Literatur

„Der Sprache den Freipass geben, damit sie laufe…“ Dieser Satz aus Günter Grass Erzählung „Das Treffen in Telgte“ bildete die Grundlage für Titel und Inhalt der sechsbändigen Reihe „Freipass“.

 

Seit 2015 erschien der „Freipass“ alljährlich im Ch. Links Verlag, als Periodikum veröffentlicht von der Günter und Ute Grass Stiftung. Mit dem sechsten Band geht diese Reihe nun zu Ende. Sozusagen mit dem Tod Ute Grass. Sie starb am 24. April 2021 und folgte ihrem Mann, dessen Tod die literarische und literaturinteressierte Welt seit dem 13. April 2015 betrauert.

 
Literatur

Einer der größten seiner Zunft: 100 Jahre wäre der portugiesische Romancier, Lyriker, Essayist, Kurzgeschichtenerzähler, Dramatiker, Kolumnist und Literaturnobelpreisträger José Saramago kommendes Jahr 2022 alt geworden.

Das literarische Ausnahmetalent lebte insgesamt 17 Jahre auf Lanzarote, verliebte sich unsterblich in die Insel und verfasste dort insgesamt zehn Romane. Aufgrund dieser besonderen Verbindung feiern die Kanarischen Inseln den Autor Saramago im kommenden Jahr auf besondere Weise. Wer dem deutschen Corona- und Winter-Blues entfliehen möchte, kann im sonnenverwöhnten UNESCO-Biosphärenreservat den Spuren Saramagos folgen.

 
Literatur

Ausstellungen mit expressionistischer Malerei gehen immer, ja sind sogar oft genug geradezu überlaufen; aber expressionistische Dichtung? Spielt sie heute überhaupt noch eine Rolle?

Immerhin scheint sich eine berühmte Anthologie expressionistischer Lyrik von 1920 („Menschheitsdämmerung. Symphonie jüngster Dichtung“) bis heute gut zu verkaufen. Zu den Dichtern dieses wichtigen Buches gehört auch Yvan Goll (1891-1950), aber der ist heute vergessen. Oder?

 
Literatur

Die japanische Autorin Mieko Kawakami ist bei uns 2020 mit ihrem Roman „Brüste und Eier“, bekannt geworden.

Darin sinnieren drei Frauen über künstliche Befruchtung und andere heikle Themen. Jetzt hat der Verlag den Debütroman der 45jährigen Autorin aus dem Jahr 2009 von Katja Busson übersetzen lassen. Ein Glücksfall. „Heaven“ ist ein vielschichtiger, verstörender, fast schon philosophischer Roman zum Thema Mobbing. Es ist aber auch ein Roman über eine Trost und Wärme spendende Freundschaft, die trotz allem immer und überall möglich ist.

 
Literatur

Groß der Kummer überm Feld.

Rosenblüte, sie zerfällt.
Kaum geblüht und schon verwelkt.

 

 
Literatur

Ein Besuch in der Hölle. Mehr als eine Göttliche Komödie

Franziska Meier und Kurt Flasch machen uns mit der „Göttlichen Komödie“ bekannt.

Dante Alighieri als der große Nationaldichter Italiens ist ein Gigant wie Shakespeare, Goethe oder Cervantes, eine alles überragende, eine singuläre Gestalt. Aber wenn die meisten von uns wirklich Goethe gelesen oder Don Quichote wenigstens auf seiner Rosinante vor Augen haben und Shakespeare schon im Theater oder im Kino begegnet sind, so hat sich doch kaum einer von uns tatsächlich um die „Göttliche Komödie“ bemüht.

 
Literatur

„News of the World” erschien 2016 in den USA. Ein Roman von nur 209 Seiten. Paulette Jiles erzählt lyrisch minimalistisch von jener ungewöhnlichen Freundschaft mitten in dem nach Ende des Bürgerkriegs immer noch gespaltenen Amerika, von Feindseligkeiten, extremer Armut, Rassenhass, Machtgier, Seuchen, Ausbeutung und Menschenhandel. Unvereinbare politische Gegensätze prallen im Texas des 19. Jahrhunderts aufeinander.

 

Frappierend zu beobachten, wie Regisseur Paul Greengrass in seinem bildgewaltigen elegischen Westerndrama dem poetischen Realismus der Autorin folgt, spannender vielleicht noch, in welchen Punkten Film und Buch sich voneinander unterscheiden oder ergänzen.

 

 
Literatur

Es klingt fast wie ein Wintermärchen: Vor über drei Jahrzehnten kam dem aus Sizilien nach Frosinone in Mittelitalien umgesiedelten Dichter und Romancier Giuseppe Bonaviri (1924-2009) eines Tages die Idee, seinem Nachbardorf Arpino ein Gedicht zu schenken. Es wurde der Auftakt zu einem großangelegten europäischen Lyrikprojekt: Ein einzigartiger öffentlicher Gedichtepark war geboren. 2021 feiert die Ortschaft Arpino nun schon das 37. Jahr von Bonaviris dichterischem Vermächtnis „Das Buch aus Stein”.

