Musik Magazin
- Geschrieben von Frederike Krüger - Pascal Dusapin -
Pascal Dusapin, 1955 in Nancy geboren, ist einer der wichtigsten Impulsgeber der Gegenwartsmusik.
Im Gespräch zum 5. Philharmonischen Konzert des Philharmonisches Staatsorchesters Hamburg in der Elbphilharmonie gewährt er Einblicke in den Entstehungsprozess der Uraufführung von "Waves" und spricht dabei über Mathematik, Findungprobleme eines jeden Komponisten und seine Freude auf den Großen Saal in der Elbphilharmonie…
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Ein ungewöhnlich schönes Ambiente, ganz erstaunliche Stimmen und ein Spaßfaktor, wie er in der klassischen Musik wohl einmalig ist: Der „Halloween“-Sängerkrieg im Opernloft Hamburg war so vergnüglich, dass die Zuschauer eine geschlagene Stunde an Zugaben einforderten.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Das Bühnenbild zeigt Zerfall. Stéphane Laimé sorgt dafür, dass einem zuerst Venedig in den Sinn kommt anstelle von Sevilla. Zugemauerte Fenster geben alten Palazzi, von denen der Putz blättert, die triste Anmutung hoffnungslosen Zerfalls und fehlender Perspektiven.
„Don Giovanni“ ist der Abgesang für eine Gesellschaftsordnung, die keine zehn Jahre nach der Prager Uraufführung von „Der bestrafte Wüstling oder Don Giovanni“ in ganz Europa heftig von den Stürmen der französischen Revolution durchgeschüttelt werden wird. In ihrem Verlauf werden der französische König und seine aus Österreich stammende Königin enthauptet, Staaten ausradiert, Besitz- und Machtverhältnisse auf den Kopf gestellt, um am Ende – dem Adel entwunden – dem Bürgertum dienlich zu sein.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Auch wer diese Wiederaufnahme bereits erlebt hat: die drei Kurzopern von Ernst Křenek an der Frankfurter Oper sind einen erneuten Besuch wert. Das Regiekonzept von David Hermann funktioniert im Zusammenspiel mit dem Bühnenbild von Jo Schramm perfekt, bietet szenischen Genuss pur.
Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester brilliert unter der Leitung von Lothar Zagrosek, lässt Křeneks Musik farbig und kontrastreich erklingen. Die Frankfurter Produktion, in der Regisseur David Hermann mit einer inhaltlichen Verknüpfung der Werke einen Bogen vom Aufstieg und Fall eines Diktators spannt, wurde bei den International Opera Awards 2018 als Wiederentdeckung des Jahres ausgezeichnet. Das liegt mit Sicherheit auch an Lothar Zagrosek, der bereits mehrere Opern des Komponisten einstudierte und alle Sinfonien Křeneks auf Platte aufgenommen hat.
- Geschrieben von Johannes Blum -
„Der Fels wird morsch, dem ich entspringe und meine Gotteslieder singe...“
„IchundIch“, Else Lasker-Schülers letztes Theaterstück, entstanden während ihres Exils in Palästina drei Jahre vor ihrem Tod 1945, sollte eigentlich „Der bekehrte Satan“ heißen. Die Auftragsoper von Johannes Harneit wird ab 1. November in der Staatsoper Hamburg inszeniert.
In der Spanne zwischen diesen Titeln und ihren (ent)sprechenden Bedeutungsräumen inszeniert sich Weltpolitik, private Erlösungsphantasien und Poesie. Aber es inszeniert sich auch die Autorin selbst, indem im Titel bereits anklingt, wie sie sich als zwar gespaltene und verletzte, letzten Endes jedoch, nach lebenstragischen Phasen doch in großer eigensinniger Stärke einheitliche Person sah. Die Kraft ihres Jüdisch-Seins spielt hier eine große Rolle: obwohl sie stets mit „den Juden“ haderte, hat sie sich doch zuweilen selbst mit dem Begriff identifiziert.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Vor zwei Jahren wurde er in Neumünster gefeiert, nun rockte Roger Hodgson die Kieler Sparkassen-Arena. Für die rund 5.000 Fans, die bereits bei den ersten Takten von „Take The Long Way Home“ mitklatschten, war das Supertramp-Revival zweifellos der Höhepunkt des diesjährigen Schleswig-Holstein-Musik-Festivals.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Was, wenn „Liebe“ nur ein freundliches Wort wäre für ihre eigene Unmöglichkeit? Nur ein Sammelbegriff für Sehnsüchte, die unerreichbar sind in einer Gesellschaft, deren Verhältnisse nun mal nicht so sind, dass sich Individuen stressfrei begegnen und entfalten dürfen? Nur ein Etikett für ineinander verstrickte Lebensläufe, die mit der Unerbittlichkeit einer griechischen Tragödie immer schneller hin zu einem schwarzdunklen Ende drängen?
