Reisende ins Osmanische Reich berichteten im 16. Jahrhundert von der dort herrschenden, sprichwörtlichen „orientalischen Pracht“. Einen wichtigen Teil dieses repräsentativen Prunks bildeten kostbare Säbel und Dolche, die die höfische Stellung anzeigten.
Eine Ausstellung in den Kunstsammlungen der Veste Coburg, mit dem Titel „Gold & Damaszenerstahl. Klingenkunst aus dem Osmanischen Reich“, präsentiert ab 5. Juli 2024 Höhepunkte der osmanischen Klingen- und Blankwaffenproduktion vom 16. bis in das 19. Jahrhundert.
Der legendäre Damaszenerstahl der Klingen mit seiner charakteristischen Maserung, war schon für sich genommen eine Kostbarkeit. Häufig wurde diese noch durch filigranen Eisenschnitt und Goldeinlagen bereichert. Kalligraphische Inschriften und Symbole sollten den Träger vor Unheil schützen und ihm Glück und Erfolg verheißen.
Diese Waffen waren oftmals keine Gebrauchswaffen, sondern sorgsam gehütete Statussymbole einer reichen Elite. Sie wurden von hochrangigen Persönlichkeiten zu feierlichen Anlässen getragen, oder dienten bei diplomatischen Anlässen als Geschenke. Erst mit dem Niedergang des Osmanischen
Reiches im frühen 20. Jahrhundert gelangten diese Waffen als begehrte Sammlerstücke auf dem internationalen Kunstmarkt.
Neben den Imperial- und Prunksäbeln gab es seit dem Spätmittelalter die sogenannten Kilidsch-Säbel (türkisch: Kılıç), die zur Standardausrüstung osmanischer Soldaten gehörte und nicht nur zur Zierde da waren.
Vier Säbel, wohl Istanbul, Anfang des 19. Jahrhunderts, Privatbesitz und sechs Dolche, Osmanisches Reich, 16.-18. Jahrhundert, Privatbesitz. Fotos: Kunstsammlungen der Veste Coburg
Auffallend sind die besonderen Formen und Merkmale jener Säbel – ob Zierde oder nicht: der Griff, der in eine zur langen Schneide hin gekrümmten Kugel oder schneckenförmig ausläuft, mit dem entsprechenden Parier. Neben Elfen- und Walrossbein wurden Edelhölzer, Edelmetalle mit Goldtauschierungen und Edelsteine für den Griff und für die Klingenscheide verwendet. Ein weiteres Merkmal ist die Klingenform, die bis etwa zur Klingenmitte gerade ist, dann abknickt und weiter gerade verläuft. Und schließlich die kurze Schneidefläche, Jelman genannt, an der Rückseite der Klinge. Die Waffenlänge betrug im Durchschnitt zwischen 90 und 100 cm. Zudem gibt es kürzere Damast-Messer mit gerader und gekrümmter Klinge zu sehen.
Die Klingen bestehen aus mehrfach gefaltetem Tiegelstahl, Wootz genannt, der in Europa seit gut 2000 Jahren verwendet wurde und die wunderschöne Damast-Ornamentik bildet. Das Wort leitet sich von Damaskus ab, von wo aus das Grundmaterial – meist aus Indien und Persien kommend – eingeführt wurde. Diese Waffen wurden vor allem in Istanbul und an ausgewählten Orten im Osmanischen Reich in den Jahrhunderten in unterschiedlicher Qualität hergestellt.
Der Mythos der Blankwaffenüberlegenheit gegenüber die europäischen Pallaschwaffen und Schwertern jener Zeit gehört zur Legendenbildung und entspricht nicht der Realität.
Dank zahlreicher Leihgaben aus deutschen Privatsammlungen gewährt die Ausstellung einen einzigartigen Überblick dieser herausragenden Kunstform. Ergänzt wird die Schau durch Objekte aus den historischen Beständen der Kunstsammlungen, die das große Interesse der Coburger Herzöge am Osmanischen Reich seit dem 17. Jahrhundert dokumentieren. Kostümdarstellungen, Druckgraphiken, Medaillen und auch manche Stücke aus der sogenannten „Coburger Türkenbeute“ zeigen die europäische Sichtweise auf das Osmanische Reich.
Gold & Damaszenerstahl. Klingenkunst aus dem Osmanischen Reich
Zu sehen vom 05. Juli 2024 bis 03. November 2024 in den Kunstsammlungen der Veste Coburg, in 96450 Coburg
Öffnungszeiten: täglich 9.30–17.00 Uhr
Weitere Informationen (Veste Coburg)
Begleitend zur Ausstellung gibt es ein Begleitprogramm: Führungen, Online-Vorträge und weitere abwechslungsreiche Veranstaltungen. Es erscheint ein zweisprachiger Katalog.
YouTube-Video:
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Trailer: Gold & Damaszenerstahl. Klingenkunst aus dem Osmanischen Reich (0:23 Min.)
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