Kultur Blog
- Geschrieben von Anna Grillet -
Drei Jahrzehnte nach „Forrest Gump“ überlistet uns US-Regisseur Robert Zemeckis zu einer höchst ungewöhnlichen cineastischen Exkursion. Sein Fantasy-Drama „Here“ bricht mit der Einheit von Zeit, Raum und Handlung.
Zur Schnittstelle der Schicksale im Verlauf von mehr als hundert Jahren entwickelt sich das gutbürgerliche Wohnzimmer einer amerikanischen Vorstadtvilla. Die Bewohner wechseln, werden älter, sind ständig in Bewegung, die Kamera rührt sich nicht. Das schillernde Kaleidoskop der Emotionen polarisiert: Kitsch, Kolportage oder erzwungene Versuchsanordnung behaupten die einen, die anderen sehen in „Here“ das spannendste Oeuvre des 72 jährigen Filmemachers.
- Geschrieben von Claus Friede -
Vor 500 Jahren geschieht schier Unglaubliches: Die Bauern begehren gegen den Adel, den Klerus und die ständische Ordnung auf. Diese „Revolution des gemeinen Mannes“ wird von der Obrigkeit brutal niedergeschlagen – und ist doch der Beginn eines Wandels, der in eine moderne Welt führen wird.
Der „Bauernkrieg“ ist die früheste politisch-soziale Massenbewegung im deutschen Sprachraum: Von Tirol und der Schweiz über das Elsass und Oberschwaben bis nach Franken und Thüringen rebellieren die Bauern.
- Geschrieben von Claus Friede -
„More Sweetly Play the Dance" (dt.: Spielt süßer den Tanz) ist der Titel einer großformatigen Installation des südafrikanischen Künstlers William Kentridge im Museo Picasso im südspanischen Málaga.
Diese spektakuläre, fast vierzig Meter lange Videoinstallation aus der Sammlung der Fundació Sorigué zeigt eine unendliche Prozession von sich bewegenden Figuren, die in Kombination mit Musik eine allumfassende Lebenswirklichkeit schaffen: das Werk setzt sich mit Schönheit als auch mit Brutalität auseinander.
- Geschrieben von Redaktion -
Das ifa – (Institut für Auslandsbeziehungen) präsentiert Bilder einer der bedeutendsten Fotografinnen Deutschlands: Barbara Klemm. Nach 15 Jahren Welttournee sind sie im GfZK – (Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig) erstmalig wieder in Deutschland zu sehen.
Die Werke der 1939 in Münster geborene Fotografin Barbara Klemm zeugen von der historischen Entwicklung und der Gegenwart in einem jahrzehntelang geteilten Land.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
In der AdK-Galerie Arts & Crafts in Hamburg steht die diesjährige Weihnachtsausstellung ganz im Zeichen von „Pracht und Prächtig“ – ein Titel, der dieser Ausstellung alle Ehre macht: Die handgefertigten Objekte von 15 namhaften Kunsthandwerker*innen und Newcomern sind nicht nur einzigartig und von höchster Qualität, sie schmücken auch ungemein, wie man auf dem opulent gedeckten Gabentisch im Zentrum der Galerie entdeckt.
Ganz wunderbar ist dieser Tisch, bestückt mit Produkten sämtlicher Gewerke, die sich zu einem poetisch anmutenden Gesamtkunstwerk zusammenfügen. Ungewöhnliche Kombinationen sind hier zu entdecken, darunter die filigranen Papierbilder von Susanne Schwarz („Wolkenheim“), die mit Raum und Fläche spielen, sowie Kira Kotliars bunte Pappmaché-Katzen, die der Tafel eine heitere Note verleihen. (In der Galerie präsentiert sie eine große Auswahl ihrer geflügelten Fantasietiere).
- Geschrieben von Marc Peschke -
Die große Dezember-Vernissage in der LAUDA FabrikGalerie ist ein Glanzlicht der Kulturregion des Main-Tauber-Kreises, im nördlichen Baden-Württemberg. Und so kamen auch diesmal wieder etwa 90 Gäste trotz des widrigen Wetters, um die schon 160. Ausstellung feierlich zu eröffnen.
