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Wie es mit Gerrit Gronau weiter geht (

Vor etwa einem Jahr hatten wir den jungen Filmschaffenden vorgestellt und uns über das erstaunliche Echo zum KulturPort.De-Artikel gefreut.
(Gerrit Gronau macht Filme) Seitdem wollten Leser und Leserinnen ab und zu wissen: Was macht eigentlich inzwischen Gerrit Gronau? Deshalb haben wir jetzt einmal nachfragt.

Zunächst und vor allem absolviert er derzeit bei der Hamburger Spiel- und Dokumentarfilmproduktion ‚C-Films Deutschland’ eine Ausbildung zum Kaufmann für audiovisuelle Medien. Dabei wirkt er schon an der Produktion professioneller Filme für Fernsehen und Kino mit und lernt Organisation und Marketing. Viel Arbeit, sagt er, aber von der überwiegend vergnüglichen Sorte.

 
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Her - Liebe ein sozial akzeptierter Wahnsinn

Absurd, anrührend, melancholisch. Spike Jonze inszeniert seine versponnene futuristische Lovestory als philosophisch skurrile Parabel über die Zukunft menschlicher Beziehungen. Scarlett Johansson: Unsichtbar aber unwiderstehlich.

Gefühle, Nähe, sie verunsichern Theodore Twombly (Joacquin Phoenix) zutiefst. Er kann zwar bezaubernde Briefe schreiben, ergreifend, herzzerreißend, das ist sein Beruf und er ein wahrer Künstler darin, aber im wirklichen Leben versagt er kläglich. So sitzt Theodore denn Tag für Tag am Computer wie ein Cyrano de Bergerac des digitalen Zeitalters, formuliert Romantisches wie Ernstes, was von der Agentur als persönlich und handgeschrieben vermarktet wird.

 
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Kreuzweg

Ein verstörendes vielschichtiges Drama von spröder Poesie.
Dietrich Brüggemann schildert die Leidensgeschichte eines jungen Mädchens als moderne Version der Via Dolorosa. Zerbrochen an den strengen Regeln ihres Glaubens, wählt sie den Märtyrertod. Beeindruckend Lea van Acken in ihrer stillen, verzweifelten Entschlossenheit.

 
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GRAND BUDAPEST HOTEL

Anarchisch, überbordend und von bizarrer Schönheit.
Wes Anderson inszeniert seine groteske melancholische Gaunerkomödie als Lektion über die Kunst der Erinnerung. Unwiderstehlich: Ralph Fiennes als skurriler Nostalgiker.
 
Inspiriert zu seinem Film wurde Anderson durch Stefan Zweigs Autobiographie “Die Welt von Gestern”, Untertitel “Erinnerungen eines Europäers”. In der Nacht vom 22. auf den 23. Februar 1942 nahm sich der österreichische Autor in Petrópolis (bei Rio de Janeiro) zusammen mit seiner Frau Lotte das Leben. Die Zerstörung seiner “geistigen Heimat Europa” und die für ihn daraus folgende Perspektivlosigkeit ließen ihm seinem Empfinden nach keine andere Wahl. Stefan Zweig wurde damit zum Symbol für die Intellektuellen im 20. Jahrhundert auf der Flucht vor der Gewaltherrschaft des Faschismus. Die Autobiographie entstand kurz vor seinem Tod und erschien postum 1942 in Stockholm.

 
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Philomena

Er war drei Jahre alt und hieß Anthony. Irische Nonnen verkauften ihn in die USA.
Stephen Frears inszeniert die Suche nach dem verlorenen Sohn als tragisch komisches Roadmovie. Ein aufwühlender und unendlich trauriger Film. Grandios: Judi Dench!

Es ist eine wahre Geschichte. Die Namen wurden nicht geändert. Nie hat Philomena (Judy Dench) über jenes Geheimnis gesprochen, das sie seit Jahrzehnten quält. An diesem Tag ist der fünfzigste Geburtstag ihres Sohnes. Sie war 17 damals, als sie sich verliebt und schwanger wird. Im streng katholischen Irland eine unverzeihliche Schande. Die Eltern verstoßen die Tochter, geben sie zu den Nonnen ins Kloster Roscrea, in der Gemeinde Tipperary. Hier leben uneheliche junge Mütter wie in einem Straflager.

