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Rituelle Gegenstände der Kogi werden in Kolumbien vereint – Ethnologisches Museum der SPK vertieft die Zusammenarbeit mit indigener Gemeinschaft und dem kolumbianischen Institut für Anthropologie und Geschichte

 

Das Ethnologische Museum der SPK vertieft seine Zusammenarbeit mit dem kolumbianischen ICANH (Instituto Colombiano de Antropología e Historia) und der indigenen Gemeinschaft der Kogi. 2023 hatte die SPK zwei Masken der Kogi an Kolumbien restituiert. Nun reisen drei Objekte, die zu den Masken gehören, als Leihgabe nach Kolumbien, um den gemeinsamen Austausch zu den Objekten zu vertiefen und die geplante Rückgabe dieser rituell bedeutenden Objekte vorzubereiten. Darüber hinaus werden die historischen Tonaufnahmen aus dem 19. Jahrhundert gemeinsam erforscht.

 

Die Objekte stammen von der indigenen Gemeinschaft der Kogi (auch: Kogui) aus der Sierra Nevada de Santa Marta im Norden Kolumbiens. Sie wurden 1915 im Rahmen einer Forschungsreise von Konrad Theodor Preuss für das Museum erworben. Es handelt sich um Gegenstände mit rituellem Hintergrund und auch heute noch großer sakraler Bedeutung für die Kogi.

 

Die SPK stand bereits seit einigen Jahren mit Vertretern der indigenen Organisation Gonavindúa Tayrona und des ICANH (Instituto Colombiano de Antropología e Historia) im Kontakt, bis Kolumbien schließlich offiziell um Rückgabe der Masken ersuchte. Diese wurden im Juni 2023 während des Besuchs des kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro Urrego bei Bundespräsident Steinmeier übergeben. Im Anschluss daran hat das Ethnologische Museum auf Nachfrage der Kogi weitere Forschungen bezüglich der drei nun nach Kolumbien gebrachten Objekte durchgeführt, um ihre Bedeutung zu klären. Es handelt sich um einen Stab, ein Kopf­aufsatz und ein Körbchen (Inventarnummern V A 62644, V A 62645, V A 62607), die offenbar im gleichen rituellen Gebrauch und im Zusammenspiel mit den Masken ver­wendet wurden, sodass auch hier eine Restitution von beiden Seiten angestrebt wird. Auf Basis der Leihgabe sollen nun zunächst vor Ort weitere Forschungen gemeinsam mit ICANH und den Kogi stattfinden. Nach Zustimmung des Stiftungsrates der SPK ist auch eine formelle Übereignung geplant.

Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien: „Die Traditionen und Rituale, die Bräuche und Kultur der Kogi sind ein wichtiger Teil Kolumbiens. Schon im Juni 2023 wurden zwei Masken der Kogi aus der Sammlung des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier restituiert. Mit den heute vereinbarten Leihgaben setzen wir diesen Weg fort und vertiefen so den Austausch mit unseren Partnerinnen und Partnern in Kolumbien und in der Gemeinschaft der Kogi. Unser Ziel ist es, das Eigentum der Objekte möglichst bald offiziell zu übertragen. Dafür werde ich mich als Vorsitzende im SPK-Stiftungsrat einsetzen.“

 

Hermann Parzinger, Präsident der SPK: „Die Rückgabe der Masken war wegen ihres einzigartigen Hintergrundes die richtige Lösung. Sie wird auch gestützt von der UN-Erklärung über die Rechte der indigenen Völker vom September 2007. Im Zuge der Rückgabe konnten wir die Zusammenarbeit mit unseren kolumbianischen Partnern ausbauen und die gemeinsame Forschung fortsetzen. Die Identifizierung der drei weiteren Objekte ist ein Erfolg dieser Forschung, die wir mit der nun erfolgten Leihe weiter vertiefen wollen. Gleichzeitig setzen wir die vertrauensvolle Vorbereitung einer möglichen Rückgabe der Objekte fort.“

 

Bundesumweltministerin Steffi Lemke, die die Objekte während der Weltnaturkonferenz, die derzeit im kolumbianischen Cali stattfindet, übergab, sagt: „Ich freue mich sehr, dass ich als Vertreterin Deutschlands die Ehre habe dabei zu helfen, Kulturgüter zurückzuführen. Dorthin, wo sie eine besondere Bedeutung haben, wo sie ihre Geschichte erzählen und ihre Wirkung entfalten können. Wir möchten damit auch die Rechte und Bedeutung indigener Völker stärken. Das ist uns ein Anliegen auf derzeit stattfindende Weltnaturkonferenz in Cali genauso wie im Bereich der Kultur.“

 

