Film
Die zwei Gesichter des Januars

Gewalt als Leidenschaft im Griechenland der Sechziger Jahre. Ein elegant elegischer Psychothriller von verstörender Schönheit. Grandios: Viggo Mortensen und Oscar Isaac.
„Ein Buch kann einen oder vielleicht sogar zwei Neurotiker verkraften, aber nicht drei, noch dazu wenn es die Hauptpersonen sind,” mit diesem schnippischen Kommentar begründete 1962 der Verlag Harper & Row seine Entscheidung “Die zwei Gesichter des Januars” von Patricia Highsmith nicht zu veröffentlichen. Es wurde das meist abgelehnte Manuskript in der Karriere der amerikanischen Bestsellerautorin doch am Ende trotzdem ein großer Erfolg. Die Schriftstellerin gab später selbst zu, die erste Version sei „völlig verkorkst” gewesen. Nun hat Hossein Amini den Roman ästhetisch virtuos als poetisch doppelbödigen Noir inszeniert.

Dem iranisch-britischen Drehbuchautor („Drive”, „Wings of the Dove”) gelingt damit ein souveränes Regie-Debüt. 1985 hatten sich bereits Wolfgang Storch („What for, Mary Anne?”) und Gabriela Zerhau an dem morbid raffinierten Thriller versucht, heraus kam dabei eine psychologisch plumpe wenig überzeugende Dreiecksgeschichte mit Charles Brauer, Yolande Gilot und Thomas Schücke in den Hauptrollen. Hossein Amini merkte schon beim ersten Lesen des Romans vor mehr als 20 Jahren, dass der Plot zu konstruiert ist, aber die Ideen, die komplexen, brüchigen Figuren und ihre widersprüchlichen Gefühle ließen ihn nie mehr los. In seiner Adaption konzentriert er sich ganz auf das undurchsichtige verhängnisvolle Beziehungsgeflecht seiner Akteure: Athen 1962. Der Amerikaner Rydal (Oscar Issac, „Inside Llewyn Davis”) schlägt sich als Tour Guide und mit harmlosen Gaunereien durchs Leben. Während er einer Gruppe von Studentinnen das Parthenon zeigt, ihnen von den bösen Tricks der Götter erzählt, fällt sein Blick auf ein mondänes Paar. Der Mann erinnert ihn unangenehm an seinen Vater, die um vieles jüngere Frau, die in seinem Alter ist, fasziniert ihn. Die beiden stellen sich als Chester (Viggo Mortensen, „The Road”) und Colette MacFarland (Kirsten Dunst, „Melancholia”) vor, auch sie kommen aus den USA. Vom ersten Moment an beschwört der Regisseur eine unheilvolle Atmosphäre von Intrigen, Gefahr und Lügen. Der kultiviert smarte Chester, Anlageberater von Beruf, durchschaut schnell die kleinen Betrügereien des jungen Mannes. Rydal dagegen kennt anscheinend kein Misstrauen. Er ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, den Gedichten, die er schreiben will, den quälenden Gedanken an seinen übermächtigen Vater, vor dem er geflohen ist. Selbst zu dessen Beerdigung wollte/konnte er nicht heimkehren. Es geht um Schuld ohne Sühne, am Anfang wie ganz am Ende des Films.

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Man verabredet sich für den nächsten Tag, ein Besuch auf dem Flohmarkt, dann für den Abend zum gemeinsamen Dinner mit Rydals Freundin Lauren (Daisy Bevan). Der junge Amerikaner entdeckt auf dem Sitz des Taxis Colettes Schlangenarmreif. Als er ihn nachts noch im Grandhotel vorbeibringen will, trifft er auf Chester, der grade einen leblosen Körper (David Warhofsky) über den Etagenflur schleift. Angeblich ein sturzbetrunkener Unbekannter, der nur schnell ins Bett gehievt werden soll. Rydal packt mit an ohne nachzudenken. Die Fahrstuhltür geht auf, Hotelgäste beäugen argwöhnisch das seltsame Treiben. Im Zimmer des ominösen Gastes liegen Fotos von Chester. Zu spät begreift Rydal, dies ist genau einer jener bösen Tricks, die die Götter den Menschen spielen, manche nennen sie Zufall andere Schicksal. Der Zuschauer weiß bereits, der Mann ist tot, ein Privatdetektiv, er stand unerwartet vor der Tür der MacFarlands: Chester hat in den USA Aktien von nicht existierende Ölquellen vertickt und sich mit den Falschen angelegt, die wollen jetzt ihr Geld zurück. Der Detektiv zieht die Pistole, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, es kommt zur Rangelei, ein Schuss löst sich. Fast wäre es Chester gelungen, geschickt die Leiche zu entsorgen und alle Spuren zu verwischen. Suspense in der Tradition von Alfred Hitchcock, nur subtiler, zurückhaltender als in „Psycho”. Um das Töten selbst macht Patricia Highsmith meist nie viel Aufhebens. Sie interessieren in erster Linie die Beteiligten und ihre Motivation nicht die Aufklärung des Falls. „Ich habe eine klammheimliche Sympathie für Missetäter, und ich weiß, dass das abscheulich ist,” notierte die legendäre Kriminalschriftstellerin 1959. Amini Hossein hat das Drehbuch also ganz in ihrem Sinn umgeschrieben, er verzichtet bewusst auf unnötige Plot Twists, jede Form überflüssigen Aktionismus. Trotzdem ist die Angst entdeckt zu werden unerträglich und immer spürbar.

