Meinung
mail aus riga - Nebels Welt XIV

Von Prophezeiungen, von einem kleinen Land, das große Leute hervorbringt und von einem Vorschlag, wie man das nutzen sollte.
Als vor 13 Jahren der Interntionale Studiengang Medien- und Kulturmangement der Presse in Deutschland vorgestellt wurde, wurde der damalige Präsident und jetzige Ehrenpräsident der Hochschule für Musik und Theater, Hamburg, Professor Hermann Rauhe mit den Worten zitiert: „Wir haben es geschafft, wenn die Leute sagen: Die Letten kommen!“

Nun sind zwar berühmte Künstler da, aber mit Lettland bringt man dies nicht so ohne Weiteres in Verbindung. So findet am 1. Februar 2013 die Aufführung von Alvis Hermanis „Schwarze Milch“ im Thalia Theater Hamburg statt. Die Karten waren im Nu vergriffen und das bei einer Bühne von über 900 Plätzen. Im Theaterjargon wird er als Begründer eines „radikalen Realismus“ gefeiert. Das er aus Letttland kommt, findet sich eher im Kleingedruckten.

Ähnlich liegt es bei Elina Garanca (Ihre Mutter ist übrigens Dozentin an der Kulturakademie Lettlands). Ihr Name klingt in deutschen Ohren doch recht spanisch. Denn blonde Haare gibt es auch dort mit und ohne kosmetischer Hilfe. Ihrer Kollegin Netrebko geht es da schon besser; in der Regel weiss man, dass sie aus Russland kommt, obwohl ihr Namensende mehr auf die Ukraine schließen lässte. Und das sie jetzt zu mütterlicher Breite neigt, sollte man nicht auf die Geburt ihres Kindes zurückführen.
Es ist wohl eher der Frust. Nach ihrem Mann befragt, muss sie immer sagen „Schrott“. Da helfen wirklich nur Pralinen. So eine gängige Schmonzette aus der Welt der Oper.

Ein weiterer Fall: Simon Rattle hat soeben bekannt gegeben, ab 2018 als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker aufhören zu wollen. Natürlich hat dies eine Welle von Spekulationen ausgelöst, wer denn Nachfolger werden könne, denn dies Orchester ist eines der ganz wenigen mit I a Bewertungen der ganzen Welt.

Überall dabei waren Mariss Jansons und Andris Nelsons, so auch in der Wochenzeitung DIE ZEIT vom 17. Januar 2013. Bei Nelsons denkt der globale Deutsche eher an den britischen Admiral Nelson, der auf einer Säule auf dem Trafalgar Square in London steht. Von ihm ist ja überliefert, dass er sein Fernrohr vor sein blindes Auge hielt und sagte, er sehe keine spanische Armada, und dann ging es auch schon los. Den Kampf hat seine Flotte gewonnen, drum steht es jetzt auch in einsamer Höhe. Auch Jansons klingt in besagten Ohren eher skandinavisch. Dies nur einige Beispiele.
Ich glaube, es wäre für Lettland eine gute PR-Strategie, aktiv mit diesen Namen zu werben, denn sie zeigen auch, welche breite Kulturlandschaft es in Lettland geben muss. Und dies wäre für bildungsbürgerliche Schichten ein großer Reiz, sich das mal vor Ort anzusehen. Aber dies wäre dann wieder eine ganz andere Geschichte.

Ihr Klaus Peter Nebel


Prof. Dipl.-Bibl. Prof. h.c. Klaus Peter Nebel ist Leiter des Studiengangs Kultur- und Medienmanagement an der Lettischen Kulturakademie in Riga/Lettland. Von 2007 - 2010 arbeite er als Professor für Marketing- und Unternehmenskommunikation an der UMC (University of Management and Communication), Berlin, Potsdam; In den Jahren 2007 und 2008 war er als Direktor der Konzernkommunikation der maxingvest AG, Hamburg tätig (Holding für Beiersdorf AG, Tchibo GmbH, tesa AG) und Leiter der Unternehmenskommunikation der Tchibo GmbH, Hamburg. Über 20 Jahre, von 1983 bis 2007 war er Leiter Presse & Public Relations der Beiersdorf AG in Hamburg.

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