In Franken gibt es alles: ein idyllisches Landleben, alte, historische Städte, mittelalterliche Burgen, gute, bodenständige Gastronomie.
Das UNESCO-Welterbe der Bamberger Altstadt und der barocken Würzburger Residenz, das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth, die Veste Coburg, die komplett erhaltene Altstadt von Dinkelsbühl, das prächtige Kloster Banz und die berühmte Basilika Vierzehnheiligen. Naturschätze wie Felsenlabyrinthe und Tropfsteinhöhlen. Kurbäder wie Bad Staffelstein und Bad Rodach.
Diesmal geht es in die Fränkische Schweiz in Oberfranken: Zwischen Bamberg, Erlangen, Nürnberg und Bayreuth finden wir eine ganz und gar romantische Landschaft. Hier hat sich etwas bewahrt, das wie ein Lied aus alter Zeit leise in die Gegenwart tönt: Berge, Felsen und Höhen, Burgen, Fachwerkdörfer, Täler und Flüsse formen hier eine markante Kultur- und Karstlandschaft.
Rund um Gößweinstein und Pottenstein
Hier ist Aktivurlaub möglich, zu jeder Jahreszeit, aber besonders schön jetzt im Herbst: Man wandert, klettert, fährt Kajak auf dem Fluss Wiesent, erforscht Tropfsteinhöhlen oder radelt mit dem Mountainbike – in einer der ältesten Urlaubsregionen Deutschlands. Die Fränkische Schweiz ist eine Genussregion, aber eine herzhafte: Bierkultur trifft auf Wurstkultur. Schnaps wird gebrannt. Das weltbekannte Rauchbier aus Bamberg, weitere Biere aus mehr als 70 Klein- und Kleinstbrauereien der Region, fränkisches Schäufele mit Klößen, „Saure Zipfel“, gebackener Karpfen oder Forelle blau – so schmeckt die Fränkische Schweiz.
Wir beziehen unser Quartier in einem Hotel Garni im Touristenzentrum der Gegend, im kleinen Markt Gößweinstein – neben Pottenstein der bekannteste Ort der Region. Nicht weit von hier liegt Tüchersfeld mit seinen steilen Felstürmen, das mit seinem „Fränkische Schweiz-Museum“ ebenfalls ein besonderer Anziehungspunkt ist. Das Museum ist im sogenannten „Judenhof“ untergebracht, ein beeindruckendes Gebäudeensemble. Der Name kommt nicht von ungefähr: Die Gebäude bewohnte einst eine jüdische Gemeinde. Bis zu 13 jüdische Familien lebten gleichzeitig in dem Komplex. Ein noch heute sichtbares Zeugnis dieser jüdischen Gemeinde ist die originalerhaltene Synagoge aus dem Jahr 1763, die zu besichtigen ist. Die Synagoge in Tüchersfeld unterteilt sich in einen Männer- und einen Frauenbetraum, die auf einer Ebene liegen.
Das Museum stellt vor allem die Geologie und Archäologie der Fränkischen Schweiz vor, aber auch Themen wie Religion, Brauchtum und Volksfrömmigkeit.
Die Fränkische Schweiz, früher wurde sie das „Muggendorfer Gebürg“ genannt, ist geprägt von den markanten Kalk- und Dolomitfelsen des Weißen Jura, was ihr einen an manchen Stellen durchaus alpinen Charakter gibt, obwohl der höchste Berg, der Kleine Kulm, nur 626 Meter hoch ist. Der Tourismus ist nicht neu hier: Schon Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckten Romantiker wie Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich Wackenroder die Gegend. Bald kamen die ersten Kurgäste nach Muggendorf. Und auch Künstler und Literaten kamen, etwa Richard Wagner, Fürst Pückler-Muskau, Joseph Victor von Scheffel und Jean Paul. Letzterer schrieb im Jahr 1798 voller Begeisterung: „Hier läuft der Weg von einem Paradies durchs andere.“
Felsformation in der Fränkischen Schweiz. Foto: Britta van Elk
Und auch heute kommen sie immer noch, die Touristen, die Urlaubsgäste. Gerade am Wochenende strömen sie herbei, aus Bamberg, Nürnberg, Erlangen oder Bayreuth. Auch viele Autos aus Erfurt, aus Berlin oder dem Rhein-Main-Gebiet sieht man.
Ortsprägend ist die barocke Basilika zur Heiligen Dreifaltigkeit aus der Zeit um 1730, ein Hauptwerk von Balthasar Neumann – ein religiöser Anziehungspunkt für ganz Franken und Bayern. Mit dem angrenzenden ehemaligen Franziskanerkloster – das gerade saniert und renoviert wird – und dem sonnigen Hof, der zum Verweilen einlädt, formt sie ein herrliches Barock-Ensemble – in Auftrag gegeben vom Würzburger Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn, unter dessen Herrschaft sein Architekt Balthasar Neumann auch die Würzburger Residenz vollendete.
