Bereits zum 11. Mal bietet die LIT:Potsdam, diesmal vom 27. Juni bis 2. Juli 2023, ein zugkräftiges Programm. Fast im direkten Anschluss an die fast begegnungsfreie Corona-Zeit lautet das Motto des diesjährigen Lesefestivals passenderweise: „Wenn das vorbei ist /This Too Shall Pass“.
Wobei seit der ersten LIT:Potsdam – so auch diesmal – das (Über)Motto „Starke Worte. Schöne Orte“ Gültigkeit hat und Programm ist. Verantwortlich für das Programm ist erstmals Denis Scheck. Der wohl bekannteste deutsche Literaturkritiker („Druckfrisch“) hat bereits mehrfach dort moderiert und kennt die erste Festival-Kuratorin Karin Graf schon seit seiner Jugend.
2023 übernahm Scheck den Staffelstab von Thomas Böhm, der wiederum den Stab 2022 aus den Händen von Literaturagentin Karin Graf erhielt. Für das Publikum bedeutet die neue Ausgabe dieses Literaturfestivals, es darf sich wieder auf viele Lesungen mit ausgezeichneten Autoren und Autorinnen freuen. Mit dabei sind Dörte Hansen, Mariana Leky, Peter Wohlleben, Arno Geiger, Joachim Meyerhoff und Kim de l’Horizon. Noch nicht auf der Programm-Webseite aufgeführt, aber in der digitalen Pressekonferenz bereits von Denis Scheck angekündigt, ist der österreichische Autor Christoph Ransmayr. Nicht nur, aber auch Ransmayrs neuen Gedichtband „Unter einem Zuckerhimmel“ hat der Künstler Anselm Kiefer illustriert. Sieht man es wie Denis Scheck, so sind dies „Illuminationen statt Illustrationen“.
„Die Literatur ist die Möglichkeit, mehr als 1.000 Leben zu leben und keinen einzigen Tod zu sterben“, sagte Denis Scheck bei der digitalen Presse-Programmvorstellung. Und: „Die Autoren kennen wir, der Mensch wird sichtbar auf dieser Messe.“ So soll es sein, so wird es sein. Den Festival-Auftakt macht „Madame Nielsen“ bereits im Vorfeld als Writer in Residence am 17. Mai im Innenhof der Potsdamer Kleistschule mit der diesjährigen, bisher zweiten „Rede zum Ende der Schulzeit“. „Das ist eine Tradition, die ich gerne übernehme. Über den Tellerrand zu schauen, ist mir wichtig“, erklärte Denis Scheck. Dies auch, „um Diversität und Internationalität von Literatur erfahrbar zu machen“. Die dänische Performerin ist am selben Tag um 19.00 Uhr im Palais Lichtenau mit einer Lesung aus ihrem Buch „Lamento“ zu erleben.
Madame Nielsen. Foto: Friederike van der Straaten und Dörte Hansen. Foto: Sven Jaax
Das eigentliche Festival beginnt am 27. Juni zunächst mit einer Fachtagung zur digitalen Zukunft der Medienbranche. Die öffentliche Festivaleröffnung gestaltet dann um 20.00 Uhr im Park der Villa Schöningen Peter Wohlleben, dessen Buch „Das geheime Leben der Bäume“ den Förster zur berühmten Person machte. „Wir haben in Deutschland nicht nur einen National-Torhüter, sondern auch so etwas wie einen National-Förster“, meinte Denis Scheck bei der Programmvorstellung. Wohlleben wird den diesjährigen Potsdamer Lesereigen mit seinem neuen Buch „Waldwissen. Vom Wald her die Welt verstehen“ eröffnen. Tags darauf, am 28. Juni, liest Arno Geiger um 17.00 Uhr im Babelsberger Thalia Kino aus seinem neuen Buch „Das glückliche Geheimnis“. Dies sei „mit großer Finesse geschriebene Literatur“, lobte Denis Scheck. Am gleichen Ort folgt um 19.00 Uhr Dörte Hansen mit einer Lesung aus ihrem aktuellen Bestseller „Zur See“. Im Anschluss wird der Film „Mittagsstunde“ gezeigt - als Romanvorlage ebenfalls Bestseller dieser Autorin. „Dörte Hansen hat sich darauf spezialisiert, die Idylle zu zerstören“, meinte Scheck.
