Musik

„La parole des anciens est secrée.“ (Das Wort des Ältesten ist heilig)


Das Mandingo-Reich (Manding) wurde im 13. Jahrhundert vom sagenhaften Mali-Kaiser Sunjata (Soundiata Keïta, 1190-1255) gegründet und erstreckte sich vom heutigen Senegal bis Niger. Noch immer wird der Mandingo-Sprachraum in Westafrika über folgende Ländern definiert: Mauretanien, Senegal, Guinea, Gambia, Elfenbeinküste, Ghana, Burkina Faso und Mali. Es ist nur wenig über Sunjata im westlichen Maßstab bewiesen, da es sich bei den Erzählungen und Liedern in erster Linie um rein mündliche Überlieferungen handelt und diese im Laufe der Jahrhunderte immer größerer Veränderung und Idealisierung unterzogen wurden. Jedoch erwähnen auch arabische schriftliche Chroniken den Kaiser und Teile seiner Geschichte und unterstützen somit Teile der Sunjata-Sage. Danach soll er als Kind eher schwächlich, ja sogar behindert gewesen, bevor er ein großer Kaiser wurde und seine erstaunlichen Taten hervorzubringen vermochte.


Der Traum westafrikanische Völker in einem Reich zu einen, war eine der damaligen Ideale und zentrale Motivation des Kaisers. Die Musik und die gemeinsame Sprache spielten bei diesem Ziel eine zentrale Rolle und wurden zu einem wichtigen und vereinenden politischen Werkzeug. Sie gab den Mandingo-Musikern oder Djelis-Sängern (auch Griots genannt), die in erblicher Abfolge standen, eine wirkungsvolle gesellschaftliche Rolle. Bis heute ist diese vererbbare Tradition zu spüren und Grundlage vieler Musiker. Die inhaltlichen textlichen Themen, die so alt sind wie das Reich selbst, werden mit den in der Kindheit gelernten Melodien noch heute in die modernen westafrikanischen Gesellschaften vermittelt. So ist es auch erklärlich, dass Künstler wie beispielsweise Kassé Mady Diabaté einen sehr hohen Stellenwert und höchstes Ansehen genießen und regelrecht als „Nationaler Schatz“ in Mali bewertet werden.

 

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Kassé Mady wurde 1949 im Dorf Kéla (Burkina Faso) geboren. Als er sieben Jahre alt war (ein bedeutendes Alter in der Mandingo-Kultur, weil sich der Lebensweg auf Grund des Ausformulierens von Talenten und Fähigkeiten vorzeichnen lässt), erkannten die Ältesten der Stammesgemeinschaft, dass er das Gesangstalent seines Großvaters geerbt hatte. Sie schulten ihn und ermutigten ihn also, seine eigene Karriere zu starten. Und in der Tat gehört er nunmehr seit 50 Jahren zu den Innovativsten der malischen Musikszene und ist längst auch international bekannt.


1970 wurde er Leadsänger des Orchesters Régional Super Mandé de Kangaba. Kassé Madys bemerkenswerter Gesang gewann mit der Gruppe den nationalen Musikwettbewerb in der malischen Hauptstadt Bamako. Dieses Biennale-Festival wurde von der malischen Regierung als Teil einer kulturellen Authentizitätsinitiative unter Beteiligungsmöglichkeit aller unabhängigen westafrikanischen Staaten gegründet und sollte für Musiker die Chance bieten, im gesamten grenzüberschreitenden Raum, in ihr kulturelles Erbe zurückkehren zu können.
In den 1970er- und 80er-Jahren wurde Kassé Mady mit verschiedenen Bands als Sänger national und international bekannt. Seine immer stärkere Fokussierung auf die Mandingo-Kultur.


1988 verließ Kassé Mady sein Heimatland Mali und zog nach Paris, wo er sein erstes Soloalbum für den senegalesischen Plattenproduzenten Ibrahima Sylla aufnahm. Bis Ende der 1990er-Jahre arbeitete er in der französischen Hauptstadt an weiteren Alben, u.a. „Fode“ und „Kéla Tradition“, ein akustisches Album von sogenannten „Kéla Jeli“-Liedern.
1999 zog es den Musiker zurück nach Mali. Es folgten dort mehrere bemerkenswerte Kooperationen, mit innovativen und experimentellen Aufnahmen: „Songhai 2“, das Album, das er mit der Flamenco-Gruppe Ketama, mit Toumani Diabaté und Koulandjan aufgenommen hat und vom ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama als eines seiner Lieblingsalben bezeichnet wurde.
Die Zusammenarbeit mit Toumani Diabaté setzte sich fort im Fusion-Projekt „Afrokubismus“ und im Album „Toumanis“.


In den 2000ern begann Kassé Mandy mit Solo-Projekten und erhielt in Europa dafür hervorragende Kritiken. Das letzte veröffentlichte Album heißt „Kiriké“ (zu Deutsch: Pferdesattel oder im Sattel) und kam 2014 im französischen Label „No Format"!“ auf den Markt.


Die sauberen polyrhythmischen Arrangements auf Kiriké erlauben es der samtigen Stimme Kassé Madys jene Geschichten traditionell und einprägsam zu erzählen. Mit Themen aus der Natur, dem Leben und der Menschen setzt sich immer auch eine moralische Botschaft in Gang. Verhaltenscodizes und Friedensbotschaften tauchen in den lyrisch vorgetragenen Gesängen ebenso auf wie christlich-mystische Botschaften.


Kassé Mady Diabaté: Kiriké

Kassé Mady Diabaté (Vocals), Makasn „Badjé“ Tounkara (Ngoni), Lasine Kougate (Balafon), Ballaké Sissiko (Kora), Vincent Segal (Cello)

Label: No Format!
CD, NOF #26
EAN: 3298494630118
Hörprobe

YouTube-Videos:

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- Kasse Mady Diabaté - Simbo (Official Video, 2014, 5:04)
- Kasse Mady Diabaté - Koulandjan (Auszug aus dem Album „Kela Tradition", 1990, 13:32)
- Kasse Mady Diabaté - Balla (9:25)
- Kasse Mady Diabaté - Nama (7:09)
- Kasse Mady Diabaté - Manden Djeli Kan (Album, 52:50)


Abbildungsnachweis:
Galerie :
01. CD-Cover
02. Kassé Mady Diabaté and band. Foto: Manuel Lagos Cid
03.-07. “La Parole des anciens est sacrée”. Artworks by Dialiba Konate

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