Literatur Magazin
- Geschrieben von Marion Hinz -
„Monas Augen“ ist der erste Roman des Kunsthistorikers Thomas Schlesser. In Frankreich stand das Buch wochenlang auf Platz eins. Teilweise schon vor Erscheinen wurde es in mittlerweile 35 Sprachen übersetzt und erschien in 60 Ländern. Man darf hier also zu Recht von einem Bestseller sprechen.
„Monas Augen“ ist eine schöne Geschichte über ein 10jähriges Mädchen und seinen Großvater. Es ist zugleich eine Reise zu 52 der schönsten Kunstwerke unserer Zeit. Gewidmet ist der Roman allen Großeltern dieser Welt. Im Prolog wird uns erzählt, warum das so ist und was es mit Monas Augen und dem ganzen Kunstgeschehen in diesem Buch auf sich hat.
- Geschrieben von Cornelia Jentzsch -
Die Uckermark ist eine reizvolle Eiszeitlandschaft mit alten Wäldern, zahlreichen Hügeln, Mooren und Seen, sie liegt nördlich von Berlin. Ihre östliche Grenze bildet die Oder. Die größte Stadt dieser Region ist Schwedt, drumherum gibt es zahlreiche kleinere Dörfer. Der Tourismus wirbt gern mit dem Slogan „die „Uckermark ist steinreich!“ und spielt auf die unzähligen liegengebliebenen Gesteinsbrocken aus der Eiszeit an.
Wer aber weiss schon, dass es in der östlichen Uckermark sogar einmal echtes, na, sagen wir: fast echtes Gold gab, nämlich den Tabak? Mit der Ansiedlung französischer Hugenotten, die Ende des 17. Jahrhunderts wegen ihres protestantischen Glaubens verfolgt wurden und aus Frankreich fliehen mussten, war der Tabakanbau samt Pflanzen und Wissen in diese Region gekommen. Sie zogen in die vom 30jährigen Krieg entvölkerten Orte.
- Geschrieben von Ruth Asseyer -
Plautilla Bricci ist bereits 47 Jahre alt, als sie 1663 aus einer Kutsche steigt, um an der Zeremonie der Grundsteinlegung für die Villa Benedetti teilzunehmen. Für sie ist es ein großer Moment. In Rom ist sie als Malerin bekannt. Doch hier tritt sie zum ersten Mal öffentlich als Architektin in Erscheinung.
Der Abt Elpidio Benedetti (1610–1690) hat sie mit dem Entwurf und Bau der Villa beauftragt, die auf dem Monte Giano über Rom thronen wird, ein außergewöhnlich hoher, schmaler Palazzo. Auf der Versammlung von Priestern, Arbeitern und dem französischen Botschafter mit seinem Gefolge ahnt niemand, dass den Bauherrn und die Architektin schon seit Jahrzehnten eine heimliche Liebe verbindet.
- Geschrieben von Dagmar Reichardt -
„Expats“, die „Unbestimmten“, „Grenzgänger“, „Ausgestoßenen“, „Unangepassten“ oder „modernen Nomaden“ – randständig, oft alleinstehend, unbehaust und nach Liebe suchend: Das sind die „Spatriaten“ – Italienisch: „Spatriati“ – oder Menschen, die in kein Klischee passen, schwer einzuordnen sind und sich ohne festen emotionalen Wohnsitz auf der Suche nach der eigenen Identität und Sexualität ins Leben eines kosmopolitischen Europas stürzen. Ihre fluiden Seelenlandschaften ergründet der apulisch-römische Autor mit Faible für Berlin Mario Desiati in seinem Roman „Spatriati“ (2021).
Zuletzt live auf der weltweit größten, 76. Buchmesse in Frankfurt – mit Italien als Ehrengast – zu erleben, zu hören und zu sehen, wurde Desiatis Roman 2022 mit dem renommierten italienischen Strega-Preis für dieses soeben auf Deutsch unter dem gleichnamigen Titel „Spatriati“ (2024) erschienene Werk ausgezeichnet. KulturPort.De hat sich diesen Anlass für ein Gespräch nicht entgehen lassen.
- Geschrieben von Marion Hinz -
2023 erschien das Debüt von Jane Campbell, der Erzählband „Kleine Kratzer“, der die Leserschaft mit 13 Geschichten über Frauen jenseits der 70 begeisterte. Jetzt hat die 82jährige englische Autorin Jane Campbell mit „Bei aller Liebe“ ihren ersten Roman vorgelegt.
Wieder geht es um die kleinen Dinge des Alltags und die großen Tragödien des Lebens. Auch dieses Buch dürfte ein Bestseller werden. Das Zeug dazu hat es.
- Geschrieben von Marion Hinz -
„Der Rabe, der mich liebte“ ist die tragische Geschichte des Sudanesen Adam Ingliz, der sich – nach mehreren abgelehnten Asylanträgen – auf den illegalen Weg nach Europa macht.
Adam ist nicht allein. Sein Freund Al-Nur begleitet ihn. Doch irgendwann verlieren sie einander aus den Augen. Als sie sich zwei Jahre später wiedersehen, ist alles verändert: Adam erkennt seinen Freund nicht mehr. Er lebt als Obdachloser in Graz. Er ist verrückt. Und er ist schon wieder verschwunden. Al-Nur begibt sich auf die Suche nach dem verlorenen Freund. Leider vergeblich: Adam stirbt auf dem Weg zurück, am Anfang des Ameisenweges, auf dem Heimweg in den Sudan.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Von Träumen, Existenzsorgen, kindlicher Unschuld, vom Erwachsenwerden und vom Erwachsensein erzählt der Australier Robbie Arnott in seinem Roman „Limberlost“.
