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Adriane Steckhan: Urban Skins

Der englische Begriff „Urban“, der abgeleitet vom lateinischen Wort „urbs“ soviel bedeutet wie Stadt, städtisch, kommunal bis hin zu Umschreibungen von Metropole und Ballungsraum steht im Zentrum einer Ausstellung, anlässlich des Hamburger Architektur Sommers 2009, die Werke der Künstlerin Adriane Steckhan präsentiert.

 

Wenn die Begrifflichkeit und Bedeutungen von "Urbanität" gebraucht wurden, dann verbanden wir zumindest früher und über einen recht langen Zeitraum fast schon automatisch, Ideale von Bildung, Weltläufigkeit, ein ausdifferenziertes, feines Wesen und Formen der städtischen Höflichkeit, als Gegenpole für das Ländliche, Rustikale oder bäurisch, derbe und grob. Solch klare Zuweisungen waren wohl generalisiert genauso früher falsch wie heute auch, denn die Stadt barg von Beginn an ebenso immer Aspekte der Grobheit, des ungebildet Seins und eine Quartiersmentalität die weit weg waren von Weltläufigkeit. Die funktionale Differenzierung zwischen Stadt und Land wird heute nicht mehr in den pluralen städtischen Arbeits- und Wohnformen zu den eingeschränkten Ländlichen evident, sondern insbesondere dort festgemacht, wo der Begriff der Kultur zu pluralen Lebensformen führen konnte und einhergehend damit tatsächliche Nutzungsangebote der selben existierten. Wenn sich nun Künstler – und das tun diese schon historisch gesehen sehr lange – mit Urbanität auseinandersetzen, dann muss man die Allgemeinplätze verlassen.

Die „Urban-Skin“-Installationen von Adriane Steckhan beziehen sich schon im Titel und von ihrer Herkunft her auf Städte und Metropolen: Hamburg, London, Mexiko City, Venedig oder Addis Abeba. Die Künstlerin geht von analogen Fotografien aus, die überwiegend nächtliche Szenen von Straßen und Plätzen aber auch von Innenräumen zeigen können. Der Werkprozess der Fotografie könnte hier eigentlich abgeschlossen sein, die analogen Fotografien selbst zum Werk gemacht werden und diese dann in der traditionellen Art und Weise präsentieren. Doch an diesem Punkt beginnen erst für Adriane Steckhan weitere, mittlerweile probate und eigenständige Möglichkeiten der Arbeitsprozesse. Die Fotos werden also nicht auf Fotopapier präsentiert, sondern sind in einem chemischen Verfahren auf einen semitransparenten, hautartigen Polymerkunststoff abgedruckt, also übertragen worden. Diese werden dann hinter einzelnen Acrylglasscheiben geschützt. Die Wirkung und die Oberfläche dieses Materials ist wie eine Haut: Daher der englische Begriff „Skin“. Dies beschreibt im Werkzusammenhang von Adriane Steckhan wichtige Merkmale: Das Foto entzieht sich der Realitätsab- und Nachbildung und ebenso einer fassbar nachvollziehbaren Situation. Vielmehr werden in den Arbeiten Aspekte von verschwommener Erinnerung, malerischer Imagination, diffusem Lichter- und Farbspiel einander gegenübergestellt.
Sie spielen sowohl inhaltlich, als auch formal-ästhetisch mit den unscharfen Übergängen von Malerei zur Fotografie. Eigentlich steckt chronologisch ein Paradoxon darin: Ein neues Medium, von dem lange gesagt wurde, es löse irgendwann die Malerei ab, dient einem alten Medium zum Überleben und hilft zu dessen lebensverlängernder Legitimation. Allerdings muss man auch darauf hinweisen, dass durch das halbtransparente Material, die Größe und Formatwahl sowie die installationsartige Hängung die Werke dreidimensional und räumlich wirken, somit also noch eine weitere Ebene von Kategorie zulassen.
 

 

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