an die Motorrad-Clubs der Sechziger Jahre als Spiegel eines sich drastisch verändernden Amerikas, faszinierend, grotesk und abstoßend gleichermaßen. Das Aufheulen der Motoren gleicht einer Kampfansage an die bürgerliche Gesellschaft

 

Der Film fühlt sich an wie ein altmodischer Western mit der Spannung eines spröden Gangster-Epos, überschattet von den Kämpfen um Loyalität und Liebe. Nichols romantisiert weder die Motorrad-Gangs noch ihre Protagonisten, zeigt Gewalt schlicht als Teil des Selbstverständnisses jener Männer, ihre Art zu träumen oder zu verzweifeln auf der Suche nach Identität. Grandios: Austin Butler und Tom Hardy. 

 
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Stéphane Brizé inszeniert „Zwischen uns das Leben“ als melancholisch romantisches Drama über verpasste oder falsch genutzte Chancen im Leben und in der Liebe, -eine hinreißende Beziehungsstudie in der Tradition von Richard Linklaters „Before“-Trilogie.  

 

Landschaft und Innenräume spiegeln die Gefühle wider, doch hinter der Einsamkeit der Protagonisten verbergen sich auch die selbstkritisch-ironischen Reflektionen des französischen Autorenfilmers über den Berufsstand von Regisseur und Schauspieler- heroisch und lächerlich zugleich.  

 
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„Morgen ist auch noch ein Tag“ eroberte die Herzen des italienischen Publikums im Sturm. Die feministische Tragikomödie im Schwarz-Weiß des Neorealismus entwickelte sich mit fast 5,5 Millionen verkauften Tickets in Italien zu einem sozialen Phänomen, überrundete internationale Erfolge wie „Oppenheimer“ und „Barbie“.  

 

„C’é ancora domani“, so der Originaltitel, ist das Regiedebüt der Schauspielerin und Drehbuchautorin Paola Cortellesi. Sie spielt die Hauptrolle, Delia, eine Mutter und Ehefrau nach Kriegsende in Rom, unterdrückt, gedemütigt, ausgenutzt. Gewalt prägt ihren Alltag, und doch würde sie die Familie nie verlassen. Dann trifft ein Brief ein, der alles verändert. 

 
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London, 1988. Schuldgefühle quälen den alternden Nicholas Winton (gespielt von einem grandiosen Sir Anthony Hopkins) mehr denn je. Vor fünfzig Jahren hatte er 669 jüdische Flüchtlingskinder vor den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten retten können, doch der Gedanke an alle, die vergeblich auf Hilfe hofften, lässt ihn nicht los.

 

Regisseur James Hawes („Black Mirror“) inszeniert „One Life“ mit großem Einfühlungsvermögen für jenen scheuen, trotzig melancholischen Mann, der als britischer Oskar Schindler bezeichnet wurde, sich selbst aber nie als Held sah, nie über die traumatischen Erlebnisse sprach. Am Ende ist es eine Fernseh-Show, die Wintons Leben grundlegend verändert. 

 

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