Yadir Salazar Mejía, Botschafterin von Kolumbien in Deutschland: „Nach mehr als hundert Jahren in Deutschland kehren drei weitere rituelle Objekte der Kogi nach Kolumbien zurück, in die Sierra Nevada de Santa Marta. Dieser neue Meilenstein bestätigt den konstruktiven Dialog und sehr gute Zusammenarbeit zwischen der SPK und Kolumbien. Mein besonderer Dank gilt der Kulturstaatsministerin Claudia Roth für ihre tatkräftige Unterstützung bei der Verwirklichung dieses wichtigen Ereignisses für die Kultur und das Kulturerbe im Rahmen der COP16.“

Alhena Caicedo, Direktorin des ICANH (Kolumbianisches Institut für Anthropologie und Geschichte): „Eine Übergabe wie diese der drei rituellen Objekte des Volkes der Kogi trägt dazu bei, den Forderungen der kolumbianischen indigenen Gemeinschaften nach einer Rückgabe der Objekte, die sich außerhalb des Landes befinden, nachzukommen. Wir hoffen, dass die Übergabe der drei Objekte im Rahmen der COP16 dazu beitragen wird, weiterhin die Zusammenarbeit zwischen der SPK und Kolumbien zu stärken, um die wissenschaftliche und bildungsbezogene Forschung und Verbreitung zu fördern – ein gemeinsames Interesse beider Nationen, damit dieses Kulturerbe bekannt gemacht und erhalten werden kann.“

 

Lars-Christian Koch, der Direktor des Ethnologischen Museums und Museums für Asiatische Kunst, überbrachte die Objekte und Tonaufnahmen im Kontext der COP16. Er erklärte: „Ich freue mich sehr über die vertiefte Zusammenarbeit – Anfang 2025 wird eine Mitarbeiterin des Museums für die gemeinsame Forschung nach Kolumbien reisen. Dass wir schon jetzt die Objekte nach Kolumbien bringen, soll auch ein deutliches Zeichen dafür sein, dass wir indigenes Wissen heute ganz anders respektieren als noch vor einigen Jahren. Die Objekte, um die es geht, sind bei den Kogi zentral für Rituale, die mit ihrem Land zu tun haben, etwa für Regen und Vermeidung von Dürre. Die COP16 mit ihrem Fokus auf Biodiversität ist ein idealer Rahmen, ein solches Signal zu senden.“

 

Neben den drei Objekten werden auch die von Preuss an verschiedenen Orten Kolumbiens angefertigten Tonaufnahmen in digitaler Form inklusive der Dokumentationen an die kolumbianischen Partner überreicht. Im Rahmen des geplanten Forschungsaufenthaltes der Wissenschaftlerin aus dem Ethnologischen Museum werden die historischen Tonaufnahmen von Preuß gemeinsam mit den Kogi aufgearbeitet, die nun ebenfalls digital übergeben wurden. Es handelt sich um 17 Aufnahmen zu je ca. 3 Minuten, deren genaue Inhalte und Zuordnung erforscht werden sollen. Darüber hinaus werden weitere Objekte aus der Sammlung Preuß für eine gemeinsame Beforschung vorbereitet, in deren Zentrum Erwerbskontexte sowie die Reaktivierung von Wissen über Herstellung und Gebrauch der Objekte stehen.

 

Herkunft: Die Sammlung Preuss

Die Objekte wurden 1915 von Konrad Theodor Preuss erworben, Ethnologe und Kustos des Königlichen Museum für Völkerkunde, der Vorgängerinstitution des Ethnologischen Museums. Preuss trug auf einer Forschungsreise nach Kolumbien zwischen 1913 und 1919 insgesamt über 700 Objekte zusammen, von denen rund 440 noch im Ethnologischen Museum erhalten sind. Der Rest sind Kriegsverluste. Im Mittelpunkt seiner Forschungen stand allerdings die Auseinandersetzung mit der mündlichen Überlieferung der aufgesuchten Völker.

Im Rahmen der Reise verbrachte Preuss auch mehrere Monate bei den Kogi, deren Selbstbezeichnung Kágaba ist, wobei die Tonaufzeichnungen entstanden. In Zusammenarbeit mit mehreren Mamas nahm er Mythen und Gesänge in der Sprache der Kágaba (kougian) auf und veröffentlichte sie 1926 mit einer Übersetzung. Daneben legte er eine kleine Sammlung von Gegenständen der Kogi an, von denen heute noch rund 80 erhalten sind. Die beiden Masken erwarb Preuß von dem Erben eines verstorbenen Mama, „dank der günstigen Gelegenheit“, wie er in seinem Buch „Forschungsreise zu den Kágaba“ (1926) schreibt.

 

Mehr zu Konrad Theodor Preuss in einer virtuellen Ausstellung in der DDB: https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/preuss/

 

Quelle SPK, Berlin

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