 
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MONUMENTS MEN - UNGEWÖHNLICHE HELDEN

Sie riskierten ihr Leben für Kunst und Kultur.
George Clooney präsentiert ein wichtiges Kapitel deutscher Geschichte als etwas fade burleske Kriegskomödie mit großem Staraufgebot. Das Thema Raubkunst bleibt brisant und der Regisseur immer im Rampenlicht.

1943, die amerikanischen Truppen verstärken ihre Angriffe auf Nazi-Deutschland. Artilleriefeuer und Bombenangriffe töten nicht nur die feindlichen Soldaten sondern zerstören auch bedeutende Bau- und Kunstwerke. Kriegsveteran und Konservator Frank Stokes (George Clooney) bittet Präsident Roosevelt darum, Experten in die Armee aufzunehmen, um zu verhindern, dass weiter historisch wertvolle Gebäude bombardiert werden. Clooney rekrutiert seine Mitkämpfer ähnlich wie er es einst als Danny in „Ocean’s Eleven” getan hat.

 
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Winter's Tale

Ein romantisch philosophisches Fantasy-Drama von rührender Ernsthaftigkeit.
Akiva Goldsman inszeniert das surreale Großstadtmärchen ästhetisch virtuos als poetische Parabel über die Macht der Liebe. Nur leider geht dabei die fulminante literarische Vorlage, der gleichnamige Roman des amerikanischen Autors Mark Helprin, verloren.

New York, mythische Megapolis Anfang des 20. Jahrhunderts. Der irischstämmige Dieb Peter Lake (Collin Farrell) lebt auf der ständigen Flucht vor der Bande des diabolischen Gangsterboss’ Pearly Soames (Russel Crowe). In die Enge getrieben, rettet ihn im letzten Moment ein weißer Hengst, der von nun an sein Gefährte und Schutzengel ist. Das Pferd galoppiert mit kraftvoller Eleganz über die Brücken des Hudson, zugefrorene Seen, durch verschneite Parks, belebte Avenues und wenn notwendig erhebt es sich in die Lüfte.

 
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„Le Weekend” – Godard lässt grüßen

Ironisches Comedy-Drama über ein älteres Paar aus Birmingham. Regisseur Roger Michell mischt britische Skurrilität mit französischem Esprit.
Die private Ehekrise avanciert zum universellen Generationskonflikt, dem Verlust von Idealen und Zielen. Unwiderstehlich: Jim Broadbent als melancholischer, tollpatschiger Pessimist.

Sie streiten, nörgeln, provozieren, schmollen, bringen einander zur Verzweiflung, wann immer sich eine Gelegenheit bietet. Und das in Paris, der Stadt der Liebe. Hier haben Nick (Jim Broadbent) und Meg (Lindsay Duncan) vor 30 Jahren ihren Honeymoon verbracht. Das Revival alter Gefühle und schöner Erinnerungen geht gründlich schief. Zumindest für den Zuschauer wird der Wochenendtrip amüsant, falls ihn nicht selbst plötzlich Zweifel an seiner Partnerschaft befallen.

 
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„The Wolf of Wall Street” – Ekel, Guru oder Gangster?

Kapitalismuskritik als berauschendes obszönes Spektakel.
Martin Scorsese inszeniert dramaturgisch virtuos den Aufstieg und Fall des amerikanischen Finanz-Betrügers Jordan Belfort mit viel Zynismus und schwarzem Humor. 179 Minuten Gier, Größenwahn, Sex und Drogen, mittendrin Leonardo DiCaprio, der genüsslich den schmierigen machtbesessenen Gangster und charismatischen Clown mimt. Genial.

 
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„All Is Lost” – Schiffbruch mit Zuschauer

Ein atemberaubender Überlebenskampf auf hoher See von verstörender Eindringlichkeit.
J.C. Chandor inszeniert den Action-Thriller ästhetisch-virtuos als subtile Polit-Parabel fast ohne Worte mit großen Gefühlen und nur einem Darsteller. Grandios: der 77jährige Robert Redford als einsamer Segler. Es ist die faszinierendste Rolle seiner Karriere.

