Klassik Musik – wissen was zu hören lohnt
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Nikolaus Harnoncourt gehört zu den Pionieren des Originalklang-Musizierens und geht auch beim Wiener Walzerkönig auf die revolutionären Wurzeln der Walzer-Musik zurück.
Es war ein Siegeszug ohnegleichen, eine Massenbegeisterung jenseits aller Standesunterschiede, als sich sich der Wiener Walzer im 19. Jahrhundert die Tanzsäle der Alten Welt eroberte. Wiener Walzer, das war etwas anderes als das bedächtige, fein ritualisierte und an Fingerspitzen geführte Menuett der Feudalgesellschaft, wie es von Roman Polanski in seinem Film „Tanz der Vampire“ großartig parodiert wird. Der Walzer war Musik einer neuen Zeit, die nicht zufällig fast gleichzeitig mit der Französischen Revolution die Bühne betrat. Zuerst in der Oper „Una cosa rara“ von Vicente Martín y Soler, die 1786 in Wien die erste große Walzerwelle auslöste.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Manchmal passiert das in Städten, die man sich neu erobert: Man biegt aus bekanntem Gebiet um eine Ecke, erwartet wieder Unbekanntes, findet aber überrascht ein gut erkundetes Gebiet – nur der Link zwischen beiden hatte bisher gefehlt.
- Geschrieben von Claus Friede -
Der preisgekrönte argentinische Countertenor Franco Fagioli widmet sich auf seinem soeben veröffentlichen Album einem der großen Komponisten des Kastratengesangs: Nicola Antonio Porpora (1686-1768). „il maestro Porpora arias“ ist eine Hommage an einen der wichtigsten Gesangslehrer und Komponisten des italienischen, des europäischen Barocks.
- Geschrieben von Claus Friede -
Der musica inaudita – der ungehörten Musik widmet sich seit 2002 das Zürcher Barockorchester. Gute Kompositionen, die im Laufe der Zeit aus unserem kulturellen Gedächtnis und aus verschiedenen Gründen entschwunden sind, die Konzertsäle heute selten oder nie ertönen lassen, gilt es wieder zu entdecken. Das klingt danach, in die Katakomben der Musikgeschichte hinabzusteigen und viel Recherchearbeit zu leisten. Das mag mit der verbrannten und zerbombten Geschichte Dresdens nicht ganz einfach zu sein.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Einer der großen Vorzüge der CD ist es, dass ganze Werkpakete in relativ handlichem Format an die Zuhörer gebracht werden können: Der ganze Bach, Alles von Vivaldi, Mozart komplett. Manchmal allerdings sind solche Komplettpakete erstaunlich schmal. So wie bei „Carlos Kleiber – Complete Orchestral Recordings on Deutsche Grammophon“: drei CDs – zwei Beethoven-Symphonien, zwei von Schubert und die vierte von Brahms. Dazu eine „Pure Audio-Blu-ray“ mit demselben Programm, abgespeichert in höherer Qualität (24 bit/96 kHz) und einem informativen 70-Minuten Audio-Essay „Carlos Kleiber – A Memoir“, mit vielen O-Tönen von Freunden und Weggefährten über Dirigierstil, Qualitäten, Charakter und Umgang des Dirigenten mit Sängern und Orchestermusikern und weiteren Musikbeispielen von Aufnahmen, die nicht in dieser Sammlung enthalten sind.
- Geschrieben von Claus Friede -
Das Cover-Motiv der neuen CD des David Orlowsky Trios „Klezmer Kings – A Tribute“ zeigt einen Blick auf das Chrysler-Building in New York City von der 42. Straße westlich zur 2. Avenue. Die Aufnahme stammt irgendwann aus den Jahren zwischen 1935 und 1941. Sie dient als Reminiszenz an jene Einwanderer aus Zentral-, Ost- und Südosteuropa, die die Klezmer-Musik bereits ab den 1900er-Jahren nach New York und ab den 20ern in die Lower East Side Manhattans brachten. Naftule Brandwein, Sam Spielman, Josef Solinski, Dave Tarras, das Abe Schwartz Orchestra und das Max Leibowitz Orchestra haben die Musik aus den Shtetln aufgenommen und selbst über Doires (Generationen) weitergeben. David Orlowskys (Klarinette) „Klezmorim“ (Musiker), Florian Dohrmann (Kontrabass) und Jens-Uwe Popp (Gitarre) stehen seit vielen Jahren in der Yikhes (Erblinie).
