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 „Mit dem Tod von Otto Schenk verliert die Theaterwelt eine ihrer größten Erscheinungen, einen Ausnahmekünstler, eine wirkliche Legende! Man konnte gar nicht anders als Otto Schenk zu lieben“, bekannte Intendant Markus Hinterhäuser von der Salzburger Festspielen n einer ersten Stellungnahme.


„Otto Schenk hat die Salzburger Festspiele über Jahrzehnte auf vielfache Weise geprägt. Als Schauspieler war er ein Bühnenereignis und ein Publikumsliebling im besten Sinne des Wortes. Als Regisseur schrieb er Theatergeschichte und feierte Triumphe bei Publikum und Kritik. Und als Mitglied des Direktoriums führte er das Schauspiel erfolgreich durch die turbulente Zeit der letzten Karajan-Jahre“, so Hinterhäuser weiter.

Beindruckende 237 Mal ist Otto Schenk zur Freude des Publikums bei den Salzburger Festspielen aufgetreten.

 

Bereits 1950 stand es als junger Reinhardtseminarist, von Helene Thimig persönlich ausgewählt, als Mitglied der Tischgesellschaft im Jedermann erstmals auf der Festspielbühne.

Legendär seine Verkörperung von Flaut/Thisbe in William Shakespeares Sommernachtstraum 1966. Karl Löbl schwärmte im „Express“: „Schenk hat zuerst drei Szenen mit ganz wenig Text. Er schiebt sich dauernd Essbares in den Mund und sieht seinen Freunden zu. Schon dieses Zusehen, diese unmerklichen, aber so typischen Veränderungen in seinem Gesicht sind wunderbar. Dann kommt der Moment, da Flaut bei Zettel den Eselskopf erblickt. Dieses tonlose Aufreißen des Mundes, dieses Hals-über-Kopf-Davonstürzen spielt Schenk wohl kaum einer nach. Und dann die Thisbe am Schluß, eine Mischung aus Verlegenheit (wegen der Verkleidung) und Übermut, Nachahmungslust und Ungeschicklichkeit …es ist himmlisch.“

Sieben Sommer lang, von 1978 bis 1982 und sowie 1991 und 1992, kehrte er auf den Domplatz zurück und gab den Teufel im Jedermann.

 

1987 begeisterte er das Festspielpublikum als Fortunatus Wurzel in Jürgen Flimms legendärer Inszenierung von Ferdinand Raimunds Der Bauer als Millionär. Zwei Jahre später brillierte er an der Seite von Gertraud Jesserer, Karl Merkatz und Louise Martini in der Rolle des Schnoferls in Johann Nestroys Das Mädl aus der Vorstadt.

 

Unvergessen sein letzter Auftritt 1996/97 in Peter Steins Inszenierung von Ferdinand Raimunds Der Alpenkönig und der Menschenfeind an der Seite seines Freundes Helmuth Lohner. Wie sich die beiden Antipoden damals die Maske des jeweils anderen überstülpten, wie also Lohner (Alpenkönig) als Schenk und Schenk (Rappelkopf) als Lohner einander gegenüberstanden, hat das Publikum zu Begeisterungsstürmen hingerissen.

Großen Erfolg brachten den Festspielen auch seine Regien. Hilde Spiel charakterisierte den Regisseur Otto Schenk 1976 in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vortrefflich: „Vielfach beglaubigt, nicht nur als reizvolle Figur, als Komiker und Charakterdarsteller von hohem Rang – seine Thisbe, sein unbestechlicher Theodor sind legendär geworden –, sondern vor allem als Opern- und Schauspielregisseur ist Otto Schenk ein so komplexes wie unkompliziertes Phänomen. Erfolgsgewohnt und gelassen schlendert er, wo andere atemlos hasten, von einer Inszenierung zur anderen, an der Scala und der Met, in Wien, München, Hamburg, Berlin, London und Paris. Otto Schenk hier, Otto Schenk da – ein Figaro der Bühne, der doch niemals an Niveau verliert, auch nie an innerer Würde, so hemmungslos er auch den Kasperl mimt. Proteisch ist ein Wort, das für ihn erfunden sein könnte und dennoch ist der Mensch aus einem Guß.“

 

Unvergessen seine Inszenierungen der beiden Nestroy Stücke Der Talisman 1976 und Der Zerrissene 1982. Festspielgeschichte schrieb er 1981 mit der Uraufführung von Friedrich Cerhas Oper Baal 1981, die zu einem Triumph bei Publikum und Presse wurde. Franz Endler schrieb in der Presse: „Otto Schenk, dem man die Regie anvertraute, schuf ein grandioses Bild des Baal und seiner Umgebung, er machte aus Typen Menschen und aus dem „Tier“ Baal einen Naturlackel, dessen völlige Hingabe an sich selbst so verständlich ist wie nur irgend etwas."

 

Von 1986 bis 1988 war Otto Schenk nach dem plötzlichen Tod von Boy Gobert als Mitglied des Direktoriums für das Schauspiel bei den Salzburger Festspielen verantwortlich.

„Mit der schwarzen Fahne, die heute am Festspielhaus weht, verneigen wir uns in Dankbarkeit vor Otto Schenks Lebenswerk und seinem Wirken für die Salzburger Festspiele“, erklärte das Festspieldirektorium.

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