Die MacFarlands (oder wie immer sie in Wahrheit heißen) müssen fliehen, leider liegen ihre Pässe an der Rezeption. Rydal erklärt sich bereit, die beiden aus der Stadt zu schaffen, auf Kreta einen sicheren Unterschlupf zu finden und neue Papiere zu beschaffen. Noch immer haben er und Colette keine Ahnung, was wirklich passiert ist. Chester ist ein begnadeter wie notorischer Lügner, nur langsam beginnt seine ostentative Fassade der Überlegenheit zu zerbröckeln. Die widersprüchlichen Gefühle spiegeln sich in der Filmmusik von Alberto Iglesias, eine klassische Partitur im Stil von Bernhard Herrmann („Vertigo”) und ein Hommage an Alfred Hitchcock. Rydal wird dank seiner Griechischkenntnisse und dunklen Teints für einen Einheimischen gehalten, er avanciert zum Beschützer und damit potenziellen Konkurrenten für den Ehemann. Die gemeinsame Flucht erinnert zuweilen in ihrer bedrohlichen Atmosphäre und melancholischen Schönheit an Bernardo Bertoluccis „Himmel über der Wüste”. Das Grundmotiv des Films, die Angst vor Vernichtung der Existenz geht wie bei Alfred Hitchcock einher mit Identitätsverlust. Phantastisch: Viggo Mortensen als Chester, der sich vor Eifersucht verzehrt wegen seiner jungen Frau, er säuft bis zum Umfallen, seine Wut auf den vermeintlichen Nebenbuhler wächst. Er irrt schweißgebadet durch enge dunkle Gassen, verfolgt die beiden, rastet aus, schlägt zu. Verzweifelt klammert er sich an seinen Koffer voller Dollarscheine, letztes Statussymbol wie auch trügerisches Souvenir von Macht, Erfolg und krimineller Energie. Sozialer Aufstieg um jeden Preis, Zeitgeist Gier damals wie heute.

Der Kampf dreht sich nur vordergründig um Colette, sie provoziert, flirtet, ist berechnend und hübsch, aber sie selbst spielt im Roman wie auf der Leinwand eine eher unwichtige Rolle. Patricia Highsmith favorisiert Auseinandersetzungen zwischen Männern wie dem Maler Coleman und seinem 27jähriger Schwiegersohn Ray Garrett in „Venedig kann sehr kalt sein”. Ihre Antihelden entwickeln fast symbiotische Beziehungen, ihr Hass auf einander geht oft tiefer als Liebe. Im Roman vermuteten die Kritiker homoerotische Neigungen, hier prägt der Vater-Sohn-Konflikt, der Gegensatz Arm-Reich, die Beziehung zwischen den beiden Männern. Die Realität entlarvt sich immer wieder als Schein, alles hat zwei Gesichter wie der Januskopf. Chester macht auf snobistische Upperclass, amerikanischen Geldadel, doch eigentlich kommt er aus einfachsten Verhältnissen. Er kann Rydal nicht verstehen, den Yale-Absolventen und Aussteiger, der seine Karriere als Rechtsanwalt wegwirft, um sich in Europa mit Taschenspielertricks durch zu schnorren. Der junge Protagonist aber wächst mit der ungewohnten Verantwortung und lernt sich gegen den neuen Übervater durchzusetzen. Oscar Issac ist der perfekte Gegenspieler zu Viggo Mortensen. Nachdem Chester Colette getötet hat, versucht er den verhassten Widersacher der Polizei als Täter zu präsentieren. Fast hätte sein infamer Plan funktioniert. Was den Film unwiderstehlich macht, ist die beklemmende Atmosphäre, das magische Licht, die hinreißende opulente Fotographie von Marcel Zyskind („Dancer in the Dark”). Gedreht wurde auf Kreta, in Athen, Istanbul und in den Londoner Ealing Studios. Selten überzeugt wie in diesem Fall eine Drehbuchadaption mehr als das literarische Original. Hossein Aminis ironischer Noir ist ein Klassiker von unglaublicher Eleganz mit leicht philosophischem Subtext.

