Wien wird seinem Ruf als internationale Kunstmetropole auch 2024 alle Ehre machen. Denn die Museen der österreichischen Hauptstadt haben für die kommenden Monate herausragende Ausstellungen angekündigt.
Von Rembrandt bis Klimt und Chagall bis Boafo. Ein Überblick.
Zwei Drittel der Gäste kommen wegen des umfangreichen Kunst- und Kulturangebots nach Wien. Die für 2024 geplanten Ausstellungen der Wiener Museen zeigen, dass die Stadt auch im kommenden Jahr wieder der place to be für alle Kunstinteressierten ist.
Rembrandt – Hoogstraten. Farbe & Illusion
08.10.2024 bis 12.01.2025
Das KHM widmet erstmals in seiner 133-jährigen Geschichte dem niederländischen Maler Rembrandt van Rijn (1606-1669) eine große Sonderausstellung. Anhand von 50 Gemälden und Zeichnungen erwartet uns ein faszinierender Dialog zwischen Werken von Rembrandt und Samuel van Hoogstraten (1627-1678), einem seiner talentiertesten Schüler, der am Wiener Hof große Erfolge feierte. Zentrale Themen der Ausstellung: die Wirkung von Farbe und illusionistische Techniken.
Kunsthistorisches Museum Wien (KHM), Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien, www.khm.at
(links) Kunsthistorisches Museum Wien. Foto: A. Güttl. (rechts) Rembrandt Harmensz van Rijn: Kleines Selbstbildnis. © KHM Museumsverband
Amoako Boafo. Proper Love
25.10.2024 bis Ende Februar 2025
Das Belvedere wird 2024 die erste institutionelle Ausstellung zum künstlerischen Schaffen von Amoako Boafo (*1984) in Europa zeigen. Für den angesagten ghanaischen Maler schließt sich ein Kreis. Er studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien, wo sein Stil nachhaltig geschärft wurde. Die Schau im Unteren Belvedere wird von Werken ergänzt, die in die Dauerausstellung im Oberen Belvedere integriert werden – wo Boafo in einen Dialog mit Gustav Klimt, Egon Schiele und Co. tritt.
Unteres Belvedere, Rennweg 6, 1030 Wien, www.belvedere.at
Amoako Boafo: Enyonam’s Black Shawl, 2020 (rechts) Mr. Palm – Green Wristband, 2022. © Courtesy des Künstlers und Mariane Ibrahim Gallery, Paris
Roy Lichtenstein. A Centennial Exhibition
08.03. bis 14.07.2024
Zum 100. Geburtstag von Roy Lichtenstein (1923-1997) präsentiert die Albertina eine umfangreiche Ausstellung mit Werken aus aller Welt, um den Meister der Pop Art gebührend zu ehren. Sie stellt die wichtigsten Etappen seines abwechslungsreichen Œuvres von den frühen 1960er-Jahren bis zum Spätwerk vor. Lichtensteins Cartoon-Ästhetik und die zynische Imitation von maschinellen und industriellen Drucktechniken stehen im Zentrum.
Albertina, Albertinaplatz 1, 1010 Wien, www.albertina.at
Chagall
28.09.2024 bis 09.02.2025
Ihre große Herbstausstellung, die letzte unter Direktor Klaus-Albrecht Schröder, der Ende 2024 an seinen Nachfolger Ralph Gleis übergibt, widmet die Albertina dem bedeutenden Meister der russischen Avantgarde, Marc Chagall (1887-1985). Der Schwerpunkt der Ausstellung mit rund 90 Werken liegt auf seinen letzten Jahren, in denen er die Zeit des Zweiten Weltkriegs und die Schrecken des Holocausts thematisiert.
Albertina, Albertinaplatz 1, 1010 Wien, www.albertina.at
The Beauty of Diversity
17.02. bis 18.08.2024
Diese Sonderausstellung in der Albertina modern rückt die Sammlungserweiterung der letzten zwei Jahrzehnte in den Fokus. Die Albertina hat über fast 300 Jahre hinweg Werke von weißen Männern gekauft, gesammelt und ausgestellt. Das 21. Jahrhundert hat diesen Kanon zertrümmert. Die Ausstellung widmet sich der Diversität unserer Zeit sowie der Vielfalt der Identitäten und Kunstformen, der Materialien und Geschlechter. Mit Arbeiten von Jean-Michel Basquiat, Alexandre Diop, VALIE EXPORT, Eva Beresin und vielen weiteren.