Die Vernissage im Dezember ist traditionell auch der Anlass, den neuen Kunstkalender vorzustellen, der die Ausstellungen des Jahres 2024 würdigt und zum Selbstkostenpreis angeboten wird. Der Erlös wird für einen wohltätigen Zweck gespendet.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Regisseur Guan Hu inszeniert mit „Black Dog“ am Rande der Wüste Gobi die post-industrielle Odyssee zweier Außenseiter: einem bissigem Windhund-Mischling und dem wortkargen Ex-Häftling Lang (überragend Eddie Peng). Was die beiden verbindet, ist anfangs nur jener Argwohn der Gescheiterten und Verfolgten.
Das atemberaubende, ästhetisch virtuose Erlöser-Epos zwischen Noir Melancholie, Slapstick Komik und der rauen Poesie eines Neo-Westerns reflektiert die gesellschaftlichen Spannungen innerhalb Chinas. Der Fortschritt fordert seine Opfer grade unter den Ärmsten. „Black Dog“ wurde bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes mit dem Hauptpreis der Sektion „Un Certain Regard“ ausgezeichnet.
- Geschrieben von Claus Friede -
Modigliani / Zadkine: Une amitié interrompue (dt.: Eine unterbrochene Freundschaft )
Das Zadkine-Museum in Paris setzt die Erforschung der künstlerischen Verbindungen durch eine Ausstellung fort, die der Bildhauer Ossip Zadkine (1888–1967) im Laufe seines Lebens geknüpft hat.
Diese Ausstellung ist die erste, die sich mit einer bisher noch nie erforschten Künstlerfreundschaft befasst, der zwischen dem aus Weißrussland stammenden Zadkine und dem in Livorno geborenen Maler Amedeo Modigliani (1884–1920).
Anhand von fast 90 Werken – Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen, aber auch Dokumenten und Fotografien aus deren Lebenszeit – werden die sich kreuzenden Wege von Modigliani und Zadkine in dem turbulenten, aber sehr fruchtbaren Kontext des Pariser Künstlerquartiers Montparnasse der Jahre 1910 bis 1920 aufgezeigt.
- Geschrieben von Marion und Ernst-Günter Hinz -
Vieles an diesem Abend in der Lübecker Musik- und Kongresshalle (MuK) ist anders als bei einem „normalen“ Klassik-Konzert. Das zeigt sich gleich zu Beginn: Nach der launigen Einführung durch Christian Kuhnt, Intendant des Schleswig-Holstein Musikfestivals, in der er Lübeck, Tschaikowsky und uns Zuhörer mit einer märchenhaften Anekdote zusammenführt, treten nicht wie erwartet schwarzgekleidete Musiker und Musikerinnen entschlossenen Schrittes auf die Bühne, sondern summende, vokalisierende, musizierende, die sich wie Schlafwandler, wie Traumtänzer bewegen. Scheinbar willkürlich bleiben sie stehen, setzen sich nicht – außer die Cellisten und Cellistinnen, die beiden Harfenistinnen und die Pianistin.
Sie stimmen ihre Instrumente nicht. Stattdessen tauchen sie das Publikum in eine Klanglandschaft, changierend zwischen kompositorischer Idee und freier Interpretation. Das alles bereitet uns auf wunderbare Weise auf den märchenhaften Abend vor, bevor dann doch überraschend die Ouvertüre zum „Nussknacker“ einsetzt.
- Geschrieben von Claus Friede -
Er war ein bislang kaum bekannter Künstler, der tschechische Bildhauer, Medailleur und Zeichner František Chochola (1943–2022).
Der im mittelböhmischen Kolín geborene Künstler absolvierte die Kunst- und Gewerbeschule in Bechyně und arbeitete zunächst als Medailleur – gravierte Gedenkmünzen und Erinnerungs- und Ehren-Medaillien. Im Jahr 1963 arbeitete er als Restaurator in seiner Geburtsstadt. Durch die politischen Ereignisse des Prager Frühlings Ende der 1960er Jahre emigrierte Chochola Anfang der 70er nach Hamburg – wie auch andere Künstler wie Jan Koblasa und Karel Trinkewitz.