“Die allgemeine Passion für Gerechtigkeit kommt mir langweilig und künstlich vor, denn weder das Leben noch die Nation kümmert sich im Mindesten darum, ob der Gerechtigkeit Genüge getan wird,”
erklärt Patricia Highsmith in „Suspense oder Wie man einen Thriller schreibt”. Sie veröffentlichte bis zu ihrem Tode 1995 zweiundzwanzig Romane, sieben Bände mit Kurzgeschichten und ein Sachbuch. Ihre Kriminalgeschichten wurden zu einem neuen, unverwechselbaren Genre des psychologischen Thrillers. Whydunit statt Whodunit, das Interesse der amerikanischen Autorin gilt vor allem den Beziehungen zwischen den meist unauffälligen Tätern und eher zufälligen Opfern, die in seltsamer Abhängigkeit zueinander stehen und/oder zwanghaft getrieben sind. Bei Patricia Highsmith wird das Böse greifbar. Einer ihrer größten Fans war Graham Greene, er nannte sie „die Dichterin der unbestimmbaren Beklemmungen”. 1944 verkaufte sie ihre erste Short Story an die Zeitschrift Haper’s Bazar, 1948 erhielt sie ein Stipendium für einen Aufenthalt in der Künstlerkolonie Yaddo im Bundesstaat New York. Dort entstanden große Teile ihres ersten Romans „Zwei Fremde im Zug” („Strangers on a Train”), der 1950 erschien. Noch im selben Jahr erwarb Regisseur Alfred Hitchcock die Filmrechte für 7.500 Dollar. Viel Geld war das nicht, zehn Prozent davon gingen direkt an ihren Agenten, aber der Thriller machte sie über Nacht berühmt. Bald schon galt Highsmith als Bestsellerautorin von internationalem Ruhm. Die Leser sind fasziniert von einer Welt, wo jeder zum Verbrecher werden kann und damit auch noch durchkommt. Das war Hitchcock etwas zu radikal, und er verpasste seinem Film einen versöhnlichen, gesellschaftlich akzeptablen Schluss. Die Story der zwei Fremden, die das perfekte Alibi für ihre Morde planen, hat schon viele Charakteristika der späteren Romane der Autorin: Einem etwas hilflosen, aber integrem Protagonisten steht ein Antagonist gegenüber, dessen psychopathische Züge immer stärker werden: Lüge, Betrug, Täuschung, moralische Korrumpierung. Es ist eine Konstellation der sich unwiderstehlich anziehenden Gegensätze. Die Identitäten lösen sich auf, verschwimmen.

Kritiker besonders in den USA taten sich anfangs oft schwer, Patricia Highsmith einer literarischen Richtung oder Tradition zuzuordnen, sie begriffen nicht, dass diese Autorin ein völlig neues, eigenes Genre geschaffen hatte. Ihr Hang zum Unheimlichen, Grotesken, ihre Faszination am Grausamen wie Makabren erinnert unwillkürlich an Edgar Allan Poe, der wie sie am 19. Januar geboren wurde, der Ton, Stil ihrer Bücher an die ‚romans noirs’ der dreißiger und vierziger Jahre. Aber die Thematik und die philosophischen Fragen, die der Kern ihrer Prosa sind, reflektieren den Einfluss von Dostojewski, Kierkegaard, Nietzsche, Kafka, Satre und Camus, die sie über alles schätzte. “Sie pries Irrationalität, Chaos und emotionale Anarchie,” so Andrew Wilson in seiner Biographe „Schöner Schatten”, „und betrachtete den Verbrecher als das perfekte Beispiel eines existenzialistischen Helden.” Patricia Highsmith liebte die Bilder des englischen Malers Francis Bacon, die den Menschen in ausweglosen, alptraumhaften Situationen zeigen. Wilson schreibt: „Die Romane von Patricia Highsmith ermöglichen uns wie in Bacons Gemälde, einen Blick auf die dunklen, schrecklichen Mächte zu werfen, die unser Leben bestimmen, während sie gleichzeitig die Banalität des Bösen dokumentieren. Das Alltäglich und das Triviale werden im gleichen Tonfall geschildert wie das Entsetzliche und das Unheimliche, und dieses beunruhigend Nebeneinander gibt ihrem Werk seine bemerkenswerte Kraft”. Sie nahm in gewisser Weise die kollektive Besessenheit mit Serienmördern und dem Bösen, wie es heute in Literatur und Film dargestellt wird, vorweg. Ihr gelingt wie kaum einem anderen Autor Spannung aufzubauen, doch den Begriff selbst definiert sie nicht, auch wenn er in dem Titel ihres Werkstattberichts „Suspense oder Wie man einen Thriller schreibt, auftaucht. Den nach einem Gedicht klingenden Titeln wie „Der Schrei der Eule” („The Cry of The Owl”, 1962), „Tiefe Wasser” („Deep Water”, 1957) folgt eine faktische, Metaphern freie Prosa, die sich auf den ersten Blick wenig von anderen amerikanischen Autoren wie Ernest Hemingway unterscheidet.

