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In diesen Tagen erinnern wir uns in der Hamburger Autorenvereinigung an zwei Ehrenmitglieder, die vor 10 Jahren kurz hintereinander starben.


Am 7. Oktober 2014 starb Siegfried Lenz, 2004 unser erster Träger des Hannelore-Greve- Literaturpreises. Die Nachricht traf genau im Hamburger Rathaus zu Beginn der festlichen Verleihung des Preises an Herta Müller ein.

Auch mein Freund Ralph Giordano war eingeladen, hatte aber wegen einer Erkrankung abgesagt. Er rief mich an und wollte einen Nachruf auf Siegfried Lenz verfassen. Er brauche dafür drei Tage und ich sollte ihn dem Hamburger Abendblatt übermitteln.

 
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Es gibt diese glückhaften Momente in der Musik, da man zugegen ist bei dem Akt der Entstehung einer Komposition. Oder es zu sein vermeint. Grad so, als ob man dem Komponisten über die Schulter schaute, während er, verzaubert durch seine eigene Schaffenskraft, die dem zwingenden Auseinanderhervorgehen der Töne lediglich nachfolgt, sich in seinem Konstrukt auf eine Weise verliert, ganz so, als ob es nicht sein eigenes wäre.

 

Das Wort Einflüsterung mag diesem Sachverhalt nahekommen oder auch das Bild, wie eine an Fäden gezogene Marionette einem fremden Willen zu gehorchen, indem sie ihm Ausdruck verleiht. So dass die seelenlose Puppe wie beseelt ist, da sie das scheinbar Fremde, als das Ureigenste hervortreten lässt.

 
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Es hat etwas Wunderbares, tatsächlich Geheimnisvolles mit Wolfgang Amadeus Mozarts Musikschaffen auf sich. Wobei ich allerdings das Eingeständnis dem Folgenden vorausschicke, dass mehr als ein ausgesprochen subjektives Bekenntnis zu bzw. Sich-Wiederfinden in diesem spezifischen Bann, der von den Kompositionen des Salzburgers ausgeht, nicht intendiert ist.

Und dennoch stelle ich die These in den Raum, dass die Tonwelt dieses Komponisten eine ist, die tatsächlich stets so klingt, als ob sie einem längst vertraut wäre. Als hätte man das Alles irgendwo und irgendwann schon einmal gehört. Das Wort Vertrautheit trifft es wohl am besten, aller eigentlichen Fremdheit, die ja naturgemäß da ist beim ersten Hören, zum Trotz.

 
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Wusste Pierre de Coubertin wirklich, was er tat, als er 1896 die Olympischen Spiele der Neuzeit ins Leben rief? Konnte er ahnen, in welcher Weise Sport unser Leben dominieren würde?

 

Im 19. Jahrhundert spielte Sport kaum eine Rolle, aber das änderte sich in den Jahren nach dem 1., viel mehr dann nach dem 2. Weltkrieg. Noch in den Fünfzigern und Sechzigern war Sport keinesfalls so wichtig wie heute – ablesbar an dem zuverlässigsten Indikator für die wirklichen Interessen der Menschen, dem Fernsehprogramm.

 
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Das sinfonische Musikmärchen Peter und der Wolf von Sergei Prokofjew ist die wohl bekannteste Tondichtung mit einem eindeutigen Bezug auf die Phantasiewelt der Kinder. Und zwar sowohl hinsichtlich der märchenhaften Handlung als auch hinsichtlich der programmusikartigen Instrumentation.

 

Die tragenden Instrumente sind den jeweiligen Dramatis personae zugeordnet (die Querflöte zwitschert wie ein Vogel, die Oboe ahmt das quäkende Quaken der Ente nach, die Klarinette imitiert das behagliche Schnurren der Katze, dem Fagott kommt der Part des brummelnden Großvaters zu, und die Hörner schließlich signalisieren das Nahen des Wolfes). Diese spezifische Form der Programmmusik sollte Kinder mit den Instrumenten eines Orchesters auf eine spielerische Art vertraut machen.

 
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Wieder einmal lege ich meinen Betrachtungen die Einspielung des hr-Sinfonieorchesters unter der musikalischen Leitung von Andrés Orozco-Estrada zugrunde. Weshalb ich dies tue ist einem meiner letzten Artikel bei KulturPort.De zu entnehmen.

Abgesehen freilich von der rein musikalisch begründeten Bevorzugung dieser ‚Corona-Einspielung‘, haben die YouTube-gestützten Darbietungen dieses Orchesters auch den unschätzbaren Vorteil, nicht unentwegt von nervtötenden Werbesequenzen aus dem Nichts malträtiert zu werden. Diese marktschreierischen Aufdringlichkeiten sind quasi böswillige Attacken auf das Total der jeweiligen Musik und gleichzeitig auf den lauschenden Rezipienten, der unvermittelt aus dem Ton-Universum in das nicht-moralische, schnöd egoistische Wertzuwachs-Universum transferiert wird.