13. Juli, 16.50 Uhr. Blick auf den strahlend blauen Ozean, kein Schiff, kein Horizont in Sicht. Aus dem Off kommt die leise Stimme eines Mannes, es tue ihm leid, sorry, er habe wirklich alles versucht: „...Ehrlich zu sein...und...stark zu sein. Gütig zu sein...und zu lieben. Also das Richtige zu tun. Aber das habe ich nicht. Alles ist verloren...” Er entschuldigt sich wieder und wieder. „Ihr werdet mir fehlen.” An wen er seine Worte richtet, Familie, Freunde, Fremde, wir erfahren es nie. Die Botschaft endet als Flaschenpost im Meer.

 
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Die ewige Treue der Unsterblichen – „Only Lovers Left Alone”

Jim Jarmusch erzählt von der außergewöhnlichen Liebe zweier Vampire und von sich selbst.
So autobiographisch, so poetisch war keiner seiner Filme je zuvor. Ein Traumpaar über Jahrhunderte hinweg: Adam (Tom Hiddleston) und Eve (Tilda Swinton).

Vampir, das steht hier als Metapher für Kreativität, Bildung, die Sensibilität von Außenseitern, Weltschmerz aber auch Lebensfreude. Fremde überfallen und ihnen das Blut aussaugen gilt im 21. Jahrhundert als peinliche mittelalterliche Praktik. Hinzu kommt die hohe Infektionsgefahr. Adam, genialer Undergroundmusiker und Wissenschaftsfreak versteckt sich vor den Zumutungen der modernen Zivilisation in einer heruntergekommen Villa am Stadtrand von Detroit.

 
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“Blau ist eine warme Farbe”. Oder die Grenzen des Glücks

Eine hinreißende Liebesgeschichte von verstörender Eindringlichkeit und Intimität.
Sie endet als stille Tragödie, Grund: die sozialen Unterschiede. Große Gefühle in Nahaufnahme meisterhaft inszeniert von Regisseur Abdellatif Kechiche.
Atemberaubende schauspielerische Leistung von Adèle Exarchopoulos: Jedes Zucken des Mundes, die Andeutung eines Lächelns, Verlegenheit, Begierde, Angst, keine Nuance des Mienenspiels entgeht der Kamera (Sofian El Fani). Die Magie des Films ist, dass auch der Zuschauer 179 Minuten lang so viel Nähe zulässt.

 
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INSIDE LLEWYN DAVIS

Lakonisch-liebevoll erzählen die Coen-Brüder von der glücklosen Odyssee eines jungen Folk-Sängers im New York der frühen Sechziger.
Ein betörend schöner Film voller Melancholie, Komik und wehmütiger Musik. Grandios: Oscar Isaak als talentierter wie mürrischer Troubadour.

 
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Venus im Pelz

Ironisch, provokant, amüsant, erotisch. Geschlechterkampf als Kammerspiel.
Roman Polanski versteht sich auf die düsteren Abgründe der menschlichen Seele. Mit meisterhafter Eleganz und Raffinesse verfilmte er David Ives’ Broadway Hit. Unwiderstehlich: Emmanuelle Seigner.

Das Vorsprechen ist eigentlich längst vorbei, keine der Schauspielerinnen taugte etwas. Theaterregisseur Thomas (Mathieu Amalric) möchte am liebsten alles hinwerfen, zumindest schnell heim, da steht plötzlich Vanda (Emmanuelle Seigner) vor ihm: Laut, vulgär, ungebildet, ganz offensichtlich ohne jedes Talent, aber sie lässt sich nicht abwimmeln, quasselt ununterbrochen. Ein Kaugummi kauendes abgetakeltes Flittchen, genau der Typ von Frau, den Thomas verabscheut. Doch nach und nach verwickelt sie den völlig verwirrten Regisseur in eine Diskussion über das Stück, zwingt ihn nicht nur die Stichworte fürs Vorspielen zu liefern sondern auch die Rolle des masochistischen Severin zu übernehmen.