 
Literatur

Anne Weber, geboren 1964 in Offenbach, lebt seit 1983 in Paris. Sie übersetzt aus dem Deutschen ins Französische und umgekehrt. Auch ihre eigenen Bücher schreibt sie in beiden Sprachen.

Für ihren jüngsten Roman „Annette, ein Heldinnenepos“ wurde die Autorin mit dem Deutschen Buchpreis 2020 ausgezeichnet. Mit diesem herausragenden Buch setzt sie einer stillen Heldin ein literarisches Denkmal noch zu Lebzeiten. Das ist ungewöhnlich. So ungewöhnlich wie das Buch selbst.

 
Literatur

Ein wenig Werbung für das Lübecker Grass-Haus, und für das Schickimicki-Strandbad – ist es das? – Timmendorfer Strand ein niedrigschwelliges Kulturangebot: In der Trinkhalle zwischen dem Zentrum des Ostseebades und der Ostsee kann sich der Badegast mit dem graphischen wie mit dem literarischen Werk von Günter Grass bekannt machen, ohne Eintritt zu bezahlen.

 

Natürlich ist es nicht mehr als ein Appetithappen, den die kleine Ausstellung bieten kann, und das gilt sowohl für die Literatur und Kunst des Nobelpreisträgers als auch für das Objekt seiner Leidenschaft, die Ostsee.

 
Literatur

Die Geschichte mit den „Würstchen“ machte Igiaba Scego – eine 1974 in Rom (Italien) geborene Schriftstellerin, Journalistin und Aktivistin für die Kultur der Schwarzen in Europa, selbst afro-somalischer Herkunft – auf einen Schlag berühmt. Mit dieser Kurzgeschichte gewann sie bereits 2003 den italienischen Literaturpreis für Migrationsautoren Eks&Tra und veröffentlichte noch im gleichen Jahr ihren Erstlingsroman über „Die Nomadin die Alfred Hitchcock liebte“ („La nomade che amava Alfred Hitchcock“, 2003). Unter dem bildstarken Stichwort „Würstchen“ verarbeitet die Filmliebhaberin Scego hier metaphorisch die globalen Herausforderungen, vor die uns transkulturelle Identitätsfragen in ihrer ganzen postmodernen Diversität, Komplexität und Hybridität stellen. Am Ende lösen sich die ambivalenten Sehnsüchte und bizarren Selbstzweifel, die psychologischen Verwirrungen und kulturellen Überforderungen der Ich-Erzählerin in einer bewussten Entscheidung bezüglich der „Würstchen“ auf und münden in einen symbolischen Sieg, der ihr Klarheit bringt.

„In Angst zu leben, heißt, nur halb zu leben“
(„Vivir con miedo es como vivir a medias“)

 

 
Literatur
Dana von Suffrin Foto © Gerald von Foris

Die Gewinnerin des Debütpreises des Buddenbrookhauses und des Lions Clubs Lübeck-Hanse für 2019 steht fest: Dana von Suffrin erhielt den mit 2.000 Euro dotieren Preis für ihren ersten Roman „Otto“.
Die promovierte Historikerin und Komparatistin nahm den Preis, der alle zwei Jahre vergeben wird, im Audienzsaal des Lübecker Rathauses entgegen.

 
Literatur
„Es ist alles eitel“ – eine Luebecker Ausstellung ueber Literatur im Zeichen des Krieges

„Gestern wird sein, was morgen gewesen ist“: so beginnt der Roman „Das Treffen in Telgte“, mit dem Günter Grass 1979 an die Gründung der Gruppe 47 erinnert hat.
Wie es dieser erste Satz ausdrückt, geht es in der Erzählung um die Geschichte, und zwar in einem doppelten Sinne. Gemeint ist eigentlich die Geschichte der deutschen Literatur nach 1945, die von Hans Werner Richter und seiner Gruppe 47 stark beeinflusst wurde, aber erzählt wird ein fiktives Dichtertreffen am Ende des Dreißigjährigen Krieges.

 
Literatur
Intellektuelle Inkarnation der Neuen Italienerin Igiaba Scego

Igiaba Scego ist die afro-italienische Antwort auf Joseph Conrad („Heart of Darkness“, 1899), weibliche Variante Italiens eines Uwe Timm („Morenga“, 1978) und Schwester im Geiste der US-Autorin und Nobelpreisträgerin (1993) Toni Morrison mit ihrem Schlüsselroman „Beloved“ (1987), der sich gegen die Sklaverei richtet – nur viel jünger. Geboren wurde die postkoloniale Schriftstellerin 1974 in „Zweiter Generation“ in Rom von Eltern, die aus dem ehemaligen Italienisch-Somaliland – eine der historischen Kernkolonien Italiens (1889-1947) – stammen und nach dem Staatsstreich von Siad Barre 1969 nach Italien fliehen mussten.

 

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