Albertina modern, Karlsplatz 5, 1010 Wien, www.albertina.at/albertina-modern
Paul Gauguin
03.10.2024 bis 19.01.2025
Das Bank Austria Kunstforum Wien zeigt die erste Retrospektive zu Paul Gauguin (1848-1903) in Österreich seit den 1960er-Jahren. Der französische Post-Impressionist war einer der wichtigsten und einflussreichsten Erneurer der Künste um 1900. Rund 80 Exponate untermauern Gauguins Streben nach einer neuen, die akademischen Traditionen hinter sich lassenden Bildsprache in der Malerei, der Grafik und der Skulptur, die die aufbrechende Moderne vorbereitete.
Bank Austria Kunstforum Wien, Freyung 8, 1010 Wien, www.kunstforumwien.at
Fischer von Erlach. Entwurf einer historischen Architektur
01.02. bis 28.04.2024
Die erste Sonderausstellung im neu eröffneten Wien Museum ist Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723) gewidmet. Knapp 70 Jahre nach der letzten großen Schau wird das Werk des großen Barock-Baumeisters, Architekt der benachbarten Karlskirche, neu betrachtet und in einen zeitgenössischen Kontext gestellt. In neun Kapiteln spannt sich ein Bogen von Fischers Anfängen in Rom bis zu späteren Hauptwerken in Wien. Inklusive noch nie gezeigter Objekte.
Wien Museum, Karlsplatz 8, 1040 Wien, www.wienmuseum.at
(links) Hofbibliothek, österreichische Nationalbibliothek, Innenansicht. Foto: Werner Feiersinger. (rechts) Johann Bernhard Fischer von Erlach by Ádám Mányoki, um 1723. Quelle: Aurenhammer, Hans. J. B. Fischer von Erlach. Cambridgeː Harvard University Press, 1973. Gemeinfrei
Secessionen. Klimt, Stuck, Liebermann
23.05. bis 03.10.2024
Die Secessionsbewegungen in Wien, München und Berlin an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert stehen im Fokus eines großen Ausstellungsprojekts, das 2023 bereits sehr erfolgreich in der Alten Nationalgalerie Berlin über die Bühne ging und 2024 im neuen Wien Museum zu sehen ist. Gezeigt werden Werke von jenen, die den Aufbruch in die Moderne in den drei Städten maßgeblich geprägt haben: Gustav Klimt in Wien, Franz von Stuck in München und Max Liebermann in Berlin.
Wien Museum, Karlsplatz 8, 1040 Wien, www.wienmuseum.at
Neue Sachlichkeit in Deutschland
24.05. bis 29.09.2024
Nach dem Ersten Weltkrieg verlangte die Kunst nach einer neuen Darstellung der Wirklichkeit, nämlich einer sachlich realistischen. Ein Epochenphänomen mit Vertretern wie Max Beckmann formte sich, das schon in den 1930er-Jahren durch die NS-Politik ein jähes Ende nahm. Das Leopold Museum richtet 2024 den Blick auf neusachliche Darstellungen aus Deutschland in der bis dato ersten umfassenden Ausstellung zur deutschen Neuen Sachlichkeit in Österreich.
Leopold Museum, Museumsplatz 1, 1070 Wien, www.leopoldmuseum.org
Leopold Museum 2020 © Leopold Museum, Wien 2020. Foto: Ouriel Morgensztern
WE ❤
24.11.2023 bis 25.08.2024
Die Heidi Horten Collection zeigt 2024 ein Best-of aus dem eigenen Bestand und knüpft an die Blockbuster-Ausstellung „WOW!“ 2018 im Leopold Museum an. Die Schau präsentiert drei Schwerpunkte: Expressionismus, Kunst der 1960er und 1970er sowie Malerei und Skulptur im Spannungsfeld zwischen Figur und Abstraktion. Die Besucher:innen sind eingeladen, über ihre Lieblingswerke abzustimmen, die im Anschluss einen festen Platz in der neuen Dauerausstellung erhalten. Parallel wird unter dem Titel „Focus“ das Klimt-Gemälde „Kirche in Unterach am Attersee“ als Kabinettpräsentation gezeigt.
Heidi Horten Collection, Hanuschgasse 3, 1010 Wien, www.hortencollection.com
Blick in die Ausstellung. Foto: Ouriel Morgensztern © Horten Collection
PECHE POP. Dagobert Peche und seine Spuren in der Gegenwart
11.12.2024 bis 11.05.2025
Das MAK widmet Dagobert Peche (1887-1923), wichtiger Vertreter der Wiener Werkstätte (WW), ab Ende 2024 eine Großausstellung. Er ließ die Formensprache der Wiener Werkstätte einst regelrecht explodieren. Die Ausstellung zeigt die faszinierende Wirkung, die Peches Arbeiten auf das Design des 20. und 21. Jahrhunderts hatten und haben: vom Art-déco-Stil über die Postmoderne bis in die Gegenwart.
