Kultur Blog
- Geschrieben von Claus Friede -
Die kulturelle Aufarbeitung des nicht mehr existierenden Ostblocks ist seit Jahren ein virulentes Thema.
Viele Publikationen und Ausstellungen beschäftigen sich in den letzten Jahren mit der Sowjetunion, den Baltischen Staaten, mit Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei. Dass die sozialistische Kultur Jugoslawiens sich buchstäblich „zwischen den Stühlen“ befand und die unterschiedlichen politischen Systeme und Blöcke des Kalten Kriegs dort aufeinander trafen, macht die Aufarbeitung besonders interessant, weil sie bei weitem nicht klar und eindeutig zuzuordnen ist. Mischformen aus Ost und West trafen hier aufeinander und bildeten einen neuen, sich befruchtenden visuellen und architektonischen Ausdruck. Klassifizierung – Fehlanzeige.
- Geschrieben von Peggy Neidel -
Joe Wrights Anna Karenina-Adaption entlarvt den Film als das, was er ist: eine Inszenierung.
In diesem Fall eine opulente und gelungene.
Drehbuchautor Tom Stoppard und Regisseur Joe Wright fügen den bisher zehn Verfilmungen eine elfte hinzu: Kühn, berauschend und fantastisch beleben sie Leo Tolstois Romanklassiker „Anna Karenina“ von 1887. Der Inhalt dürfte bekannt sein. Es geht um das Schicksal dreier adeliger Familien, insbesondere um Anna Karenina, die sich, verheiratet mit dem biederen Staatsbeamten Karenin, auf eine leidenschaftliche Affäre mit dem attraktiven Grafen Wronskij einlässt und am Ende Selbstmord begeht.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Mit ihren 95 Jahren ist Gudrun Piper die wohl älteste aktive Künstlerin Schleswig-Holsteins.
Sie hört schlecht, das Laufen fällt ihr schwer und das Gedächtnis streikt auch mitunter. Dennoch beteuert sie: „Ich denke nur an die Kunst“. Ihre streng geometrischen Bilder sind derzeit auf der Affordable Art Fair zu sehen, die vom 15. bis 18. November erstmals in Hamburg stattfindet.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
In Hamburg eine Kunstmesse auf die Beine zu stellen, ist alles andere als ein einfaches Unterfangen.
Nachdem die „Art Hamburg“ 1991 gefloppt war, resignierten viele Galeristen und glaubten fortan, dass die Hansestadt nun mal kein Pflaster für internationale Messen à la Art Cologne oder Art Basel sei. Doch nun, mehr als zwanzig Jahre später, kommt eine Messe mit 55 internationalen Galerien an die Alster, die aufräumen will mit alten Vorurteilen und deren Name Programm ist: Die Affordable Art Fair, (15.-18.11, Hamburger Messehallen) versteht sich als Plattform für alle Kunstliebhaber – auch für diejenigen mit kleinem Portemonnaie. Die Preisgrenze liegt bei 5.000 Euro.
- Geschrieben von Christel Busch -
Der letzte Filmvorhang ist gefallen.
Nach fünf Tagen und 149 Filmen der Genres Spiel- und Horrorfilm, Dokumentar- und Kurzfilm, Filme für junge Zuschauer ist das größte und wichtigste nordische Filmfestival Europas am 4. November 2012 zu Ende gegangen. Auch dieses Jahr kämpften Filmemacher aus skandinavischen und baltischen Ländern sowie aus Norddeutschland um einen der begehrten acht Filmpreise.
- Geschrieben von Claus Friede -
Der aus Japan stammende und in Berlin lebende Künstler Yuki Yamamoto präsentiert in seiner ersten Einzelausstellung in Europa, in der Mikiko Sato Gallery Hamburg, eine Auswahl seiner Werke der letzten Jahre.