Gößweinstein mit Basilika. Foto: Tanja Schwarz-Krapp
Die Wallfahrer zieht es nach Gößweinstein, natürlich, in diesen ganz und gar heiligen Ort. Sie strömen seit dem späten 16. Jahrhundert nach Gößweinstein, um das Gnadenbild in der Basilika anzubeten, das die Krönung Mariens durch die Dreifaltigkeit zeigt, durch Vater, Sohn und Heiligen Geist. Und auch auf den Wanderwegen, unter freiem Himmel, halten sie Fürbitten und beten im Gehen den Rosenkranz. Sie sind ein prägnanter und auch anrührender Teil des Ortsbildes.
Auch wir besteigen den Kreuzberg und blicken hinunter auf das Örtchen und in die Hügellandschaft – ein Blick, der uns in Erinnerung bleiben wird. Auf dem Hügel gegenüber thront ein zweites großartiges Baudenkmal, die Burg Gößweinstein, die 1076 erstmals urkundlich erwähnt wurde.
Die Geschichte der Wallfahrt in Gößweinstein veranschaulicht das Wallfahrtsmuseum. Die Besonderheit hier sind die Votivmenschen aus Wachs: bekleidete Figuren, die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem in Bamberg hergestellt wurden. Sie sind, wie wir im Museum erfahren, „Stellvertreter in Not geratener oder bedrückter Menschen, die ihr Vertrauen in Gott setzten“. Sie wurden von den Pilgern als Opfergabe gespendet. Diese Art des Votivbrauchtums war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts einzigartig in Franken.
Nur wenige Kilometer entfernt liegt Pottenstein am Flüsschen Püttlach, das schon lange mit Gößweinstein konkurriert, der schönste Ort der Fränkischen Schweiz zu sein. Jeder darf das selbst entscheiden. Aber wären wir nur wenige Tage früher gekommen! So leuchtend der Spätsommer nun auch ist – nur bis Mitte September lädt hier das schon 1926 eröffnete Felsenbad zur Erfrischung ein. Das älteste Freibad Bayerns am Fuße einer gewaltigen Felswand ist eines der schönsten Schwimmbäder Deutschlands – in diesem Naturbad sollte man unbedingt einmal geschwommen haben. Auch in Gößweinstein gibt es ein Naturbad, das Höhenschwimmbad, mit biologischer Wasseraufbereitung. Auch dieses: toll. Aber auch dieses: leider schon geschlossen.
Auch über Pottenstein erhebt sich eine Burg, etwa 1060 erbaut, trutzig über dem Tal. Pottenstein ist bekannt für seine „Teufelshöhle“. Die Tropfsteinhöhle mit ihren großen Hallen und Stollen – eine der größten Höhlen der Fränkischen Schweiz – lohnt unbedingt einen Besuch. Sie wurde 1922 entdeckt und hat jährlich rund 160.000 Besucher. Eine Führung dauert etwa eine Stunde und ist ein wirkliches Erlebnis! Hinter dem Ausgang erstreckt sich noch ein besonders schönes Stück Fränkische Schweiz: Ein Felsengarten leitet zum Eingangsbereich zurück.
Burg Pottenstein. Foto: Marc Peschke
Nach der Expedition in die Tiefe hat man sich ein Bier redlich verdient. Gleich drei Brauereien gibt es am Ort. Wie empfehlen den Brauereigasthof der Brauerei Mager. Und natürlich wird man kulinarisch nicht nur in Pottenstein, sondern auch in Gößweinstein fündig: Der Scheffel-Gasthof, der einstmals Joseph Victor von Scheffel beherbergte, ist auch heute noch ein Beispiel für ein klassisches oberfränkisches Gasthaus. In eine ähnliche Kerbe schlägt man gastronomisch im Gasthaus Fränkische Schweiz – auch hier lädt ein schöner Biergarten zum Verweilen ein. Oder auch der Dorfgasthof „Zum Felsentor“ in Türkelstein, den man von Gößweinstein auch erwandern kann, am schönsten über den Terrainweg „gelbes Herz“, beginnend am Kapellchen direkt neben dem Hotel Regina. Dort wird man in einem Biergarten prächtig versorgt. Im sonnigen Herbst in Franken unterwegs – da fehlt nichts zum Urlaubsglück.
Fränkische Schweiz
Weitere Informationen (Fränkische Schweiz)
Links in der Reihenfolge des Auftauchens im Text:
www.ferienzentrum-goessweinstein.de
www.pfarrgemeinde-goessweinstein.de
www.pottenstein.de/tourismus-freizeit/startseite
Literaturtipps:
https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/themen-entdecken/literatur-sprach-und-kulturwissenschaften/kulturwissenschaft/51813/die-fraenkische-schweiz
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