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Die Ausstellung „Tracing Time“ stellt in der Kunsthalle des Kunsthaus Nexus in Saalfelden erstmalig in Österreich das Werk der Künstler Gabriele Worgitzki und Albrecht Noack vor. Das in Brandenburg und Berlin lebende Künstlerpaar arbeitet mit den Medien der Fotografie, Video, Zeichnung und Malerei.


„Tracing Time“, was man übersetzen könnte mit „rückverfolgbare Zeit“ oder „überwachte Zeit“ widmet sich ausschließlich dem fotografischen Werk.

 

In der Kombination und im Gegenüber der Werke fallen den Besuchern zunächst die Gemeinsamkeiten auf. Die Fotoarbeiten sind fragmentarisch, exemplarisch weil sie lediglich Ausschnitte und Andeutungen präsentieren und beide stellen Serien aus.

Der englische Schriftsteller und Kunstkritiker John Berger beschreibt gemeinsam mit dem Schweizer Dokumentarfotograf Jean Mohr das Phänomen der Zeitlichkeit der Fotografie: „Eine Photografie hält den Zeitfluß an, in den das photographierte Ereignis einst eingetaucht war. Jede Photografie gehört der Vergangenheit an [...] und übermittelt uns zwei Botschaften: die eine betrifft das photographierte Ereignis, die andere ist der Schock der angehaltenen Zeit.“

 

Besonders Gabriele Worgitzki macht etwas Gegenteiliges, ihre mit einer Lochbildkamera geschossenen Aufnahmen brauchen sich nicht zu verlangsamen oder gar anzuhalten, weil sie gleichzeitig Bewegung und Stillstand in Zeit und Raum vermitteln. Die Künstlerin weiß, dass zwar die Legitimation jedweden Fotos das Herausheben aus der Welt ist, sie separiert das einzelne Bild aber nicht, sondern lässt es in der Reihung einer Serie und im zeitlichen Strom fließen. Es ist eine Art Reinigungsprozess, den sie in Gang setzt: Aus der Bilder-, Daten- und Informationsflut unserer Tage, werden uns nicht ihre Vorstellungen zur Verfügung gestellt, sondern ihre Wahrnehmungen und eine eigene Wirklichkeit.

 

Die Orte sind zwar Räume, liefern aber nicht die Schilderung des Begriffs Stadt, sondern erzählen von Begebenheiten in urbanen Räumen. Die Reduktion der fokussierten Motivik, die Unschärfe und die suggerierte Bewegung wirken einer Entschlüsselung entgegen.

Albrecht Noack entrückt uns aus dem Heute – optisch und technisch. Seine Serie „flüssiges Silber“ zwischen Sichtbarkeit und Ausblendung, zwischen Zeigen und Verbergen, Fülle und Leerstelle katapultiert uns in eine Welt der unkonkreten Erinnerung per se. Die Werke gehen der Frage nach, was Präsenz in der Kunst eigentlich ist – und sein kann. Und ob Erinnerung einen Ort braucht oder allein die zeitliche Achse ausreicht. Einzelne Schichtungen sind ein wesentliches Element der Noack’schen Arbeitsweise.

 

Die vermeintlich analoge Technik, die uns in den Bildern vorgetäuscht wird, agiert mit unseren Erinnerungen von Bildern. Das, was noch vor 100 Jahren im technischen Experiment, im Versuch und der Verfahrensforschung stand, ist hier nun gewollte ästhetische und inhaltliche Methodik. Um eine gewisse Reinheit zu erhalten, verzichtet Noack auf eine Betitelung seiner Einzelbilder.

 

Die Emulsion wird zum malerischen Ausdruck, die Schichtung zum grafischen Element, die Auflösung von Konturen löst den Hang zur Genauigkeit auf, das Schwarz-Weiß wird zur Formel der Vergangenheit, und die Unschärfe zum Vorzeichen des Vergessens. Das Massenverfahren produziert uns Unikate. Und – als ob es Gebrauchsspuren gäbe, ist die Zeit gefälscht.

 

Beide Künstler schaffen es, ihre Fotografien wie traumhafte Inszenierungen wirken zu lassen, wie Kulissen von Überlagerungen. Sie lassen uns Betrachter nicht nur zum Beobachter, sondern gleichzeitig auch zum Entdecker und Vermittler werden.

 

Gabriele Worgitzki, Albrecht Noack: „Tracing Time“
Eröffnung: Fr. 7. März 2025, 20:00 Uhr
Laufzeit: 8. März bis 23. Mai 2025
Kuratiert von Prof. Claus Friede
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 17:00 – 20:00 Uhr, sowie zu den Bürozeiten (Dienstag bis Freitag, 09:00 – 13:00 Uhr) nach telefonischer Voranmeldung

 

Kunsthaus Nexus (Kunsthalle)
Am Postplatz 1
A-5760 Saalfelden / Österreich

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