„More Sweetly Play the Dance" (dt.: Spielt süßer den Tanz) ist der Titel einer großformatigen Installation des südafrikanischen Künstlers William Kentridge im Museo Picasso im südspanischen Málaga.
Diese spektakuläre, fast vierzig Meter lange Videoinstallation aus der Sammlung der Fundació Sorigué zeigt eine unendliche Prozession von sich bewegenden Figuren, die in Kombination mit Musik eine allumfassende Lebenswirklichkeit schaffen: das Werk setzt sich mit Schönheit als auch mit Brutalität auseinanderzusetzen.
„More Sweetly Play the Dance" des südafrikanischen Künstlers William Kentridge (geboren 1955 in Johannesburg) ist ein 2015 entstandenes Werk, das Video, Animation, Zeichnung, Musik und Performance zu einer immersiven und multidimensionalen Erfahrung verbindet. Es ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie Kentridge Themen wie Geschichte, Politik, Erinnerung und Identität erforscht und dabei eine Bildsprache verwendet, die das Ephemere mit dem Dauerhaften und das Tragische mit dem Optimistischen vermischt. In dieser persönlichen Anspielung auf Platons Höhle evoziert der Künstler Wanderungsbewegungen, die durch Kriegsausbrüche, die Suche nach Utopien oder klimatische Bedrohungen ausgelöst werden. Der Einsatz von Mehrfachprojektionen, die Choreografie der Figuren und die unablässige Musik schaffen ein Gefühl des kontinuierlichen Flusses, als ob die menschliche Geschichte niemals stillsteht.
William Kentridge verwendet die Prozession als Metapher für den Zustand des Menschen und die historischen Märsche der Unterdrückten, insbesondere im Kontext der südafrikanischen Geschichte und der Apartheid. Das Werk zeigt eine lange Prozession von sich bewegenden Figuren, die sich in einem Totentanz oder einer rituellen Parade vorwärtszubewegen scheinen. Musiker, Tänzer, religiöse Figuren und emblematische Charaktere bewegen sich langsam vorwärts, während im Hintergrund melancholische und lebhafte Musik erklingt. Der Künstler verwendet seinen charakteristischen monochromen Stil, hauptsächlich Schwarz und Weiß, mit lockeren und gestischen Strichen, die an Kohlezeichnungen erinnern, um die Rohheit der behandelten Themen zu unterstreichen. Kentridge verwendet diese Techniken in seinen Werken gewöhnlich, um die Individualität des Menschen zu zeigen, die Bedeutung des Körpers und die Kraft des Tanzes und schließlich den Tod abzuwehren.
William Kentridge: More Sweetly Play the Dance, 2015, Videoinstallation HD, 8-Kanal, 15 Min. Sammlung Fundació Sorigué. © William Kentridge. Foto: Museo Picasso Málaga
„More Sweetly Play the Dance" lässt den Betrachter an einen mittelalterlichen „Danse Macabre“ denken, den Kentridge jedoch in einen Tanz des Widerstands und des Überlebens verwandelt und damit beweist, dass Schönheit und Menschlichkeit inmitten jeglicher Umstände zu finden sind.
Die Parade von Menschen, die ihre Habseligkeiten oder verschiedene Gegenstände tragen, erinnert an die Migrationsbewegungen aufgrund von Hunger, Repressionen und Kriegserklärungen, der Suche nach Utopien oder um klimatische Bedrohungen zu entgehen, ausgehend von Kentridges eigener Überzeugung, dass „im 21. Jahrhundert die menschliche Kraft der Füße, des Gehens, die wichtigste Fortbewegungsmethode ist“.
Für diese beeindruckende 15-minütige Installation, die permanent läuft, hat Kentridge die afrikanische Tänzerin Dada Masilo und die Immanuel Essemblies Brass Band engagiert.
Mit diesem Werk lädt Kentridge die Betrachter ein, sich an einer Reflexion über die zyklische Natur der Geschichte und die menschliche Fähigkeit, selbst in den dunkelsten Momenten Hoffnung und Schönheit zu finden, zu beteiligen. „More Sweetly Play the Dance" ist ein Zeugnis für die Kraft der Kunst, sich mit den härtesten Realitäten auseinanderzusetzen und gleichzeitig Widerstand und Menschlichkeit zu feiern.
William Kentridge ist international bekannt für seine Zeichnungen, Filme, Theater- und Opernproduktionen. Seine Methode kombiniert Zeichnung, Schrift, Film, Performance, Musik und Theater, um Kunstwerke zu schaffen, die auf Politik, Wissenschaft, Literatur und Geschichte basieren und gleichzeitig Raum für Widersprüche und Unsicherheiten lassen. Kentridges Werke wurden in Museen und Galerien auf der ganzen Welt ausgestellt, darunter das Museum of Modern Art in New York, das Musée du Louvre in Paris und das Museo Reina Sofía in Madrid, um nur einige zu nennen. Er hat mehrmals an der Documenta in Kassel (2012, 2002, 1997) und an der Biennale in Venedig (2015, 2013, 2005, 1999 und 1993) teilgenommen. Seine Werke sind in Museen und Privatsammlungen auf der ganzen Welt zu finden.
William Kentridge: „More Sweetly Play the Dance"
Zu sehen bis 27. April 2025 im Museo Picasso Málaga, Palacio de Buenavista
C/ San Agustín 8, in 29015 Málaga/Spanien.
Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 18 Uhr.
- Weitere Informationen (Museo Picasso, engl.)
- Weitere Informationen (Fundació Sorigué, span.)
Die Fundació Sorigué, die zur Sorigué-Gruppe gehört, besitzt seit dem Jahr 2000 eine der bedeutendsten Sammlungen zeitgenössischer Kunst in Spanien sowie den wichtigsten Bestand an Werken von William Kentridge in Europa.Dazu gehören neben „More Sweetly Play the Dance“ auch die Serie großformatiger Zeichnungen „Middle Age Love“ und das Video „Tide Table“.
Die Kunstsammlung der Sorigué-Stiftung umfasst derzeit mehr als 450 Werke von renommierten nationalen und internationalen Künstlern wie Anselm Kiefer, Bill Viola, Juan Muñoz, Mat Collishaw, Chuck Close, Anish Kapoor, Daniel Richter, Cristina Iglesias, Antony Gormley, Julie Mehretu u.a.
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