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Dresden. Was für eine Flut von Bildern stellt sich bei dem Namen dieser geschichtsträchtigen Stadt ein! Angefangen bei August dem Starken, über den Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg, bis zu den Friedensgebeten vor dem Mauerfall.

 

Michael Görings neues Buch „Dresden“ ist kein explizit historischer, auch kein explizit politischer Roman. Und doch sind Historie und Politik ständig gegenwärtig. Denn auch „das Private ist politisch“, wie es so schön heißt. Der „Roman einer Familie“, (Untertitel), belegt das beispielhaft. Anhand der Familie Gersberger spannt der Autor und scheidende Chef der ZEIT-Stiftung ein Gesellschaftspanorama auf, das ganz beiläufig aufzeigt, warum das SED-Regime scheitern musste.

 
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Für viele Prominente, so liest man allerorten, ist es der größte Wunsch, unbeachtet durch die Straßen zu gehen.

Für den Rezensenten ist das kein Problem, aber der Lübecker St. Petri-Pastor kann sich das erst einmal abschminken, denn sein Debüt als Romancier gelang spektakulär – zunächst wurde er in einem großen Artikel schon vor dem Erscheinen seines Buches gefeiert, dann ward sein Leseabend in der hiesigen Presse ausführlich besprochen und noch dazu im Regionalfernsehen dokumentiert, und schließlich prangt sein Porträt nicht allein im Klappentext seines Erstlings, sondern wurde auch in der seiner Bedeutung angemessenen Größe (20 cm!!) im Lokalblatt verbreitet.

 
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Die vier weiblichen Mitglieder der schwedische Vokalgruppe „Kongero“, gegründet 2005, kennen sich seit dem Studium. Vier Studioalben in der Tradition der skandinavischen A-capella-Vokal- und Folk-Musik wurden bislang produziert. Den Neologismus „Folk-apella“ haben die Musikerinnen dafür entwickelt und tragen diesen und ihre Gesänge auf einschlägigen Konzerten und Festivals vor. Tourneen führten sie bislang durch Europa, Asien und Nordamerika.

 

Lotta Andersson, Emma Björling, Anna Larsson und Anna Wikénius – die vier „Spinnen“ –­ so die Übersetzung des Gruppennamens aus dem jämtländischen Regionaldialekt Zentral-Nordschwedens – reisten im März 2019 in die kanadische Provinz Québec, wo sie ihren Live-Auftritt im Théâtre de la Ville von Longueuil, zu einem neuen Album aufnehmen ließen. Quasi als Geschenk zu ihrem 15-jährigen Gruppen-Bestehen.

 
Meinung

Heinrich Maiers, wenn man so will, Zweieinhalbteiler Philosophie der Wirklichkeit ist ein sonderbares, zwiespältiges Buch von sage und schreibe ungefähr 2.000 Seiten Umfang.

Das hat offenbar auch Nicolai Hartmann so empfunden, wenn er in der 1938 in der „Phil-hist.-Klasse der Sonderausgabe der Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften“ erschienenen ausführlichen Besprechung dieses systematischen Hauptwerkes Maiers doch immerhin eine Kategorialanalyse mit ontologischem Hintergrund ausgemacht wissen wollte.

 
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Der Mann, der später mein Vater wurde: diese Redewendung benutzt Torkel S Wächter häufig in seinem neuen biografisch-dokumentarischen Roman „Meines Vaters Heimat“.

 

Etwa 17 Jahre nach dem Tod seines Vaters Michael öffnet der schwedische Schriftsteller zum ersten Mal die Umzugskartons, in die er 1983 hastig dessen Nachlass verstaut hat: Bücher, Manuskripte, Briefe, Tagebücher. Dabei stößt er auf den Namen Walter Wächter, am selben Tag geboren wie Michael Wächter – ein bisher verschwiegener Zwillingsbruder? Torkel erkennt, dass beide dieselbe Person sind. Und es sein Vater war, der 1935 als Walter Wächter aus dem Konzentrationslager Fuhlsbüttel in Hamburg Briefe schrieb, auf liniertem Papier in Sütterlinschrift, eine Schrift, die Torkel nicht kennt, ebenso wenig wie die deutsche Sprache, die ihm Michael nie beibringen wollte.

 
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„Mein Vater hat fünf Menschen getötet“, so beginnt der aktuelle Roman des international preisgekrönten österreichischen, in Wien lebenden Schriftstellers Christoph Ransmayr.

Der Begriff „aktuell“ trifft auf den Roman „Der Fallmeister“ mit dem Untertitel „Eine kurze Geschichte vom Töten“ auch deshalb zu, weil hier ein Thema vorherrscht, das aktueller nicht sein könnte: Überall auf der Welt werden Wasserkriege geführt.

