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„Das Gesicht legt sich nun so glatt wie möglich, der Angestellte will so schlank, so faltenlos sein wie sein Kleid und hält sich danach. Er setzt sich damit in Vorteil, aber in jenen, den die wirklichen Herrn von dem kleinen Mann haben. Also wirft ihn das Glas (des Spiegels, F.-P.H.) nicht einmal zurück, wie er sich selber wünscht, sondern eben wie er gewünscht wird. Dergleichen ist genormt gleich den Handschuhen im Laden, gleich dem Ladenlächeln des Verkäufers, das zum allgemeinen und vorgeschriebenen geworden ist. Unter Angst und Öde lächeln, das ist jetzt das amerikanische Zeichen der Herren, die keine sind. Gewollt ist damit, sie sollen sich gleichen wie ein Ei dem anderen, und lauter Hühner kriechen aus. (…) Zum Zweck, daß dadurch der Herzenswunsch des Geschäftsmanns selber erfüllt werde: Profit zu machen.“ (Das Prinzip Hoffnung, Erster Band, stw, 1973, S. 396/398)

 
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„Das Dunkel des gerade gelebten Augenblicks dagegen bleibt in seiner Schlafkammer; aktuelles Bewußtsein ist gerade nur in bezug auf ein eben vergangenes oder für ein erwartet anrückendes Erlebnis und seinen Inhalt da. Der gelebte Augenblick selber bleibt mit seinem Inhalt wesenhaft unsichtbar, und zwar desto sicherer, je energischer Aufmerksamkeit sich darauf richtet: an dieser Wurzel, im gelebten Ansich, in punktueller Unmittelbarkeit ist alle Welt noch finster.“ (Das Prinzip Hoffnung, Erster Band, stw, 1973, S. 338)

 
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„Doch mindestens ebenso verdächtig wie die Unreife (Schwärmerei) der unentwickelten utopischen Funktion ist die weit verbreitete und freilich ausgereifte Plattitüde des Vorhandenheits-Philisters, des Empiristen mit den Brettern vorm Kopf, die nicht die Welt bedeuten, kurz, ist die Bundesgenossenschaft, worin der dicke Bourgeois wie der flache Praktizist das Antizipierende allemal, in Bausch und Bogen nicht nur verworfen, sondern verachtet haben. Ja die Bundesgenossenschaft – aus Abneigung gegen jeden Modus von Wünschbarkeiten, vorab gegen die vorwärtstreibenden – hat sich zuletzt sogar, konsequenterweise, um den – Nihilismus vermehrt.“

(Das Prinzip Hoffnung, Erster Band, stw., 1973, S. 164)

 
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„Principiis obsta, das ist, Treue zum Anfang, der seine Genesis erst noch hat.“ (Ernst Bloch, Tübinger Einleitung in die Philosophie 2, es, 1972, S. 179)

Doch was hilft es, wenn die Kräfte nicht ausreichen. Pläne zu schmieden mag das Privileg der Jugend sein. Die Frage aber ist: schließen sich Taten an? Oder sind die Pläne von vornherein nichts anderes als Luftschlösser gewesen? Die womöglich nur zu dem Zweck publik gemacht, also im Freundeskreis bekannt gemacht worden sind, um sich den Schein von Interessantheit zu geben, Eindruck zu schinden, indem man Aufmerksamkeit erregt.

 
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„Es ist nicht gut, nebenher zu leben. Aber aufs Nebenbei zu achten, ringsum, das ist ein anderes, hilft weiter. Der Blick hierfür kann nicht scharf genug geübt werden. Er achtet auf das, was nicht in den glatten Kram paßt, und achtet es besonders. Er rauht auf, hält an, wo das übliche Auge nichts sieht, also weitergleitet. (…) Bedacht Kleines beiseite kann derart wichtiger sein als pensionierter Gedankenzug, der nur noch mit sich selbst verkehrt.“

(Ernst Bloch, Tübinger Einleitung in die Philosophie 2, es, 1972, S. 89f.)

 
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Das Prinzip Hoffnung, 1959 im Suhrkamp Verlag erschienen, ist seitdem unzählige Male zitiert und, so viel steht fest, mindestens – ich scherze – genauso häufig nicht gelesen worden. Und ganz bestimmt nicht zur Gänze. Gemeinhin haben Interessiert-Desinteressierte – vor allem Fußball- und Sportkommentatoren und die Tendenzkundigen der Vierten Gewalt – lediglich etwas von dem Titel dieses gut Eintausendsechshundertseitenwälzers – in der dreibändigen stw-Taschenbuchausgabe – läuten gehört. Aber selbst Studenten – generisches Masculinum! – sind vermutlich in Seminaren nur ganz am Rande von der antizipierenden Gedanken- und Tatwelt dieses Schmökers gestreift worden.

 
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Wenn einem Hören und Sehen vergeht, oder: „der übersprungene Raum“.

Es gibt diese Bücher, bei denen man, Thomas Mann zitierend, ausruft: „Halt! Epoche! Das kommt zu mir!“ Bereits nach wenigen Zeilen oder gar Worten schrillen die Alarmglocken. Du weißt, jetzt bist du mit einem Autor konfrontiert, der dir was zu sagen hat, weil er was zu sagen hat. Weil einiges zusammenstimmt: Versiertheit, meint, ein schlafwandlerisches Beherrschen der Stofffülle, gepaart mit einer Klarheit des Wortes, die beweist, dass etwas bis auf den Grund gedanklich durchforscht und begriffen worden ist.