Aggression ist hier oft ohne Ziel, nur ein Symptom ständiger Frustration. Patricia Highsmith schreibt aus der Perspektive von Betroffenen für Betroffene. Die Enttäuschung ihrer Helden über ihre mörderische Umwelt hat so lange gedauert, dass am Ende, so Peter Handke „die Gewalt als letzte vernünftige Leidenschaft übrig bleibt. Sie wird auch weniger mit Wut ausgeübt als aus einem elementaren Ekel heraus.” Patricia Highsmith verankert ihre Romane und Erzählungen in der Realität, indem sie bewusst mehr oder weniger, scheinbar nebensächliche Details aufführt, Kleidung, körperliche Eigenheiten, Essen Wein, Häuser und Zimmer, um dann den Leser übergangslos in die Welt des Unheimlichen zu entführen. Das macht ihre Texte so faszinierend für Regisseure, sie sind fast wie eine Vorstufe zum Drehbuch. Patricia Highsmith selbst hatte ein gespaltenes Verhältnis zu den Verfilmungen ihrer Romane wie “Der Amerikanische Freund” von Wim Wenders, mit der sie gar nicht glücklich war. Sie konnte die Besetzung von Ripley mit Dennis Hopper nicht akzeptieren, revidierte aber wenig später zumindest ihr Urteil über den Film und erklärte dem Regisseur, dass er “dem Geist des Buches näher gekommen sei als alle früheren Adaptionen”, Hopper blieb ihr weiterhin suspekt. Dagegen war sie beeindruckt von der Intensität der schauspielerischen Leistung von Gérard Depardieu und Miou-Miou in Claude Millers „Der Süße Wahn” („Dites-lui que je l’aime”, 1977). Die Stärke der Autorin ist Männer beim Morden zu beobachten wie in „Der Stümper”, “Der Geschichtenerzähler” oder „Das Zittern des Fälschers”. Frauen sind bei ihr eher Opfer als Täter: Die Protagonistin in „Ediths Tagebuch”, eine linksliberale Mittelstandsamerikanerin zerbricht am eigenen Verdrängungsheroismus, der Qual immer lächeln zu müssen. Selbst der mürrische Rentner Rowajinski in „Lösegeld für einen Hund”, hat eine dankbarere Rolle. Der ewig Zukurzgekommene und überzeugter Widerling, kann sich zumindest durch ein Verbrechen realisieren. Kennzeichnend für die Schriftstellerin war, erklärt Wilson, „dass sie die Frauen ihres Lebens- eine ziemlich Schwindel erregende Parade von Geliebten- als Musen benutzte, indem sie ihre eigenen zwiespältigen Gefühle für sie beobachtete und diese Gefühle dichterisch verarbeitete.” Schreiben war ihre Methode die dunkleren Aspekte ihrer Persönlichkeiten zu erkunden.

