Meinung

Ein Montagmorgen im Februar kurz vor 4 Uhr. Und wieder stehe ich da, einmal mehr. Ich weiß nicht mehr wie viele Male ich schon auf das Schlagen der Uhr gewartet habe.

Auf die plötzliche Stille in einer mit tausenden Menschen angefüllten Stadt, auf den absolut magischen Moment der Stille direkt vor dem Morgenstreich.

Herzklopfen. Eins, zwei, drei, vier.

 

Punkt 4 Uhr in der Früh werden die Lichter in der ganzen Stadt ausgeschaltet und in die Totenstille hinein hört man aus allen Gassen lauthals die Tambur Majore – „Morgenstreich vorwärts Marsch“ – rufen.

Und dann legen hunderte, ja tausende Trommler und Pfeifer los und die Stadt wird nur erhellt vom Schein hunderter kunstvoll gemalter Laternen. Nirgends sonst auf der Welt trommeln und pfeifen so viele Menschen zeitgleich wie in Basel an diesen drei Tagen.

 

Es ist der Beginn der sogenannten schönsten drei Tage im Jahr für Basel.

 

Vor 72 Jahren kurz vor dem Morgenstreich in Basel auf die Welt gekommen, habe ich die Fasnacht im Blut. Das Erste, was ich wohl gehört habe, waren Tambouren und Piccolos. Aber egal wann man als Basler auf die Welt gekommen ist, egal wie alt oder wie jung man ist, die Fasnacht ist ein Bestandteil im Leben jedes Baslers.

 

Im Jahr 1529 erklärte sich Basel offiziell zur reformierten Stadt. Damit wurden unter anderem das Fastenobligatorium abgeschafft und die Fasnacht verboten. Anders als in anderen reformierten Orten konnte die Obrigkeit in Basel aber das Fasnachtsverbot nicht durchsetzen. So blieb die Basler Fasnacht als einzige „protestantische Fasnacht“ der Schweiz erhalten. Die Basler Fasnacht hat eine lange Tradition und ist eigentlich eine ernste und klar strukturierte Angelegenheit, die sehr viel Ursprüngliches in sich trägt. Das ist wohl einer der Hauptgründe, dass im Jahre 2017 die Basler Fasnacht in das immaterielle Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen worden ist. In Basel macht man aktiv Fasnacht oder ist Zuschauer. Es gibt es ca. 20.000 aktive Fasnächtler, die in unzähligen Cliquen und Guggenmusiken organisiert sind. Die Cliquen setzen sich aktiv, kritisch und mit einem ordentlichen Schuss Sarkasmus mit weltpolitischen oder lokalen Themen auseinander.

 

Basler Fasnacht 2024 F Cornelia Schiller

Foto: Cornelia Schiller

 

Am Montagnachmittag, der Morgenstreich ist schon Tagesgeschichte, beginnt der Cortège, der Umzug durch Basel. Der Dienstagnachmittag gehört den Kindern und der Dienstagabend der Guggenmusik. Am Mittwochnachmittag steht nochmals der gewaltige Umzug (Cortège) durch die Basler Innenstadt auf dem Programm. In der Nacht wird es dann emotional. Alle aktiven Fasnächtler von jung bis alt geben nochmals Alles, bis dann am Donnerstagmorgen um 4 Uhr der „Spuck“ vorbei ist. Endstreich. Stille kehrt wieder ein, die Straßenreinigung verrichtet zuverlässig und professionell ihren Dienst. Wenn der Tag erwacht, sind schon fast alle Spuren beseitigt und die Basler freuen sich auf die nächste Fasnacht.

 

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Ein Film von „Ohne Sinn und los - go with the flow". Filmproduktion Basel / Hamburg © 2024, Jürg Giorgio Lützelschwab / Cornelia Lena Schiller (06:06 Min.)

 

Das Basler Fasnachts-Comité beschreibt die Basler Fasnacht sehr treffend:

„Die Basler Fasnacht ist ein kulturelles Ereignis, eine Mischung aus Freudentaumel und Melancholie, aus Totentanz und Mummenschanz, Chaos und Ordnung, Musik und Lärm, Kreativität und Handwerk, Humor und Kritik, Tradition und Moderne. Sie ist politisch, lässt sich aber nicht von einer politischen Richtung vereinnahmen und steht allen offen.“


Basler Fasnacht 2024

Die drei scheenschte Dääg, 19. Februar 2024

Weitere Informationen (Fasnachts Comité)

 

Hinweis: Die Inhalte der Kolumne geben die Meinung der jeweiligen Autoren wieder. Diese muss nicht im Einklang mit der Meinung der Redaktion stehen.

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