Kopf-Hörer 7. Mozarts Interpreten
- Geschrieben von Claus Friede -
Sehr unterschiedlich sind die drei Klassik-CDs um die es heute geht, obwohl alle drei einen Komponisten umspielen: Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791).
Piano, Violine und Gesang wäre der nächste Dreiklang. Vorgestellt werden Mozarts Klavierkonzert Nr. 1, 17 und 20 vorgetragen von Ingrid Jacoby; Mozarts Violinkonzerte Nr. 2 und 5 sowie die Sinfonia Concertante in E-Dur mit Frank Peter Zimmermann und „The Weber Sisters“ („Die Weber-Schwestern“), gemeint sind Josepha, Aloisia, Constanze und Sophie Weber, die die Sopranistin Sabine Devieilhe und der Dirigent Raphaël Pichon von Pygmalion in musikalische Gewänder kleiden.
Ingrid Jacoby – Abbey Road. Die aus den USA stammende und in Großbritannien lebende Pianistin ist so etwas wie eine konsequente Wiederholungstäterin, denn vertieft sie sich in ein Projekt, in eine Aufgabe, dann führt sie diese mit einem ungeheuren Mehrgewinn für das Publikum (und für sich) zu Ende. Schon bei der 2013 ebenfalls mit Sir Neville Marriner und der Academy of St Martin in the Fields fertiggestellten Mozart-Reihe überzeugte ihr klares und reines Spiel. Aufgenommen in den legendären Abbey Road Studios in Londons Norden versteht man selbst anhand der Fotografien, die im November 2014 während der Aufnahmen und Proben geschossen wurden, was die Zusammenarbeit zwischen Mariner und Jacoby ausmacht – eine Zugewandtheit, die die hohe musikalische Ergänzung beider vor Augen führt. Diese CD ist ein absoluter Hörgenuss von Mozart-Werken, die in ihrer kompositorischen Lyrik und der poetischen Interpretation der Jacoby das höchste Prädikat verdienen.
Ingrid Jacoby: Mozart Piano Concertos
Academy of St Martin in the Fields, Leitung: Sir Neville Mariner, ica Classics. EAN: 5060244551374
Hörproben:
Ingrid Jacoby Mozart Piano Concertos No.17, 20 & 1
Ingrid Jacoby - Mozart Piano Concerto No.17 in G major K453 III Allegretto
Frank Peter Zimmermann – Herkulessaal der Residenz München. Spielerisch, tänzerisch, leichtfüßig und lebensfroh startet das Violinkonzert Nr. 2 ins „Hörleben“. Gemeinsam mit dem französischen Bratschist Antoine Tamestit und dem Kammerorchester des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, unter der Leitung von Radoslaw Szulc, ist diese CD die zweite Folge der Neueinspielung Zimmermanns der Violinkonzerte Mozarts. Viele Kritiker haben die Salzburger Schaffensphase der 1770er-Jahre des Ausnahmekomponisten Mozart als die Vollendung und Krönung bezeichnet. Alle drei Werke sind in jener Zeit entstanden. Hintereinander gehört versteht man die Bandbreite und Fähigkeiten des Meisters, seine individuellen Züge und den starken Ausdruckswillen, aber auch seinen Willen sich von gewissen vorgegeben Zwängen zu befreien. Das Album ist nicht zuletzt genau das: der Weg und die Entstehung der kompositorischen Freiheit.
Freiheit nimmt sich auch Antoine Tamestit heraus, seine Bratsche ist einen Halbton höher gestimmt, „um die gleichberechtigte Klangrede mit dem Solisten an der Geige zu ermöglichen“, wie es im Booklet heißt.
Frank Peter Zimmermann: Mozart Violin Concertos
Antoine Tamestit, Kammerorchester des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, Leitung: Radoslw Szulc, Hänssler Classic. EAN: 881488150421
Hörprobe
Sabine Devieilhe – Notre Dame du Liban Paris. Wir verweilen in den 70er-Jahren des 18. Jahrhunderts – Mozart war 21 Jahre alt geworden als er Ende 1777 die Familie Weber in Mannheim besuchte. Fridolin Weber war Notenkopist, Souffleur und Sänger (Bass) an der Hofkapelle, hatte vier schöne Töchter und legte besonderen Wert auf deren musikalische Erziehung. Diese Zutaten ließen den sensiblen Wolfgang Amadeus keineswegs gelassen, er verliebte sich stante pede in die vier Jahre jüngere Aloysia und in ihre außergewöhnliche Stimme. Eine gemeinsame, intensive Zeit und Zusammenarbeit begann und sie erhielt ein Repertoire an gesanglichen Finessen auf ihren Weg.
Nun, die französische Sopranistin Sabine Devieilhe verfügt ebenfalls über diese Qualität der Finessen und meistert das Repertoire intensiv und wundervoll. Auch wenn sie zurecht erwähnt, es sei weder originell noch neu, Mozarts kompositorische Gefühle für Aloysia zu interpretieren, so gibt es keine Zwangsverpflichtung originell und neu zu sein. Wenn das der alleinige Maßstab wäre, müsste der „Steinbruch“ der Musik für tot erklärt werden. Neu ist zumindest, dass Mozart "Prolog, Aloysia, Josepha und Constanze" in kleinen Privatkonzerten präsentierte, während sich Devieilhe und Pichon den sakralen, maronitischen Klangraum der oriental-syrisch-katholischen Gemeinde in Paris aussucht. Man kann sich vorstellen, dass die Sopranistin dort Konzerte gehört hat und von der Akustik und der ruhigen Lage überzeugt war.
Übrigens ist der Kirchenraum auch berühmt geworden, weil der spanische Maler Miquel Barceló, 1984 sein temporäres Atelier dort eingerichtet hatte, um sich auf seine große Ausstellung im Louvre vorzubereiten.
Sabine Devieilhe: Mozart The Weber Sisters
Pygmalion, Leitung: Raphael Pichon. Erato/Warner Classics. EAN 0825646016259
Video:
Sabine Devieilhe records Mozart & the Weber Sisters (franz. Mit engl. Untertiteln)
Abbildungsnachweis: CD-Cover
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