Im kleinen Saal der Elbphilharmonie ist im Rahmen des Musikfests Hamburg zu besichtigen, was übrigbleibt, wenn die Liebe zerbröselt.
- Geschrieben von Johannes Blum -
„Die Bestie im Menschen“ lautet der siebzehnte Teil des Rougon-Macquart-Zyklus von Émile Zola. Sein berühmtes Frühwerk „Thérèse Raquin“ wirkt wie dessen Vorläufer und liefert Stoff und Titel für Philipp Maintz’ Uraufführung "Thérèse" an der Staatsoper in Hamburg.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Es gibt Momente, da vergessen auch JournalistInnen ihre kritische Distanz und werden zu grölenden Fans. Die Medienpremiere von „TINA – Das Tina Turner Musical“ im Stage Operettenhaus in Hamburg war so ein Moment. Der Jubel über die großartige Protagonistin Kristina Love war noch nicht verklungen, da stand SIE auf der Bühne, „Simply the Best“ und der Saal geriet völlig aus dem Häuschen: Tina, die Große – mit 79 Jahren.
Tina, die Unverwüstliche, hat es sich einen Tag vor der offiziellen Deutschlandpremiere nicht nehmen lassen, für ihr Musical zu werben.
- Geschrieben von Sergio Morabito -
Am 22. August 2017 lässt das Ermittlungskomitee der Russischen Föderation den Theater-, Kino-, Opern- und Ballettregisseur Kirill Serebrennikov wegen des „Verdachts auf die Organisation von Unterschlagung“ in Petersburg am Set seines neuesten Films festnehmen und nach Moskau transportieren. Seither steht er unter Hausarrest.
Die fragliche Summe wird zunächst auf „nicht weniger als 68 Millionen Rubel“ (nach heutigem Wechselkurs etwa eine Million Euro) beziffert, sie sei für das Projekt Platforma zur Popularisierung zeitgenössischer Kunst bestimmt gewesen.
- Geschrieben von Dagmar Reichardt -
Ein Tusch, ein Trommelwirbel und… „the show is on“! So steuert Hollywood unsere Emotionen, und so dirigiert Morricone seine prolongierte Episode der „Farewell-Tour“, die ihn 2019 in die ausverkaufte Berliner Mercedes-Benz-Arena führt – überhaupt nicht! Zum „allerletzten Mal in Deutschland“ gibt der neunzigjährige Maestro ein Live-Konzert in Deutschland, der sich in Zukunft ganz seiner Familie und der „absoluten Musik“ widmen will. Neugierig sprach ich mit Morricone exklusiv und bin ihm nach Berlin gefolgt.
- Geschrieben von Annedore Cordes -
Ob Bach, Mozart, Verdi, Wagner, Schumann oder Ruzicka, das Spektrum der Aufgaben erscheint unermesslich und verlangt höchste Flexibilität: Der Chor der Hamburgischen Staatsoper umfasst über siebzig Profisänger und wurde zum wiederholten Mal von Kritikern der Zeitschrift „Opernwelt“ als bester Opernchor des Jahres nominiert. Ein Gespräch mit dem Chordirektor Eberhard Friedrich.
- Geschrieben von Claus Friede -
Er ist ein Mysterium – keinerlei Angaben wer sich hinter dem Pseudonym Jasper Frederik verbirgt. Nur so viel lässt sich, trotz intensiver Recherche herausfinden: skandinavisch, männlich, schauspielerisch und performativ tätig, experimentierend mit Kunst und Musik. Klingt nach einem Tausendsassa à la Ryuichi Sakamoto und geheimnisvoll wie Banksy oder JR.
- Geschrieben von Claus Friede -
Der Voices New Zealand Chamber Choir feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen, ein guter Grund, eine Konzertreise nach Europa zu initiieren. Neben den beiden deutschen Städten Berlin und Hamburg, führt der Weg auch nach Barcelona, London, Aix-en-Provence und Le Quesnoy.
Letztgenannter Ort ist der kleinste auf der Reise, aber für das neuseeländisch-französische Verhältnis ein sehr bedeutsamer. Vor genau 100 Jahren befreiten Neuseeländische Truppen die Stadt an der belgischen Grenze von deutscher Besetzung. Das ist bis heute dankbar unvergessen.