Literatur

Karla Letterman hat nach drei Harz-Krimis ihren ersten Lübeck-Krimi „Die Trauerrednerin und der tote Tenor“ im Rote Katze Verlag (Lübeck) veröffentlicht.

 

Vorgestellt wurde das Buch in der Musikhochschule Lübeck, einer der Schauplätze des Krimis. Wir verfolgen die Spuren des Bösen in der malerischen Altstadt Lübecks und in Travemünde.

 

Spannender Krimi in der Kulisse von Lübecks Altstadt

Wir begeben uns mit Trauerrednerin Penni Sattler auf die spannende Suche nach Wahrheit. Fakt ist, ein Finanzbeamter wird tot auf dem verwinkelten Dachboden der Musikhochschule aufgefunden. War es Selbstmord oder Mord? Warum trifft sich die Witwe heimlich mit einem dubiosen Hotelerben an einem unheimlichen Ort? Welche Rolle spielte eine Malerin im Leben des Finanzbeamten? Warum starb dieser an einem so schwer zugänglichen Ort? Was steckt dahinter?
Letterman Trauerednerin COVERUnd welche Rolle spielt der Chor der Musikhochschule im Geschehen? Das alles möchte Penni Sattler herausfinden und geht der Sache auf den Grund. Wir eilen mit Penni durch verwinkelte Gassen. Wir besuchen mit ihr die Schiffergesellschaft und den Ehrenfriedhof. Überall lauert Gefahr… Mit viel Fantasie und Sprachgefühl, mit viel Witz und Humor und gelungenen Spannungsbögen fesselt Karla Letterman die Leser dieses Lübeck-Krimis von Anfang an. Wer ist diese Autorin? Was treibt sie an und um? Was hat sie für Pläne? Das alles wollten wir wissen und fragten nach. Das Gespräch mit Karla Letterman führte die Literaturressortleiterin von KulturPort.De, Marion Hinz.

 

Marion Hinz (MH): Deine ersten drei Krimis, die du veröffentlicht hast, bezeichnest du als „Harz-Krimis“. Warum?

 

Karla Letterman (KL): Sie können als typische Regionalkrimis gelesen werden, die im Südharz spielen, genauer in Bad Lauterberg, wo ich aufgewachsen bin. Doch der regionale Rahmen dient mir auch dazu, (gesellschafts-) politische Themen aufzugreifen.

 

MH: Wie viele Harz-Krimis hast du bisher geschrieben? Werden weitere folgen?

 

KL: Ich habe drei Harzkrimis geschrieben. Im ersten – „Die Hexenpapiere“ von 2018 – geht es um rechtsradikale Umtriebe, im zweiten – „Jenseits der Spur“ von 2019 – um die stillen Vorbereitungen für autonomes Fahren, und im dritten – „Wer mit Wölfen spielt“ von 2020 – um die Rückkehr der gefürchteten Wölfe. Weitere Harzkrimis plane ich derzeit nicht, aber ich schließe es nicht kategorisch aus.

 

MH: Wann ist eigentlich dein erstes Buch erschienen?

 

KL: 2018. Es war „Die Hexenpapiere“. Auch wenn die Geschichte, wie sich Neonazis in einer Kleinstadt etablieren, heute aktueller denn je erscheint, hatte mich damals die wahre Geschichte eines rechten Liedermachers inspiriert, die schon einige Jahre zurücklag. Man sieht: Radikale Umtriebe gab es immer, und sie sind auch beileibe nicht nur das Phänomen bestimmter Regionen.

 

MH: Auf deiner Webseite ist zu lesen, dass du leidenschaftlich gerne häkelst. Du hast ja auch sogar schon zwei Handarbeitskrimis geschrieben. Welche deiner Leidenschaften ist größer: die Leidenschaft zum Häkeln oder die zum Schreiben?

 

KL: Das kann ich gar nicht sagen. Sie ergänzen sich gut. Denn auch wenn bei beiden Tätigkeiten Neues entsteht (und diesen schöpferischen Charakter liebe ich so!), ist doch das Schreiben etwas eher Abstraktes, während ich beim Häkeln oder Stricken etwas Greifbares herstelle und unmittelbar sehen und fühlen kann, was sich durch mein Zutun entwickelt. Es ist so herrlich sinnlich!

 

MH: Ist Schreiben für die auch eine Art Handarbeit?

 

KL: Nein. Das war es in meiner Jugend, als man noch mit Füllfederhalter oder Kuli auf Papier geschrieben hat. Auch während meiner journalistischen Ausbildung, als wir zu Beginn unsere Texte ausschließlich mit der Schreibmaschine getippt haben, hatte das Schreiben noch einen handwerklichen Aspekt, würde ich sagen. Doch der ging mit dem Siegeszug des Computers verloren.

 

MH: Bedauerst du das?

 

KL: Für die Tätigkeit des Schreibens sind die Textverarbeitungsprogramme natürlich ein Gewinn! Ich weiß noch, wie viel Zeit die Arbeit mit Tipp-Ex gekostet hat… oder das Umschreiben eines längeren Textteils! Da sind Copy-Paste, automatischer Zeilenumbruch und Rechtschreibprüfung ein wahrer Segen.

Doch meiner Meinung nach fehlt heute die handwerkliche Arbeit im Schulunterricht. Handarbeits- und Werkunterricht, die zu meiner Zeit obligatorisch waren, werden heute höchstens als Projekte angeboten. Dabei ist erwiesen, dass feinmotorische Tätigkeiten die Entwicklung des Gehirns fördern. Was für ein Versäumnis, diese Möglichkeit nicht zu nutzen!

