Kultur Blog
- Geschrieben von Dagmar Reichardt -
„Expats“, die „Unbestimmten“, „Grenzgänger“, „Ausgestoßenen“, „Unangepassten“ oder „modernen Nomaden“ – randständig, oft alleinstehend, unbehaust und nach Liebe suchend: Das sind die „Spatriaten“ – Italienisch: „Spatriati“ – oder Menschen, die in kein Klischee passen, schwer einzuordnen sind und sich ohne festen emotionalen Wohnsitz auf der Suche nach der eigenen Identität und Sexualität ins Leben eines kosmopolitischen Europas stürzen. Ihre fluiden Seelenlandschaften ergründet der apulisch-römische Autor mit Faible für Berlin Mario Desiati in seinem Roman „Spatriati“ (2021).
Zuletzt live auf der weltweit größten, 76. Buchmesse in Frankfurt – mit Italien als Ehrengast – zu erleben, zu hören und zu sehen, wurde Desiatis Roman 2022 mit dem renommierten italienischen Strega-Preis für dieses soeben auf Deutsch unter dem gleichnamigen Titel „Spatriati“ (2024) erschienene Werk ausgezeichnet. KulturPort.De hat sich diesen Anlass für ein Gespräch nicht entgehen lassen.
- Geschrieben von Claus Friede -
Der schottische Komponist und Produzent Erland Cooper veröffentlichte unlängst ein neues Album mit dem Titel „Carve the Runes Then Be Content With Silence“ (dt.: Schnitze die Runen und begnüge dich mit der Stille), das gleich mehrere Besonderheiten aufweist…
Vor drei Jahren, im Mai 2021, vergrub Cooper ein ¼-Zoll- Aufnahmemagnetband zusammen mit den dazugehörigen Notenblättern in der Nähe von Erlands Elternhaus auf den Orkney-Inseln, neben einem großen Stein. Dort blieb das Bündel bis Ende 2022 unangetastet.
- Geschrieben von Redaktion -
Ambitioniert und selbstbewusst wandte sich Binia Bill (1904–1988) der Fotografie zu und schuf zwischen 1930 und 1942 ein beachtliches Werk: Ihre Porträtaufnahmen und Stillleben zeichnen sich durch eine prägnante Bildsprache aus, die sich an der Ästhetik des „Neuen Sehens“ orientiert.
Das Interesse für Perspektiven, Oberflächen, und das Spiel mit Licht und Schatten verband Binia Bill jedoch mit einer ganz eigenen Sensibilität, die ihren Blick auf Objekte, Pflanzen und Menschen prägte.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Same Procedure As Every Year! Man mag sich gar nicht mehr vorstellen, wie eine Theatersaison ohne das HANSA-Theater ausgesehen hat.
130 Jahre alt wird Hamburgs Varieté-Juwel in diesem Jahr, das Thomas Collien und Ulrich Waller vor gut 15 Jahren wiederbelebten und das in über 2200 Vorstellungen mittlerweile fast eine Million Besucher verzeichnet – Grund genug für Kultursenator Carsten Brosda vor der Premiere selbst die Bühne zu betreten und seine Begeisterung für die atemberaubenden Darbietungen der zwölf Artistinnen und Artisten kundzutun: „Wie großartig ist das denn, dass Menschen so etwas können!
- Geschrieben von Claus Friede -
Eine Fotografieausstellung im Altonaer Museum in Hamburg widmet sich einer Zeit, die unsere jüngere Vergangenheit in Deutschland fokussiert.
Es ist weniger als ein halbes Jahrhundert her, Deutschland war Schwarz-Rot-Gold mit Adler oder Hammer und Zirkel, geteilt, sehr mit sich selbst beschäftig: mit dem Terrorismus der Roten Armee Fraktion (RAF), der Frage nach Atomkraft und Endlagerung, nach Atomwaffen auf deutschem Boden, der Stationierung von Pershing II-Raketen, dem politischen Umbruch einer Regierung Helmut Schmidt zu Helmut Kohl. Die DDR steckte in einer wirtschaftlichen und politischen Krise, die Jugendbewegungen oszillierten zwischen Punk, Friedensengagement und Solidarität mit der Gewerkschaft Solidarność in Polen. Ansonsten stagnierte es im ostdeutschen Sozialismus an vielen Fronten. Nicht nur ein 72-stündiger Schneesturm legte 1978 das Land lahm.