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Wie das wohl war, als der knapp 20 Jahre alte Bach, Johann Sebastian, die thüringische Orgelszene aufmischte? Mit eigenen Werken, die gleichwohl auf den kräftigen Schultern unterschiedlicher musikalischer Traditionen standen, mit einer Spieltechnik, die bis verblüffend ist, mit einem Ungestüm, das ihn zu einem jungen Wilden macht.
- Geschrieben von Claus Friede -
Ist es Anachronismus in eine Vergangenheit musikalisch einzutauchen, die von einer schönen und heiteren Welt erzählt, während um dieselbe herum zwei Kriege tobten? „Du bist die Welt für mich“ heißt eine soeben erschienene CD, auf der von Jonas Kaufmann, dem Tenor „mit der goldfarbenen Honigstimme“ (The Sydney Morning Herald), Evergreens der Ära zwischen 1925 und 1935 erklingen. Begleitet vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Jochen Rieder und bei drei Stücken begleitet von der Sopranistin Julia Kleiter, genießt der wohl eher ältere Hörer Lehár, Tauber, Benatzsky, Stolz, Abraham und andere.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
So ist das mit den Dicken – sie werden gern unterschätzt, und dann wundert man sich. Zum Beispiel über das Klangspektrum, das Andreas Martin Hofmeir seiner Tuba entlockt. Ganz entgegen dem Humpta-Image entlockt er dem glänzenden Fünfeinhalb-Meter-Blechrohr einen angenehmen, fast verträumten Ton. Eine Mischung aus dem Verführerischen eines tiefen Saxophons, dem Sonoren der Posaune und dem weichen Timbre des Horns.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Concerto Köln kann im kommenden Jahr seinen 30. Geburtstag feiern.
Bekannt durch akribische Recherchen, mit denen es seine inzwischen mehr als 60 CD-Einspielungen begleitet hat, gehört das Ensemble zu den führenden deutschen Musikgruppen auf dem Gebiet der historischen Aufführungspraxis.
Erstaunlich eigentlich, dass es so lange brauchte, bis sich Concerto Köln Bachs Brandenburgischer Konzerte angenommen hat. Sie wollten, heißt es im Booklet zur neuen Doppel-CD, das nur dann anpacken, wenn sie zu bestehenden Sichtweisen Neues hinzufügen könnten. Nicht einfach bei diesen Werken, die sicher mit zu den populärsten Kompositionen der Barockmusik gehören.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Sternstunden der Musikgeschichte müssen nicht auf großer Bühne stattfinden. Manchmal erreicht bahnbrechend Neues im ganz kleinen Kreis das Ohr der Welt. So wie an einem Sonntag Nachmittag Anfang Juni 1912, als der französische Schriftsteller, Musikkritiker und -wissenschaftler Louis Laloy nicht nur den damals 50 Jahre alten Komponisten Claude Debussy nebst Ehefrau zu sich einlud, dessen Biographie er 1909 geschrieben hatte. Ein weiterer Gast war der 21 Jahre jüngere Russe Igor Strawinsky, der sein neues Werk mitgebracht hatte.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Das Gesangsquartett VocaMe lässt die Gesänge der Hildegard von Bingen wieder aufleben – bewegende Musik aus der Tiefe der Seele und der Schöpfung. Zu hören auf einer CD und bei zwei Konzerten im Marien-Dom von Hamburg und im Kreuzgang des Klosters Walkenried.
- Geschrieben von Claus Friede -
Die Lettische Musikszene ist eine ganz besondere – für ein so kleines Land geradezu herausragend. Dies trifft unumstritten für die Gesangskunst und die Chormusik zu.
Sacred Love (Heilige Liebe) ist der Titel einer kürzlich erschienenen CD des 1940 gegründeten Lettischen Radiochors (Latvijas Radio Koris) mit Sitz in Riga. Er gehört zu den besten Kammerchören in Europa. Sigvards Klava dirigiert und leitet ihn seit 1992 künstlerisch und hat seither die meisten Uraufführungen neuer Chorwerke lettischer Komponisten geführt.
- Geschrieben von Claus Friede -
Die CD-Betitelung bringt es auf den Punkt – eine Reise in eine vergangene Zeit, in eine längst vergangene Welt, deren Nachwehen hier und da bis heute spürbar sind und deren Kultur sich in den letzten Jahren einer zunehmenden Beliebtheit erfreuen darf. Die Rede ist von der sephardischen Kultur, die ihren Ursprung auf der iberischen Halbinsel hat. „Zarfad“ ist das hebräische Wort für Spanien und so ist die Herleitung zu den Sephardim, für die in Spanien und Portugal lebenden Juden, (nach einer der vielen Vertreibungen aus Jerusalem dort hingelangt) schnell nachvollziehbar.