Theater - Tanz

Same Procedure As Every Year! Man mag sich gar nicht mehr vorstellen, wie eine Theatersaison ohne das HANSA-Theater ausgesehen hat.

 

130 Jahre alt wird Hamburgs Varieté-Juwel in diesem Jahr, das Thomas Collien und Ulrich Waller vor gut 15 Jahren wiederbelebten und das in über 2200 Vorstellungen mittlerweile fast eine Million Besucher verzeichnet – Grund genug für Kultursenator Carsten Brosda vor der Premiere selbst die Bühne zu betreten und seine Begeisterung für die atemberaubenden Darbietungen der zwölf Artistinnen und Artisten kundzutun: „Wie großartig ist das denn, dass Menschen so etwas können!

 

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Das lässt doch hoffen, dass wir Menschen auch den Zustand unserer Gesellschaft wieder in den Griff kriegen. Friedlich und freiheitlich“. Zuvor hatten die Collien und Waller (blonde Perücken, rote Krawatten) das Publikum im ausverkauften Haus mit einer amüsanten Donald-Trump-Parodie begrüßt und ihr Bedauern darüber ausgedrückt, dass leider keine Tiere mehr auf der Bühne vorkommen – die hätten die internationalen Artisten (Migranten aller Nationen) nämlich verspeist. Aber keine Frage: Das diesjährige Varieté-Programm, durch das sich Peter Jordan und Götz Otto als Conférenciers des Premierenabends alberten (leider nur mäßig komisch), ist auch ohne Elefanten, Löwen und Seelöwen mal wieder brillant.

 

In der Tat: Bei den Weltklasse-Artisten und -Artistinnen muss man aufpassen, nicht nur in Superlativen zu schwärmen. Persönliches Highlight der Autorin jedenfalls war gleich der Auftakt: Einfach unfassbar, mit welcher Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit sich die Französin Aurélie Brua zwischen zwei Pole-Stangen bewegt. Kopfüber, nur eine Hand an der Stange im Spagat? Wie soll das bitte funktionieren? Ist sie vielleicht an einem unsichtbaren Seil aufgehängt? (nein, das ist sie natürlich nicht). Aber vielleicht ist sie doch die wunderschöne Inkarnation einer kleinen Raupe, denn genau mit diesen rhythmischen Kontraktionen turnt sie mühelos die Stangen hoch und runter – und steht zwischendurch einfach in der Luft (zumindest hat es den Anschein). Kurz: Wer daran zweifeln sollte, dass es die Superheldinnen mit Superkräften aus den Comic-Heftchen gar nicht gibt, wird im HANSA eines Besseren belehrt: Aurélie Brua ist der lebende Beweis!

 

Aurelia Brua F Simon BrachmannAurélie Brua – Double Pole. Foto: © Simon Brachmann

 

Kaum weniger beeindruckend sind zwei Akrobaten aus der Ukraine: Illia und Oleksandr Tyshchenko, besser bekannt als Tyshchenko Brothers. Ihre Körperbeherrschung ist sagenhaft und wenn der eine Handstand und sogar Kopfstand auf dem Kopf seines Bruders macht, hält man unwillkürlich den Atem an. Ein wenig verschnaufen kann man dafür bei dem Schweizer Künstler-Duo Ester und Jonas Slanzi, die in keine ihrer drei Schublanden des Küchentisches passen, auf dem sie sich Flaschen zuschieben. Dabei verbinden sie Schnelligkeit und Schauspiel, Witz und Magie zu einem einzigartigen Mix aus Zirkus und Cabaret. Vom Kontorsionskünstler Oleksandr Yenivatov, ein Schlangenmensch im Gewandt eines Frosches, bei dem man das Vorhandensein von Kochen und Gelenken ernsthaft bezweifeln möchte, geht es weiter zu dem chinesischen Hoop-Diving-Star Kai Hou, der mit seinen unglaublichen Rückwärts-Sprüngen durch Reifen schon einmal im HANSA-Theater begeisterte. Schwindelerregendes Rollerskating des Sexy-Duos „Skaters Art“, Schattenspiele der „2 Minds Combined“, die Tiere als auch Persönlichkeiten aus dem Showbizz an die Wand zaubern, sowie die irrwitzig schnelle Jonglage des Schweizers Claudius Sprecht runden das Programm der 17. Saison unter dem Intendanten-Team Collien und Waller ab.

 

Nicht zu vergessen, der Ehrengast! Seit ihrer Wiedereröffnung 2009 laden die Theaterleiter jedes Jahr einen Stargast ein. Das Magier-Duo Siegfried & Roy, das 1964 im HANSA-Theater auftrat, machte vor 15 Jahren den Anfang, seitdem standen u.a. Bill Ramsey, Vicky Leandros, die Kessler-Zwillinge, Roberto Blanco und Gitte Haenning in der kleinen „Schmuckschatulle“ am Steindamm auf der Bühne. In diesem Jahr war es „Yesterday Man“ Chris Andrews. Der 81-jährigige Sänger und Songwriter, der schon lange in Deutschland lebt, nahm die Anspielung im Titel mit Humor und machte auch bei seinem zweiten Superhit „Pretty Belinda“ eine erstaunlich gute Figur. Dazu kamen noch ein paar Rock’n’Roll-Nummern und der Gospel-Song „Michael, Row the Boat Ashore“ – und damit hatte Andrews das Publikum: Das „Hallelujah“ sang der ganze Saal mit.


Varieté im Hansa-Theater 2024

Zu sehen bis 9.März 2025 im HANSA-Theater, Steindamm 17, in 20099 Hamburg.

Weitere Informationen (Theater)

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