 

MH: Hast du viel Fantasie?

 

KL: Ja. Bei vielen alltäglichen Gelegenheiten wie z. B. einer Konferenzteilnahme sehe ich eine Art zweite Bildebene. Etwa: Der Kollege, der gerade so engagiert über seine Arbeit spricht, verlässt stattdessen kommentarlos den Raum.

 

MH: War das schon als Kind so?

 

KL: Ja. Ich war als Träumerin beinah schon verschrien. Mehr als einmal bin ich auf dem Weg vom Busbahnhof zur Schule gegen einen Laternenpfosten gelaufen.

 

MH: Dein neuester Krimi ist ein Lübeck-Krimi. Wie ist es dazu gekommen?

 

KL: Alles begann mit einem Zeitungsartikel über die „Katakomben“ der Musikhochschule, in denen Instrumente gelagert werden. Sofort sprang mein Kopfkino an und zeigte mir eine aberwitzige Flucht zwischen Trommeln und Trompeten.

Ich fragte den Marketingleiter (der den Artikel verantwortet hatte), ob es möglich sei, die Katakomben zu besichtigen. Als er erfuhr, dass ich Krimiautorin bin, sagte er, die Katakomben seien zwar spannend – aber noch viel besser finde er die Dachböden. Und erbot sich tatsächlich, sie mir zu zeigen!

Er hatte recht: Die Dachbodenlandschaft über diesen 22 ehemaligen Kaufmannshäusern, aus denen die Hochschule besteht, ist fantastisch! Dort musste einfach ein Verbrechen geschehen, und dort musste mindestens eine Flucht stattfinden. Ich wurde diese Bilder nicht wieder los, bis es mir endlich gelungen war, einen Krimi drumherum zu stricken. Hmm… oder sollte ich besser sagen: zu komponieren…?

 

MH: Der Rote Katze Verlag hat deinen Lübeck-Krimi unter dem Titel „Die Trauerrednerin und der tote Tenor“ verlegt. War dieser Titel deine Idee?

 

KL: Ja. Allerdings hatten der Verlag und ich vorher einige andere Titel ersonnen, die zum Teil nur deshalb entfielen, weil es sie auf dem Buchmarkt schon gab. Und ich wollte gern einen Titel, der die Möglichkeit einer Reihe zulässt. Denn eine Trauerrednerin als Ermittlerin ist etwas Neues und bietet viel erzählerisches Potential …

 

MH: Was fasziniert dich eigentlich an Kriminalgeschichten?

 

KL: So breit gefächert das Genre auch ist: Meist gibt es eine gewisse Eindeutigkeit, die man in der anstrengenden Realität so nicht antrifft. Ich meine damit nicht automatisch eine Schwarzweißzeichnung von Gut und Böse. Aber es gibt Motive, Interessen, Konflikte – und eine Ermittlung, die ein klares Ziel verfolgt.

Als Autorin fasziniert mich außerdem, dass ich diesen Rahmen mit Themen jeglicher Art füllen kann.

 

MH: Hast du immer schon ein Faible für Krimis gehabt?

 

KL: Ja. Die Fünf Freunde und die Drei Fragezeichen habe ich als Kind geliebt!

 

MH: Und vielleicht auch schon immer eine Leidenschaft für Bücher?

 

KL: Ich würde gar nicht sagen, dass ich eine Leidenschaft für Bücher habe. Aber eine für Geschichten! Und die habe ich tatsächlich, seit ich denken kann. Mein Vater hat uns Kindern selbst erdachte Märchen von pfiffigen Zwergen erzählt und uns außerdem viel vorgelesen. Das hat mich geprägt.

 

MH: Worüber möchtest du unbedingt noch schreiben?

 

KL: Über die politischen und gesellschaftlichen Verwicklungen und Verwerfungen im Zusammenhang mit dem Riesenprojekt Fehmarnbelt-Tunnel. Über illegale Autorennen. Über Vereinsamung. Über das Leben von Fahrradkurieren. Über den Niedergang eines traditionellen Familienbetriebes. Über die Geringschätzung landwirtschaftlicher Arbeit und das unbeholfene Aufbegehren der Landwirte. Über Munitionsaltlasten in der Ostsee. Und über die Erkenntnisse einer Trauerrednerin beim Ermitteln in verdächtigen Todesfällen …!

 

Karla Letterman, geboren 1964, stammt ursprünglich aus dem Harz und lebt heute mit ihrem Mann in Lübeck. Nach dem Abitur erlernte sie bei einer Tageszeitung in Göttingen das journalistische Handwerk, danach studierte sie Informatik und Philosophie in Hamburg. Hauptberuflich arbeitete sie als Journalistin, als Geschäftsführerin einer Druckerei, als Werbemanagerin und Software-Entwicklerin. Derzeit ist sie im Datenmanagement tätig, wobei sie automatisierte Datenimporte betreut. In ihrer Freizeit singt sie im Chor. Mit dem Krimischreiben begann sie 2015, die erste Romanveröffentlichung erfolgte 2018. Karla Letterman ist Mitglied im Syndikat, dem Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur und Mitglied der GEDOK Schleswig-Holstein.


Karla Letterman: „Die Trauerrednerin und der Tenor“

Lübeck-Krimi, Rote Katze Verlag 2024

Paperback, 243 Seiten.

ISBN 978-3-910563-25-4

- Weitere Informationen und Leseprobe (Verlag)

- Weitere Informationen (Karla Letterman)

- Weitere Informationen zum oben erwähnten Harz-Krimi: „Wer mit Wölfen spielt“, 2020

- Weitere Informationen (Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur)

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