Die berühmteste Schöpfung von Patricia Highsmith ist Tom Ripley, jener charmante Gentleman-Psychopath, der in fünf ihrer Romane die Hauptrolle spielt: Ein, wenn sich dazu die Gelegenheit ergibt, kaltblütiger Mörder mit besonderer Vorliebe für die angenehmen Seiten des Lebens, er schätzt Kunst wie viele Protagonisten der Schriftstellerin. Ripley malt, zeichnet, spielt Bachs Goldbergvariationen und Scarlatti auf dem Cembalo. Er liest Schiller und Molière, ist sehr stolz auf seine Sammlung mit Gemälden von Magritte, van Gogh, Zeichnungen von Cocteau und Picasso. Das dumpfe Aufschlagen einer Leiche in einem frisch ausgehobenen Grab bereitet ihm immenses Vergnügen, und er lacht beim Anblick seiner Opfer, die im Auto verbrennen. Doch derselbe Mann ist beim Anblick des Grabes von John Keats zu Tränen gerührt. „Patricia Highsmith benutzt Ripley als Mittel, um die Vertrautheit der konventionellen Kriminalerzählung zu durchbrechen. Raffiniert verführt sie den Leser dazu, sich mit Ripley zu identifizieren, bis sich unsere moralischen Reaktionen so verkehrt haben, dass wir auf der Seite des Mörders stehen und hoffen, dass er der Strafe entgeht, was ihm tatsächlich mit von Buch zu Buch wachsender Bravour gelingt,” schreibt Andrew Wilson in “Schöner Schatten”. 1955 erschien „The Talented Mr. Ripley”, aber erst 1961 kam bei Rowohlt die deutsche Übersetzung heraus unter dem Titel „Nur die Sonne war Zeuge”, später bei Diogenes als “Der talentierte Mr. Ripley”. Selbst bekannte Regisseure scheiterten zuweilen an der Autorin, vielleicht weil sie durch falsche Kompromisse den makaber hintergründigen Texten ihre Logik und Magie nahmen wie René Clements raffinierte Adaption („Plein soleil”, 1960) mit Alain Delon in der Hauptrolle. Nichtsdestotrotz wurde es ein erfolgreicher Film. Anthony Minghella gelingt 1999 mit seinem Remake ein Neuansatz ganz im Sinne der legendären Kriminalschriftstellerin. Der Film beginnt im New York der fünfziger Jahre, Matt Damon spielt Tom Ripley, dessen amoralischer Zynismus und facettenreiche Persönlichkeit für Schauspieler eine Herausforderung ist. Wie verschieden aber gleichermaßen bravourös sich auch der Roman „Ripley’s Game” (1974) verfilmen lässt, beweisen Wim Wenders’ „Der amerikanische Freund” (1977) in der Hauptrolle mit Dennis Hopper und Liliana Cavanis „Ripley’s Game” (2002) mit John Malkovich als philosophischem, aber hinterhältigem Gauner.

Die vielleicht makaberste Erzählung der Autorin: „Der Schneckenforscher”. Sie handelt von Peter Knoppert, der für seine Leidenschaft, Schnecken zu züchten sterben muss. Er spritzt mit einem Gartenschlauch sein Arbeitszimmer ab, in das die Schnecken eingedrungen sind. Ein Klumpen Gastropoden fällt ihm auf den Kopf, er stolpert, rutscht auf dem schleimigen Boden aus und stürzt. Ein Heer von Schnecken kriecht über ihn hinweg. Als Knoppert um Hilfe schreit, fällt ihm eine Schnecke in den Mund, er verschluckt sie und erstickt daran. Das Letzte, was der Protagonist sieht, sind zwei Schnecken, die auf dem Gummibaum kopulieren. In seiner Einleitung zu Patricia Highsmith’ Kurzgeschichten schreibt Graham Greene: „Und das Erlebnis nackten physischen Ekels – was sie selten heraufbeschwört – ist nach dem Schneckenforscher kaum zu überbieten.” Die Schriftstellerin war fasziniert von diesen Geschöpfen und hielt dreihundert in ihrem Garten. Sie liebte sie so sehr, dass sie nie ohne sie verreiste und nahm einige selbst manchmal auf Cocktail Parties in der Handtasche mit.

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Originaltitel: The Two Faces of January
Regie/Drehbuch: Hossein Amini
Darsteller: Viggo Mortensen, Oscar Isaac, Kirsten Dunst
Länge: 97 Min. Produktionsländer: USA, Großbritannien, Frankreich
Verleiher: StudioCanal Deutschland
Kinostart: 29. Mai 2014

Titel: Schöner Schatten. Das Leben von Patricia Highsmith
Autor: Andrew Wilson
Verlag: Berlin Verlag (2003)
ISBN-10: 3827005175 / ISBN-13: 978-3827005175

Titel: Die zwei Gesichter des Januars
Autor: Patricia Highsmith
Verlag: Diogenes detebe
ISBN-10: 3257234090 / ISBN-13: 078-3257234091

Fotos & Video: Copyright StudioCanal Deutschland

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