Yamamoto wuchs auf der im Norden Japans gelegenen Insel Hokkaido, in einem kleinen, ländlichen Ort auf. Dieses Umfeld prägt den 31-jährigen Künstler bis heute, auch wenn er längt in der Großstadt lebt und arbeitet. Wenn er vom klaren, schwarz- und raumtiefen Sternenhimmel seiner Heimat erzählt, dann ist man mittendrin in der ersten Annäherung an seine Kunst. Es sind Bilder von unglaublicher Dichte, bestehend aus farbigen Kreisen und Punkten, die mit der Begrifflichkeit von Unendlichkeit spielen.
- Geschrieben von Thomas Mießgang -
Es war eine bleierne Zeit: An einer geopolitischen Nahtstelle des Kalten Krieges versuchte sich ein nur oberflächlich entnazifiziertes Österreich als «Geisteskontinent» (Friedrich Heer) und Kulturgroßmacht neu zu erfinden.
Die «langen 1950er-Jahre» erstreckten sich bis weit ins nächste Jahrzehnt, in der Kulturpolitik dominierte, getragen vom Missionierungswillen des ÖVP-Unterrichtsministers Felix Hurdes, ein konservativer, rechtskatholischer Kulturalismus, der nahezu nahtlos an die Zeit vor 1938 anschloss.
Im Sinne einer offiziellen Staatskulturdoktrin war vor allem wichtig, was Burg und Oper an Sinn- und Bedeutungsproduktion lieferten, und auch ein gewisses Schwelgen im Habsburgermythos verband sich gut mit einem Kulturbegriff, der im erhabenen Überzeitlichen die Rettung vor der unmittelbaren Vergangenheit suchte.
- Geschrieben von Claus Friede -
Eine neue und überaus sehenswerte Ausstellung im Jüdischen Museum Wien macht ein bedeutendes Kapitel jüdischer Frauengeschichte sichtbar.
Es gibt Fragen, die erst sehr spät gestellt werden: Das Jüdische Museum in Wien geht den Gründen nach, warum der größte Teil aller Fotostudios in Wien zwischen 1860 und 1938 in weiblich jüdischer Hand waren.
Sie kamen aus wohlhabenden liberalen Familien, höhere Schulbildung und Berufsausbildung war Teil des jüdischen Selbstverständnissen und der Beruf schien auch deshalb so beliebt, weil er keine akademische Ausbildung erforderte, die damals für Frauen per se schwer zu erlangen war.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Sie ist Hamburgs Mutter Courage: Peggy Parnass hat mit ihren Gerichtsreportagen Geschichte geschrieben.
In Ihrem Buch „Kindheit“ stellt sie sich erneut ihrer eigenen Geschichte.
Isabelle Hofmann (IH): „Kindheit“, illustriert von der brasilianischen Künstlerin Tita do Rêgo Silva mit großartigen Originalholzschnitten, ist eines der schönsten Künstlerbücher dieses Herbstes. Ihre Erinnerungen an diese Zeit jedoch sind grauenvoll. Die Nazis haben Ihre Eltern und Großeltern umgebracht. Bis auf eine Tante in Belgien, einen Onkel in London und ihren kleinen Bruder, mit dem Ihre Mutter Sie 1939 nach Schweden schickte, wurde Ihre gesamte Familie ausgelöscht. Hatten Sie nicht gesagt, dass Sie nie über Ihre Kindheit sprechen wollen?
- Geschrieben von Christel Busch -
50 Jahre Sammlerleidenschaft – und kein Ende in Sicht...
Hans-Peter Riese, ehemaliger Journalist und ARD-Auslandskorrespondent, sammelte rund 300 Objekte aus Malerei, Grafik, Collage, Fotografie und Skulptur. Nur einen Teil davon - 150 repräsentative Exponate - zeigt die Ausstellung „Dialog über Grenzen“ im St. Annen-Museum Lübeck. Die Schau dokumentiert die parallele Kunstentwicklung von Künstlern im Westen und im Ostblock, vor und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Ein spannender Dialog über ideologische Grenzen hinweg.