 
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„Die Heiterkeit (ist das) Prinzip und bleibendes Moment aller Kunst, auch der tragischen…“ (Aus dem Brief Arnold Ruges an Robert E. Prutz vom 1. Dezember 1839)

Es gibt diese Momente im Leben, in denen der Mensch des Trostes auf das Äußerste bedürftig ist. Weil Ereignisse über ihn gekommen sind, denen standzuhalten auch unter größter Kraftanstrengung kaum möglich zu sein scheint. Da wünscht sich manch einer Beistand, woher und von wem auch immer; und findet keinen. Weil die Nähe eines mitfühlenden Menschen gegen die Niedergeschlagenheit keine Abhilfe zu geben vermag.

 
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Wie kommt es, dass sich immer wieder auch gebildete und intelligente Menschen von Demagogen verführen lassen? Wie erklärt sich der Erfolg verlogener, auf den ersten Blick leicht zu durchschauender Propaganda?

In Europa, sogar in der ganzen Welt scheinen Demagogen die Macht zu übernehmen. Oder sie haben sie schon übernommen.

 
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„Altissima quaeque flumina minimo sono labi“ (dt.: Je tiefer ein Wasser, um so lautloser gleitet es dahin – Stille Wasser gründen tief) sagt ein lateinisches Sprichwort. Treffend beschreibt es das markante und vielseitige künstlerische Schaffen des venezolanisch-deutschen Komponisten Sef Albertz (*1971).

 

Seit nicht weniger als zwei Jahrzehnten bin ich bestens vertraut mit Albertz‘ Oeuvre, seiner Klangwelt, seinen kompositorischen Ansätzen. Stets aufs Neue faszinierend ist dabei die weltoffene Art und Weise, mit der er verschiedene Elemente und Stimmungen aus unterschiedlichen Kulturen miteinander vereint.

 
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‚Aus sich heraus‘, diese drei unscheinbaren Worte implizieren Mehreres. Und dieses Mehrere ist vor allem in der nicht nur musikalischen Kunst von Bedeutung. Vor allem jedoch: Diese Bedeutungsvielfalt ist in dieser speziellen Einspielung des Violinkonzerts in D-Dur op. 35 von Peter Tschaikowsky in all ihren Facetten präsent.

 

Gemeint ist damit, dass genau genommen nicht zu sagen ist, wer hier eigentlich dafür verantwortlich zeichnet, oder der Taktgeber dafür ist, dass wirklich alle Beteiligten aus sich heraustreten, indem sie der Komposition Gehör verschaffen.

 
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„Betrachtet man als das Eigentümliche des Genius die Harmonie der Seelenkräfte, welche, jede für sich stark und regsam, im muntersten Wechselspiel doch niemals eine die andere stören oder ihre Wirksamkeit durchkreuzen, sondern ungesucht, ohne ängstliche Wahl oder mühsamen Kampf, in der Vollbringung dessen zusammenstimmen, was jedesmal das Angemessene ist: wo findet sich diese Spiegelklarheit der Seele, welche durch die heftigsten Stürme wohl bewegt, aber nicht getrübt werden kann, schöner als“ – ich verlasse das Original – bei Sayaka Shoji?

(David Friedrich Strauss, Vergängliches und Bleibendes im Christentum. Selbstgespräche. Zweiter Teil (1838))

 
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Ein Montagmorgen im Februar kurz vor 4 Uhr. Und wieder stehe ich da, einmal mehr. Ich weiß nicht mehr wie viele Male ich schon auf das Schlagen der Uhr gewartet habe.

Auf die plötzliche Stille in einer mit tausenden Menschen angefüllten Stadt, auf den absolut magischen Moment der Stille direkt vor dem Morgenstreich.

Herzklopfen. Eins, zwei, drei, vier.

 
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Zugegeben, das Spiel dieser Violinistin macht mich sprachlos. Weswegen ich in einem fünften Anlauf den Versuch unternehme, in Worte zu fassen, was in Worte zu fassen so unglaublich schwierig ist.

 

Ein wirkliches Genie, wer oder was das ist? Was folgt ist ein Versuch, per Exemplifizierung für so etwas wie Klarheit zu sorgen. Denn das folgende Beispiel kann lehr- und hilfreich sein zu begreifen. Der Gegenstand: das Violinkonzert in d-Moll op. 47 von Jean Sibelius; die Soloviolinistin: die japanische Geigerin Sayaka Shoji, die zu dem Zeitpunkt, als dieses Konzert (siehe Anhang) erklang, gerade erst ihr 21. Lebensjahr erreicht hatte.

 
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Als der Intendant der Hamburgischen Staatsoper, Gustav Everding, 1975 überraschend seinen Wechsel nach München verkündete, kam es zu einer Sondersitzung des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst der Hamburgischen Bürgerschaft.

Die Sitzungen waren seinerzeit noch nicht öffentlich, der Ablauf vertraulich. Den Parlamentsmitgliedern drohten Sanktionen, wenn sie Informationen nach draußen trugen.

 

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