Am 29. Juni liest der Deutsche Sachbuchpreisträger 2022 Stephan Malinowski um 17.00 Uhr im Museum Potsdam aus „Die Hohenzollern und die Nazis“, eine kritische Aufarbeitung einer heiklen Beziehung. Um 19.00 Uhr folgt eine Lesung mit Mariana Leky aus ihrer Kolumnensammlung „Kummer aller Art“ im Thalia Kino. Anschließend wird dort der Film „Was man von hier aus sehen kann“ nach dem gleichnamigen Roman der Autorin gezeigt. Andreas Fröhlich, bekannt aus seiner Rolle als Bob Andrews in der Hörspielserie „Die drei Fragezeichen“, präsentiert sich in der Villa Jacobs als deutsche Synchronstimme mit einer Lesung aus Tolkiens „Der Hobbit“. Es sei ein Erlebnis, Andreas Fröhlich lesen zu hören, so Scheck. Um 19.00 Uhr liest Joachim Meyerhoff dort unter dem Titel „Alle Toten fliegen hoch“ aus noch unveröffentlichten Texten.
Mariana Leky. Foto: Birte Filmer
Am 1. Juli gibt es um 15.00 Uhr ein Literaturpicknick mit Lesung von und mit Lyrikerin Nora Gomringer im Park der Villa Jacobs. Um 18.00 Uhr laden Serhij Zhandan & Friends, Yuriy Gurzhi, Ulrike Almut Sandig und Sasha Marianna Salzmann zu Lesung und Gespräch ins Waschhaus ein. Der 2. Juli bietet von 12.00 bis 18.00 Uhr ein Bücherfest bei freiem Eintritt im Kulturquartier Schiffbauergasse mit Marktständen, Aktionen rund ums Buch, Familienprogramm, Lesungen auf der Schirhoffbühne und im Schirrhof. Eine Lesung mit dem Autor Lauri Kubuitsile aus seinem Roman „Zerstreuung“, der die Geschichte zweier Frauen erzählt, die der Kampf um das Überleben verbindet und Fingerfood von „Afrocat“ aus Potsdam erwartet die Besucher um 12.00 Uhr. Um 14.00 Uhr ist John von Düffel zu hören mit einer Lesung aus „Das Wenige und das Wesentliche. Ein Stundenbuch“. Um 15.00 Uhr sind Iwan-Michelangelo D’Aprile und Peer Trilcke zu Gast mit einer Lesung aus „Nur in Freiheit wird man frei.“
Julia Schoch stellt den Gästen um 16.00 Uhr in ihrer Lesung „Das Liebespaar des Jahrhunderts“ vor. Um 19.00 Uhr beginnt dann im Garten der Villa Quandt der Festival-Abschluss mit Kim de L’Horizon aus seinem preisgekrönten Roman „Blutbuche“. Alle Lesungen werden moderiert. All das kostet viel Geld. Aber das ist es wert: „Die wirtschaftliche Bedeutung von Literaturfestivals ist größer geworden“, so Christine Munsberg, von Denis Scheck bei der Presse-Programmpräsentation als „Mutter des Blauen Sofas“ bezeichnet. Dies gilt auch für die LIT:Potsdam, zumal auf der Leipziger Buchmesse 2023 einige der großen Lesebühnen fehlten. Die Mitglieder des Vereins lit:pots e.V., Medienpartner, Sponsoren, weitere Förderer – auch auf EU-Ebene, das Land Brandenburg sowie die Landeshauptstadt Potsdam stehen hinter dem Festival, das dank der Unterstützer in diesem Jahr über einen Etat von190.000 Euro verfügt und somit in der Lage ist, ein solch hochwertiges Literaturprogramm bieten zu können. Hierzu gehört im Übrigen auch ein großes Schulprogramm.
LIT:Potsdam
Vom 27. Juni bis 2. Juli 2023
Karten für das Potsdamer Lesefestival und weitere Informationen gibt es unter www.litpotsdam.de.
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