MAK – Museum für angewandte Kunst, Stubenring 5, 1010 Wien, www.mak.at
Medardo Rosso
19.10.2024 bis 23.02.2025
Das mumok, das zwischen Januar und Mai 2024 wegen Sanierungsarbeiten geschlossen ist, portraitiert im Herbst Medardo Rosso (1858-1928). Das Museum widmet dem bislang wenig beachteten Werk des italienisch-französischen Künstlers mit etwa 50 Skulpturen sowie einer großen Auswahl an Fotografien, Fotocollagen und Zeichnungen eine umfassende Retrospektive – und knüpft damit zugleich an die frühesten Sammlungsbestände des Hauses an.
mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien, www.mumok.at
Klima Biennale Wien
05.04. bis 14.07.2024
2024 wird in Wien im Rahmen eines neuen Festivals einhundert Tage lang ein vielfältiges Programm zu den Themen Kunst und Ökologie geboten. Teilnehmende Institutionen in der ganzen Stadt wollen auf unterschiedliche Weise mögliche Antworten auf die Klimakrise aufzeigen. Das Kunst Haus Wien, das Anfang 2024 nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen mit einer neuen Hundertwasser-Dauerausstellung wiedereröffnet, dient als Biennale-Zentrale, das Stadtentwicklungsgebiet Nordwestbahnhof als Festival-Areal.
Kunst Haus Wien, Untere Weißgerberstraße 13, 1030 Wien, www.kunsthauswien.com
Beate Gütschow. Widerstand. Flut. Brand und Laure Winants. Über den Verlust einer Sprache
22.03. bis 23.06.2024
Mit dem Foto Arsenal Wien wird Anfang 2025 im Arsenal im 3. Bezirk Wiens erster permanenter Standort für Fotografie eröffnen. Bis dahin werden Ausstellungen im MuseumsQuartier Wien präsentiert. Zwei davon im Rahmen der Klima Biennale Wien und des Weltwassertages (22. März): Die deutsche Fotografin Beate Guetschow zeigt Orte in Deutschland, die durch Brand- und Flutkatastrophen verändert wurden. Die belgische Künstlerin Laure Winants fotografiert Gletscher und andere Orte, die mit klimatischen Auswirkungen ringen.
Foto Arsenal Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien, www.fotoarsenalwien.at
Über Tourismus
21.03. bis 09.09.2024
Das Architekturzentrum Wien (Az W) beleuchtet 2024 das Thema Tourismus im Detail. Die Ausstellung widmet sich zentralen Aspekten wie Mobilität, Städtetourismus, Wechselwirkungen mit der Landwirtschaft, Klimawandel, die Privatisierung von Naturschönheit bis zum Wandel der Beherbergungstypologien. Darüber hinaus geht sie der Frage nach, ob und wie Tourismusentwicklung geplant wird.
Architekturzentrum Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien, www.azw.at
La Grande Motte, Frankreich; Hochhaus. Foto: Barbara Katzelmayer
Who Cares? Jüdische Antworten auf Leid und Not
31.01. bis 01.09.2024
Wer sorgt sich, wenn Menschen von Leid und Not betroffen sind? Die Ausstellung unternimmt einen Rundgang durch Wien auf den Spuren von medizinischen, psychischen und sozialen Hilfeleistungen sowie den Menschen, die dahinterstanden: Jüdische Ärzt:innen werden genauso portraitiert wie Mütter, Hebammen, Krankenschwestern und soziale Fürsorgerinnen. Die Frage nach Care-Arbeit ist angesichts von Krieg, Terror und Klimakatastrophe allgegenwärtig.
Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, www.jmw.at
Auf dem Rücken der Kamele
27.02.2024 bis 26.01.2025
Das Weltmuseum Wien stellt 2024 Dromedare, Trampeltiere, Lamas und Alpakas – kurz: Kameliden – in den Fokus einer großen Sonderausstellung. In Zeiten der Klimakrise sind die universellen Nutztiere zum Hoffnungsträger für Medizin, Ernährung und Textilindustrie geworden. Die Vereinten Nationen erklärten 2024 zum Internationalen Jahr der Kameliden, die Ausstellung gilt als Teil des internationalen Engagements Österreichs.
Weltmuseum Wien, Heldenplatz, 1010 Wien, www.weltmuseumwien.at
Weltmuseum: super taus and a camel yasha. Foto: Imam Guseinov. Special thanks to Dzhamilya Dagirova, Naida Omarova. Commissioned by RD Magazine
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