 
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Wolfgang Marx, geboren 1943 in Eckernförde, versteht sich seit dem Ende seiner wissenschaftlichen Laufbahn ganz und gar als Erzähler. Zwar hatte sich schon Jahre zuvor sein literarischer Ehrgeiz gemeldet, denn bereits 1995 hatte er seinen ersten Roman – „Megastar“ unter die Leute gebracht. Aber die meisten seiner Bücher folgten erst später.

Zuletzt hatte Marx mit „Am grauen Meer“ ein Buch veröffentlicht, in dem er die Rückkehr einer ihm selbst verdächtig ähnlichen Person nach Ultima Thule erzählte, wie Eckernförde bei ihm heißt. Dieser Kurz-Roman (so hätte ihn Arno Schmidt genannt) erzählt so etwas wie eine „unerhörte Begebenheit“, womit er perfekt Goethes Definition einer Novelle genügt. Es ist eine dramatische und temperamentvolle Erzählung.

 
Meinung

Vom Ueberweg-Heinze-Oesterreich hat jeder Philosophiestudent bereits im ersten Semester etwas gehört. Dass Ueberweg aus rein ökonomischen Gründen dazu gezwungen war, die Idee des Verlegers Toeche zu verwirklichen, einen Grundriss der Geschichte der Philosophie zu schreiben, dürfte hingegen nicht ebenso bekannt sein.

Denn Friedrich Ueberweg (1826-1871) ist das akademische Fortkommen deswegen lange Zeit versperrt geblieben, weil er sich zwar einerseits um einen philosophischen Ausgleich zwischen Idealismus und Empirismus bemüht hatte, in diesem Vermittlungsbestreben andererseits jedoch stark von Friedrich Eduard Benekes Psychologie beeinflusst worden war und sich somit dem Verdacht ausgesetzt hatte, dem verpönten Materialismus jedenfalls nahegestanden und – aus bildungspolitischer Sicht – nicht hinzunehmende Konzessionen gemacht zu haben

 
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Lemmy Kilmister von Motörhead war zwar kein Jazzer, sagte aber mal einen Satz, der auch im Funk Gültigkeit hat: „Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“

Diese zentrale Ansage setzt der Posaunist Nils Landgren auf dem elften Album seiner Fusion-Formation Funk Unit immer wieder um. Trotzdem legt die sechsköpfige Band um den schwedischen Ausnahmemusiker mit „Funk is my Religion“ einen in vieler Hinsicht abwechslungsreichen Longplayer vor.

 
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Zu lachen gibt es wenig in diesem Buch „Vom Aufstehen“, dennoch ist es kein trauriges Buch.

Es ist ein Buch voll zärtlicher Melancholie. Andererseits ist es aber kein durch und durch melancholisches Buch und erst recht kein Buch, das aufgrund seiner Melancholie die Grenze zum Kitsch schrammt, rammt oder übertritt. Was es ist: es ist ein kluges Buch.

 
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Welcher europäische Philosoph war einflussreicher als Leibniz? Aber Einfluss ist nicht Bekanntheit: Obwohl bis heute jeder seinen Namen kennt, war er niemals wirklich populär, nicht in seiner eigenen Zeit und auch nicht später.

Allerdings, eine Unzahl von großen Philosophen und Mathematikern beruft sich bis heute auf ihn, und wahrscheinlich sind es noch mehr, die seinen Überlegungen folgen, ohne dass ihnen das bewusst wäre.

 
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Was für ein Gefühl, was für eine Stimme, was für ein musikalisches Highlight! Eigentlich weiß man bei diesem Album nie, welche Zauberkräfte die Zuhörer gerade in die Songs hineinziehen! Es beginnt mit flüchtig hingeklimperten Akkorden, die Stimme schleicht sich fast unbemerkt in die Harmonien – und irgendwann ist man mittendrin. Plötzlich fangen die Songs an zu leuchten, funkeln immer stärker, werden zu rotierenden Musik-Leuchttürmen die ihre Klangkaskaden verschwenderisch durch die Atmosphäre schleudern.

 
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Das Klavier perlt meist spielerisch durch die Songs, stürzt sich aber auch ansatzlos in dunkel schwärende Staccato-Akkorde. Der Schlagzeuger versucht sich anscheinend auf einer komplett anderen Party – und der Bass hält trotzdem alles zusammen.

 
Meinung

Es hat stets etwas Erfreuliches, wirklichen Kennern ihres Fachs auf etwaigen literarischen Streifzügen zu begegnen. Zwar, auch das ist richtig, stellt sich bei ihrer Lektüre immer wieder das Gefühl der Beschämung ein, da man sich plötzlich seiner eigenen Schranken und Unzulänglichkeiten ganz deutlich bewusst wird; sie führen einem unerbittlich vor Augen, wie wenig man doch eigentlich, allem angestrengten Bemühen zum Trotz, weiß. Aber dieses bohrende Gefühl weicht dann meistens doch dem anderen des Ansporns und der Entdeckerfreude, ihnen nachzustreben, sich zu bereichern an ihrem Reichtum, indem man sich ihn denkend, so gut es geht, aneignet.