Der 15jährige Ned lebt mit seinem Vater William und der älteren Schwester Maggie auf einer Apfelfarm in Tasmanien. Die Mutter ist tot, die Brüder sind im Krieg. Vater und Schwester versuchen, die Farm vor den Gläubigern zu retten. Wir befinden uns im Jahr 1945. Ned will sich trotz allem oder gerade wegen allem seinen Traum erfüllen: er will ein eigenes kleines Boot.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Manche Romane sind ziemlich verzweigt. Da wechseln ständig die Personen, Generationen, Zeiten und Orte. Da muss man höllisch aufpassen und dranbleiben, um alles richtig einordnen und die Zusammenhänge verstehen zu können.
Das ist zugegebenermaßen nicht unbedingt einfach für uns Leser. Doch einfach muss ja auch nicht immer alles sein in der schöngeistigen Literatur. Hauptsache, die Geschichte ist spannend erzählt, sprachlich gut und klug gestaltet. Dann lässt man sich gerne gefangen nehmen und in andere Sphären entführen. Wie bei der Lektüre von Maggie O’Farrells Roman „Hier muss es sein“, im Original 2016 erschienen und nun von Kathrin Razum aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Woran bemisst sich die Qualität eines Kunstwerks? Darüber lässt sich auf festem Boden streiten, wenn es strenge Regeln gibt – wie für ein klassisches Drama, für ein religiöses Triptychon oder eine Sonate. Aber wie steht es um die Qualität eines Romans?
Der Roman ist unter allen literarischen Gattungen die offenste – in formaler wie in inhaltlicher Hinsicht ist so gut wie alles erlaubt, und so gut wie alles wurde auch schon versucht. Woher sollen wir da einen Maßstab nehmen?
- Geschrieben von Marion Hinz -
Der 61jährige in Südtirol geborene, in Wien und Neuss lebende Schriftsteller Oswald Egger wird in diesem Jahr mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
„Mit Oswald Egger zeichnet die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung einen Schriftsteller aus, der seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahre 1993 die Grenzen der Literaturproduktion überschreitet und erweitert“, begründet die Jury ihre Entscheidung. Der Büchner-Preis ist der renommierteste jährlich vergebene Literaturpreis für deutschsprachige Autoren. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wird am 2. November 2024 in Darmstadt überreicht.
- Geschrieben von Marion Hinz -
2017 hielt sich der Schriftsteller und Nietzsche-Fan Taqi Akhlaqi aus Afghanistan für vier Monate in Deutschland auf. Grund war ein Arbeitsstipendium im Heinrich-Böll-Haus Langenbroich in Düren, das seit 1989 Künstlern und Künstlerinnen aus aller Welt einen befristeten ruhigen Ort zum Arbeiten bietet.
Vor dieser Reise hatte Taqi Akhlaqi Europa und somit auch Deutschland nur im Spiegel von Literatur und Kunst gesehen. Insbesondere Nietzsche war ihm längst ans Herz gewachsen. Das Deutschland, das der Schriftsteller Taqi innerhalb dieser vier Monate kennenlernte, war für ihn eine Welt voller Überraschungen und Wunder.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Saša Stanišic` fantastische Fähigkeit, Geschichten zu erzählen ist immer wieder eine Freude für uns Leser. Seine große Erzählkunst zeigt sich auch in „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“, erschienen bei Luchterhand.
In zwölf Erzählungen geht es um Möglichkeitsräume, um Perspektiven, um Träume, die wahr werden oder die – weil noch nicht ausgeträumt – in eine vielversprechende Zukunft münden könnten. Es geht aber auch um die eigene Migrationsgeschichte des Autors, um Herkunft, Ankommen und Dasein.
- Geschrieben von Elvira Mujčić, Dagmar Reichardt et al. -
Ana, die Protagonistin dieser Geschichte, ist ein moldawischer Teenager, der nach Italien katapultiert wird. Plötzlich stellt die Heranwachsende fest, dass sie sich weder auf Italienisch noch auf Moldawisch vollständig auszudrücken vermag. „Wer bist du, wenn du deine Wurzeln und Worte verlierst?“ ist nicht nur die zentrale Frage, die sich Ana in dieser Lebenslage stellt. Vielmehr schmückt dieses Motto auch den Untertitel des 2012 erschienenen Buchs über „Die Sprache von Ana“, das die auf Italienisch schreibende Autorin und Übersetzerin, 1980 in Loznica (Serbien) geborene und Anfang der 1990er-Jahre in Italien eingebürgerte Elvira Mujčić verfasst hat.
Seitdem zirkuliert der quasi-autobiographisch konnotierte Roman als Geheimtipp im Fremdsprachenunterricht Italienisch an Schulen und Universitäten.
- Geschrieben von Elvira Mujčić, Dagmar Reichardt et al. -
Elvira Mujčić wurde 1980 in Loznica im ehemaligen Jugoslawien – heute Serbien – geboren und wuchs sowohl in Bosnien als auch Kroatien auf. Im Alter von zwölf Jahren wurde sie als Flüchtling in Italien eingebürgert und lebt heute in Rom.
Die studierte Literatin und fremdsprachlich gebildete, auf Italienisch schreibende Roman- und Theaterschriftstellerin ist auch als Literaturübersetzerin bekannter Gegenwartsautorinnen und -autoren aus dem ex-jugoslawischen Raum – darunter Slavenka Drakulić, Faruk Šehić oder Robert Perišić – sowie als Radiomoderatorin – etwa einer internationalen kulturellen Presseschau für den staatlichen RAI-Sender (RAI Radio 3) – in Italien tätig.