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Imagine John Lennon – Musiker, Poet, Zeichner, Aktivist

Er ist eine Legende der Popmusik, ein Idol der 68-Generation und der Hippiebewegung: „Give Peace a Chance" und „Imagine" machen ihn zur Ikone der Friedensbewegung. Seit seiner Ermordung im Dezember 1980, ranken sich Legenden und Mythen um seine Person. Gemeint ist John Lennon, der Vorstadtjunge aus Liverpool, einst Mitglied der legendären Beatles. Die Ausstellung „Imagine John Lennon" im Ernst Barlach Museum im schleswig-holsteinischen Wedel präsentiert jetzt die unbekannten Facetten des Musikers: den Zeichner und Maler, den Poeten und politischen Aktivisten.

Am 9. Oktober dieses Jahres würde er fünfundsiebzig Jahre alt. Aus diesem Anlass widmet sich die aktuelle Schau im Ernst Barlach Museum Wedel dem Leben John Lennons: Da ist der Superstar aus der Beatle-Ära, deren Musik den Nerv der Jugend trifft und eine Beatlemania auslöst, da sind seine Songtexte, Plattencover und goldenen Schallplatten. Da ist der Privatmensch, sein Familienleben mit Yoko Ono, Textpassagen aus eigenen Erinnerungen, seine politischen Aktivitäten. Rund 180 Fotografien geben Einblick in sein Leben. Hinzu kommen Bücher, Objekte, Videos. Seinen Lithographien und Zeichnungen mit japanischer Sumi-Tinte, Bleistift und Kugelschreiber ist ein eigener Raum gewidmet. Die Bildmotive sind in schnellen, lockeren Strichen skizziert. In ironisch-skurriler Bildsprache karikiert er sein Umfeld: seine Familie, die Fans, das halbseidene Milieu „Suitors", einen Priester, einem nackten Pärchen hinterher schauend, oder betrunkene Männer und Frauen wild durcheinander tanzend. Sich selbst und Yoko malt er als Adam und Eva unterm Apfelbaum „Apple-Tree", für seinen Sohn die Familienkatze am Fenster oder "tierische Freunde", Katze, Pferd und Hund.

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Seine frühesten künstlerischen Arbeiten entstehen in den 60er-Jahren. Zu dieser Zeit studiert Lennon am Liverpool College of Art, bricht sein Studium zu Gunsten der Musik ab und gründet eine Band, die Beatles. Nach Auftritten in Hamburg 1960 bis 1962, darunter im legendären Star Club, veröffentlichen die Beatles – George Harrison, Paul McCartney, Ringo Starr und John Lennon – in London überaus erfolgreich ihre ersten Schallplatten „Love Me Do", „Please Please Me" und „She Loves You". Ihre Weltkarriere beginnt, die Pilzfrisur wird ihr Markenzeichen. Neben der Musik übernimmt Lennon in dem Antikriegsfilm „Wie ich den Krieg gewann" von Richard Lester 1967 eine kleinere Rolle. Fazit: der Pilzkopf wird gekürzt und der kurzsichtige Lennon trägt fortan in der Öffentlichkeit eine Nickelbrille mit runden Gläsern.

Bereits während seiner Jugendzeit verfasst der Liverpooler Kurzgeschichten und Gedichte, die er mit eigenen Bildern auflockert. 1964 und 1965 erscheinen die von ihm illustrierten Nonsens-Bücher „In His Own Write" (In seiner eigenen Schreibe) und „A Spaniard in the Works" (Ein Spanier macht noch keinen Sommer). Diese Nonsens-Dichtungen – eine englische Literaturkultur – sind voller Kalauer und Blödeleien, Schachtelwörtern und Worterfindungen, welche allerdings auf dem europäischen Kontinent auf literarisches Unverständnis stoßen.
Eine entscheidende Wendung in Lennons privatem und künstlerischem Leben ist die Begegnung mit der japanischen Konzept-Künstlerin Yoko Ono, die er nach seiner Scheidung 1969 heiratet. Ein exaltiertes Paar, das bereits in den Flitterwochen mit einem sechs Tage dauernden „Bed-In“ im Amsterdamer Hilton-Hotel für Furore sorgt. Ein von der internationalen Presse aufmerksam verfolgtes Happening als Protest gegen den Vietnamkrieg der USA. Wegen der großen medialen Aufmerksamkeit veranstalten die frisch vermählten Polit-Aktivisten zwei Monate später in Montreal ein weiteres Bed-In. Hier wird Lennons Friedenshymne „Give Peace a Chance" gemeinsam mit allen Anwesenden eingespielt. Später äußert sich Lennon: „Als wir heirateten, wussten wir, dass unsere Flitterwochen sowieso öffentlich sein würden, also beschlossen wir, sie zu nutzen. Unser Leben ist unsere Kunst. Das war das Bed-In. Wir saßen im Bett und redeten mit den Reportern. Es war urkomisch. Im Endeffekt machten wir einen Werbespot für den Frieden."