- Geschrieben von Marion und Ernst-Günter Hinz -
Mieczysław Weinbergs Oper „Die Passagierin“ wird selten aufgeführt. Das ist schade. Umso verdienstvoller ist die Initiative des Lübecker Theaters, dieses Werk des jüdischen Komponisten Mieczyslaw Weinberg (1919–1996) nach einem Roman von Zofia Posmysz (1923–2022) zum ersten Mal im gesamten norddeutschen Raum auf die Bühne des Großen Hauses zu bringen.
Hinzu kommt ein sensibles, vielfältiges Begleitprogramm mit Filmen, Lesungen, Vorträgen und Konzerten, das in den kommenden Monaten in Lübeck zu erleben ist.
- Geschrieben von Claus Friede -
Das Cernuschi-Museum, in der französischen Hauptstadt Paris, zeigt ab diesen Herbst die erste große Retrospektive Frankreichs dreier Pioniere der modernen vietnamesischen Kunst: Lê Phô (1907–2001), Mai Trung Thứ (1906–1980) und Vũ Cao Đàm (1908–2000).
Vor dem Hintergrund der starken politischen und kulturellen Veränderungen und wechselvollen Beziehungen von Frankreich und Vietnam während des gesamten 20. Jahrhunderts ist diese Ausstellung ein Paradebeispiel für eine postkoloniale und transkulturelle Annäherung mehrerer sehr unterschiedlicher Kulturen. Die ausgestellten Werke bewegen sich daher zwischen Adaptionen, Kombinationen und Weiterentwicklungen von künstlerischen Elementen Techniken und Stilen, die sich wie selbstverständlich aus vietnamesischen, chinesischen, buddhistischen, europäischen und westlichen Traditionen speisen.
- Geschrieben von Marion Hinz -
2023 erschien das Debüt von Jane Campbell, der Erzählband „Kleine Kratzer“, der die Leserschaft mit 13 Geschichten über Frauen jenseits der 70 begeisterte. Jetzt hat die 82jährige englische Autorin Jane Campbell mit „Bei aller Liebe“ ihren ersten Roman vorgelegt.
Wieder geht es um die kleinen Dinge des Alltags und die großen Tragödien des Lebens. Auch dieses Buch dürfte ein Bestseller werden. Das Zeug dazu hat es.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Angst vorm Scheitern kennt Francis Ford Coppola nicht, er schwört auf den Sprung ins Ungewisse. Wie damals bei „Apokalypse Now“ (1979) riskierte der heute 85-jährige noch einmal Karriere, Vermögen, seinen Ruf und Gesundheit für ein Filmprojekt.
Das bildgewaltige Opus Magnum „Megalopolis" bezeichnet der legendäre US-Regisseur, Autor und Produzent (Trilogie „Der Pate“) beharrlich als Fabel. Seine atemberaubende futuristische Vision von New Rome ist Vermächtnis und Plädoyer zugleich, vor allem aber auch der leidenschaftlich herbeigesehnte Moment absoluter künstlerischer Freiheit. Was immer Filmkritiker schreiben mögen, entstanden ist unabhängig von Box-Office Einnahmen und Gossip ein Meisterwerk der Metaphorik, der Concept Art.
- Geschrieben von Marc Peschke -
Die Heidelberger Malerin Julia Abele ist eine Chronistin des Alltags. Englische Märkte wie der „Borough Market“ in London, auf dem „Fresh Sussex Fish“ angeboten wird, der Eingangsbereich eines Kinos, ein Mann, der Zeitung liest und auf die U-Bahn wartet, Mülltüten in Kirschrot am Straßenrand, die üppigen Auslagen eines Gemüseladens.
Oder auf Eis gelegte Seebrassen im Fischgeschäft, Passanten auf der Rue de Poitou in Paris, die Vorderansicht eines Hauses, in dem „Steve’s Bed & Breakfast“ und eine Take Away Bar ihren Sitz haben: Wir staunen über Stadtansichten, Stillleben, aber auch viele Porträts und Blumenbilder.