So auch und wie sehr im Falle dieses Autors: klar, nüchtern, streng ist die Schreibe. Kurzum, prägnant; treffsicher. Aber man merkt darüber hinaus, da meldet sich einer zu Wort, der Freude hat am Erkennen und Freude daran, das Erkannte und in vermutlich mühevoller Arbeit Durchdrungene weiterzugeben an Leser, die gleichfalls Freude und Enthusiasmus empfinden, wenn es darum geht, seinen geistigen Horizont zu erweitern. Oder ganz einfach schlauer zu sein danach als davor.

 
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Kant, auf den Alois Riehl im Ersten Band dieses nach der zweiten Auflage zitierten Dreiteilers Bezug nimmt, sagt in der transzendentalen Dialektik der Kritik der reinen Vernunft: „alle Bedingungen, die der Verstand jederzeit bedarf, um etwas als notwendig einzusehen, vermittelst des Wortes: unbedingt wegwerfen, macht mir noch lange nicht begreiflich, ob ich alsdann durch meinen Begriff eines unbedingt Notwendigen noch etwas, oder vielleicht gar nichts denke‘“ (I, 569).

Und Alois Riehl respondiert: „Auf der Höhe der Abstraktion drehen wir uns mit dem Dogmatiker ewig im leeren Kreise der Begriffe, erst durch die Beziehung auf das Wirkliche wird unser Wissen zum Beurteilen von etwas, was da ist, wird das jungfräuliche Denken durch gegenständlichen Inhalt befruchtet, und damit allererst Erkenntnis“ (I, 182).

 
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Die Welt konfrontiert uns zu jeder Zeit mit einer Fülle von Rätseln, sodass wir uns zuweilen selbst zum Rätsel werden: Woher kommt unsere Erde? Wie entstehen und entwickeln sich Natur, Zivilisation und Kultur? Wie hängen die einzelnen Ereignisse der Welt miteinander zusammen? Wo ist unser Platz als Menschen in dieser Welt?

Ist unser begrenzter Verstand überhaupt in der Lage, die Welt in ihrer Komplexität und Widersprüchlichkeit zu erfassen? Woher wissen wir, ob unsere Urteile und Entscheidungen richtig sind?

 
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Heinrich Maiers, wenn man so will, Zweieinhalbteiler Philosophie der Wirklichkeit ist ein sonderbares, zwiespältiges Buch von sage und schreibe ungefähr 2.000 Seiten Umfang.

Das hat offenbar auch Nicolai Hartmann so empfunden, wenn er in der 1938 in der „Phil-hist.-Klasse der Sonderausgabe der Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften“ erschienenen ausführlichen Besprechung dieses systematischen Hauptwerkes Maiers doch immerhin eine Kategorialanalyse mit ontologischem Hintergrund ausgemacht wissen wollte.

 
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Vom Ueberweg-Heinze-Oesterreich hat jeder Philosophiestudent bereits im ersten Semester etwas gehört. Dass Ueberweg aus rein ökonomischen Gründen dazu gezwungen war, die Idee des Verlegers Toeche zu verwirklichen, einen Grundriss der Geschichte der Philosophie zu schreiben, dürfte hingegen nicht ebenso bekannt sein.

Denn Friedrich Ueberweg (1826-1871) ist das akademische Fortkommen deswegen lange Zeit versperrt geblieben, weil er sich zwar einerseits um einen philosophischen Ausgleich zwischen Idealismus und Empirismus bemüht hatte, in diesem Vermittlungsbestreben andererseits jedoch stark von Friedrich Eduard Benekes Psychologie beeinflusst worden war und sich somit dem Verdacht ausgesetzt hatte, dem verpönten Materialismus jedenfalls nahegestanden und – aus bildungspolitischer Sicht – nicht hinzunehmende Konzessionen gemacht zu haben

 
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Es hat stets etwas Erfreuliches, wirklichen Kennern ihres Fachs auf etwaigen literarischen Streifzügen zu begegnen. Zwar, auch das ist richtig, stellt sich bei ihrer Lektüre immer wieder das Gefühl der Beschämung ein, da man sich plötzlich seiner eigenen Schranken und Unzulänglichkeiten ganz deutlich bewusst wird; sie führen einem unerbittlich vor Augen, wie wenig man doch eigentlich, allem angestrengten Bemühen zum Trotz, weiß. Aber dieses bohrende Gefühl weicht dann meistens doch dem anderen des Ansporns und der Entdeckerfreude, ihnen nachzustreben, sich zu bereichern an ihrem Reichtum, indem man sich ihn denkend, so gut es geht, aneignet.

 
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Johann Eduard Erdmanns Grundriss der Psychologie (Vierte, verbesserte Auflage, Fr. Chr. Wilh. Vogel, Leipzig 1862) empfiehlt sich als begleitende Lektüre zur Philosophie des (subjektiven) Geistes aus Hegels Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse und zu Heinrich Güßbachers Hegels Psychologie der Intelligenz (Würzburg 1988).

Diese genetisch-empirische Psychologie des menschlichen Geistes lohnt es allein schon folgender Einsichten wegen zur Kenntnis zu nehmen.

 
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Am 13. März ist mein Freund und jahrelanger Diskussionspartner in Sachen ernst-heiterer Musikrezeption, der bildende Künstler Rudolf Jankuhn, verstorben.

Vergeblich nach Trost Ausschau haltend möchte ich etwas über seine Kunst sagen, um der aus dem Gefühl der Leere entspringenden Hilflosigkeit – ein emotionaler Notanker – nicht ganz und gar ausgeliefert zu sein.