Im Studio von Tittenhust Park, seinem Landhaus westlich von London, entsteht im Mai 1971 „Imagine", das zweite Soloalbum von John Lennon nach der Trennung von den Beatles. Das gleichnamige Titelstück beschreibt Lennons Vision einer besseren und gerechteren Welt: „Imagine there's no heaven. It's easy if you try. No hell below us. Above us only sky. Imagine all the people living for today" und der Refrain „You may say I'm a dreamer. But I'm not the only one. I hope some day you'll join us. And the world will be as one." Der Song soll allerdings erst nach Lennons Tod die Spitze der Singlecharts erreichen und zum politischen und musikalischen Vermächtnis des Künstlers werden.

Im August des selben Jahres verlegt das Paar seinen Wohnsitz nach New York. Vier Jahre später kommt ihr Sohn Sean zur Welt. Lennon zieht sich immer mehr ins Privatleben zurück, seine Frau managt die geschäftlichen Seiten. Er wird Hausmann, kümmert sich um Sean und versucht ihm ein fürsorglicher Vater zu sein. An der Seite seiner Frau nimmt Lennon an Demonstrationen und Protestbewegungen gegen den Vietnam-Krieg teil. Observiert vom amerikanischen FBI, der auf Anordnung des damaligen Direktors Edgar J. Hoover eine Akte unter der Nummer 100-469910 angelegt. Die Lithografie „War is over" markiert das Ende des Krieges.

Am 8. Dezember 1980 wird John Lennon gegen 23 Uhr von dem geistig verwirrten Mark David Chapman vor dem Dakota Building in New York erschossen. Nur wenige Stunden vor dem Attentat fotografiert Annie Leibowitz das letzte Bild von John Lennon und Yoko Ono. Ein sehr intimes, überaus emotionales Portrait: John – nackt – schmiegt sich embryonal zusammengerollt an die mit Jeans und Pullover bekleidete Yoko. Das Foto ist in der Ausstellung zu sehen.

Bei aller Begeisterung für John Lennon und seine Musik: Lennons bildkünstlerische Arbeiten dürften nicht in die Annalen der Kunstgeschichte eingehen. Als Musiker und Songschreiber erreicht er dagegen einen Nimbus mit Ewigkeitsanspruch. Er ist ein Kreativer, der in der Zeit mit Yoko Ono neue künstlerische Impulse erhält. Ein Musiker, der sich mit spektakulären Aktionen selbst inszeniert und erfolgreich vermarktet. Eine Vermarktung, die von seiner Witwe und seinem Sohn Sean mit großem Erfolg fortgesetzt wird, denn der Mythos „John Lennon" darf nicht in Vergessenheit geraten.

Die sorgfältig kuratierte Ausstellung „Imagine John Lennon – Musiker, Poet, Zeichner, Aktivist" ist ein Muss für alle Lennon-Fans!
Zu sehen bis zum 28. Februar 2016 im Ernst Barlach Museum Wedel, Mühlenstraße 1, in 22880 Wedel.
Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr.
www.ernst-barlach.de


Abbildungsnachweis: Alle Fotos: Christel Busch
Header: Blick auf eine Siebdruck-Text-Arbeit.
Galerie:
01. Transparent zur Ausstellung an der Museumsfassade. Abb. Barlach Museum Wedel
02. bis 07. Blicke in die Ausstellung

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