Es gilt auch im Jahr 2024 Nachwuchskunst oder Sammlungen in diesmal achtzehn Hamburger Unternehmen zu entdecken. In gleicher Weise können die Besucher auch die Hamburger Wirtschaft kennenlernen sowie Unternehmer.
Es gibt jene Unternehmen, die seit Jahren schon dabei sind und die add-art-Freunde in ihren ausnahmsweise geöffneten Räumen, Kunst entdecken lassen. Es gibt jene, die ab und zu partizipieren und jene, die Neueinsteiger sind. In diesem Jahr sind es gleich sieben Unternehmen, die sich im Rahmen der add art erstmals präsentieren.
Ein Unternehmen ist neu dabei, das kaum Hanseatischer und Hamburgischer sein könnte, da es ein Hafenbetrieb ist: Barkassen-Meyer. Seit 1919 sind deren Barkassen mit Transport- und Schlepparbeiten auf der Elbe unterwegs, hinzukommen Fähr-, Ausflugs und Hafenrundfahrten. Das Unternehmen übersteht seither viele wechselvolle Jahre, gewinnt 1952 mit der ‚Bernhard‘ die Elbewettfahrt um das „blaue Band der Elbe“. 1994 kommt ein Buttje aus Österreich ins Unternehmen, der Hotellerie gelernt hat – Hubert Neubacher – und übernimmt mit Hafenpatent 2002 Barkassen-Meyer.
Barkassen-Meyer (Fotos der add art-Homepage)
Und was hat das mit Kunst zu tun? Viel! Denn Hubert Neubacher ist selbst von Natur aus ein Kulturliebhaber. Er ist unaufdringlicher Fan von Musikern, sammelt Autogramme und LPs, liebt gute Musik und „kreative Menschen“, wie er sagt. Er engagiert sich sozial und kulturell, ist Netzwerker und offen für Ideen, ob seine eigenen oder die anderer. Man kann ihn für etwas begeistern, er kann zuhören, muss selbst nicht immer im Rampenlicht stehen, freut sich aber bescheiden, wenn er dann mal damit beschienen wird.
„An mir kommt ja sowieso keiner vorbei, wenn sie aufs Schiff wollen“, sagt er mit verschmitztem Blick und weiter: „ich stehe unten vor der Laufplanke und egal ob König, Regierende, Schlagerstar, Sängerin oder Modeikone – ich begrüße als Barkassen-Hausherr an Bord.“
Der Mann ist durch und durch authentisch, lebensfroh und passt sehr gut an die Elbkante. Das zeigt sich auch an seiner Liebe zur Kultur und die hat nicht nur ein großes, sondern auch ein weites Herz. Schon zum ersten Elbjazz-Festival 2010 war es sein Unternehmen, das die Besucher und Musiker über die Elbe zu den Docks von Blohm & Voss und zu den anderen Konzert-Locations brachte. Das eine oder andere (Spontan-)Konzert fand an Bord statt.
Mitarbeiter, Team, Kunden und er selbst stehen natürlich zur Kunstliebe, zum Pop und zur direkten Art sich etwas zu trauen. Alle sind motiviert – das macht Barkassen-Meyer in der Branche nicht nur zu etwas Besonderem, sondern auch weithin auffällig.
Einerseits sind die bildkünstlerischen Werke von Barkassen-Meyer von weithin und öffentlich sichtbar, andererseits aber auch abgeschirmt. Als der Hamburger Künstler Frank Bürmann („The Art of Hamburg“) Hubert Neubacher vorschlug, eine Barkasse zu bemalen, durfte er das Cabrio Sanna zur Kunstbarkasse machen. Mittlerweile gibt es weitere, mal sechs, mal sieben – und vor allem von Street Art- und Pop Art-Künstlern (Haze, Julia Benz u.a.) bemalte. Auch Udo Lindenberg gestaltete einen Schiffsrumpf. „Nicht jeder Künstler stand selbst in der Werft und malte, aber die überwiegende Mehrheit schon“, konstatiert Neubacher, „wenn die Barkassen überholt werden müssen, erhalten sie oft ein neues Kunstgewand. Danach gibt es dann bei uns keine Vernissage, sondern eine ‚Bootissage‘“.
„Mein Blick ist immer wieder ein anderer, deswegen fühle ich mich wie ein Übersetzer.“ Hubert Neubacher
Street Art hat den Unternehmer schon seit sehr langem fasziniert, so kaufte er sein erstes Kunstwerk auf einer Veranstaltung von Viva Con Aqua in der damaligen St. Pauli-Bar „sichtbar“. „Es war ein Bild von Nico Vogel, dem Bruder des Schauspielers Jürgen Vogel. Es ist ein Portrait im Pop Art-Stil, mit auffallender Farbigkeit“, sagt Neubacher.
Weitere Bilder kamen bei der ersten jährlich stattfindenden Millerntor Gallery, im Jahr 2011 hinzu. Mittlerweile kauft er nicht nur bei Künstlern oder Galerien, er ersteigert auch mal Werke auf Charity-Veranstaltungen und Auktionen. So sind Bilder von Elvira Bach, Armin Müller-Stahl, Dennis Hopper, Jonathan Meese und James Rizzi zusammengekommen, neben welchen des Dresdener Pop-Art Künstlers Markuss Göpfert, des Neo Pop Art-Künstlers Romero Britto aus Brasilien, des dänischen Künstlers Rune Christensen, von Panikrocker Udo Lindenberg, dem Ex-Anwalt Paul Schrader und der Moderatorin Ramona Leiß.
Kunstwerke der Sammlung: Von Nico Vogel (links) und Rune Christensen (rechts).
Die gesammelten Bildwerke hängen weder auf den Barkassen, noch sind davon viele an den Landungsbrücken in seinem Büro an der Brücke 6 zu finden. Die entdeckt man bei ihm privat und andernorts. Dementsprechend sollten die add art-Besucher den Sammlungsbesuch respektvoll genießen. Wo genau sein Rückzugsort ist, wird nicht verraten.
Interessierte können am add art-Wochenende nach Anmeldung ab der Übersee-Brücke, nahe des Massengutfrachters Cap San Diego die Sammlung per Kunstbarkasse erreichen. Es geht in einer Stunde elbaufwärts in Neubachers farbefrohes Reich in Entenwerder. Wer es in diesem Jahr nicht schafft, weil bereits jetzt alle Führungen ausgebucht sind, sollte sich auf eine Warteliste setzen lassen oder hoffen, dass Barkassen-Meyer auch 2025 wieder dabei ist!
11. add art – Hamburgs Wirtschaft öffnet Türen für Kunst
Zu erleben vom 14. bis 17. November 2024 im Stadtraum von Hamburg
- Weitere Informationen, Termine und Anmeldung (add art)
- Weitere Informationen (Barkassen-Meyer)
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