Film & Kino aktuell
- Geschrieben von Anna Grillet -
Mit „Dior und Ich” gelingt dem französischen Regisseur Fréderic Tcheng das eigentlich Unmögliche: Selbst wer nichts für Mode übrig hat, ist von diesem Dokumentarfilm hingerissen.
Warum? Weil es um mehr als Fashion geht, um eine neue Ära, um Kreativität, Visionen, Mut, Verzweiflung, Tradition, Moderne Kunst, Handwerk, Hingabe, Treue, eine verschworene Gemeinschaft, harte Konkurrenz. Alles oder Nichts.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Durch die Straßen von Budapest stürmt eine Meute wütender Hunde. Panik bricht aus. Schreiend flüchten die Menschen. Schwer bewaffnete Polizisten errichten Barrikaden. Schüsse fallen, Blut fließt, nichts hält das Heer der Vierbeiner auf. Die Stunde der Abrechnung ist gekommen.
Der ungarische Regisseur Kornél Mundruczó inszeniert den hinreißenden surrealen Fantasy-Thriller „Underdog” als Allegorie auf den Rassismus seiner Heimat. Einzigartig in der Kinogeschichte: Der Filmemacher drehte das bildgewaltige melancholische Rache-Epos mit 250 Mischlingshunden aber ohne CGI-Effekte.
- Geschrieben von Anna Grillet -
„Victoria” trifft mitten ins Herz. Das ungewöhnliche Gangsterdrama von Regisseur Sebastian Schipper explodiert vor Energie, Tempo, unbändiger Lebenslust und irgendwann auch Verzweiflung. Gedreht in einem Take, 140 Minuten ohne Schnitt. Deutsches Kino mit Kult-Potenzial.
Noch eine Stunde, dann geht auch diese Nacht ihrem Ende zu. Victoria (Laia Costa), eine junge Spanierin, ist neu in der Stadt. Sie tanzt allein in der Disco, sucht Anschluss, baggert vergebens den Barkeeper an, trifft draußen auf Sonne (Frederick Lau) und seine Kumpel, vier selbstsichere Berliner Jungen, laut, frech, schräge, ihre Macho-Sprüche klingen herrlich sinnlos, großspurig. Victoria ist verlegen, verblüfft, verwirrt.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Moskau 1953, Stalins letzte Säuberungswelle verbreitet Angst und Schrecken. Der Staatssicherheitsdienst sucht nach Verrätern des Sozialismus. Folter wie Hinrichtungen gehören zum Alltag. Ein ungewöhnlicher Schauplatz für einen opulenten epischen Thriller made in USA. Es geht um eine vermeintliche große Liebe und einen Serienkiller, um Verbrechen als Spiegel der Gesellschaft. Bisher war die politische Ära jener Zeit und auch der Gulag ein Tabu für Hollywood.
Eigentlich wollte Produzent Ridely Scott selbst Regie führen, früh hatte er sich die Filmrechte gesichert von “Kind 44”, dem Debütroman und Bestseller des britischen Autors Tom Rob Smith. Dann aber entschied er sich für den chilenisch-schwedischen Action-Spezialisten Daniél Espinosa als Regisseur. Das Drehbuch schrieb Richard Price.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Der britische Regisseur Simon Curtis schildert den zermürbenden Kampf um die Restitution jenes berühmten Gustav-Klimt-Gemäldes, das die Nazis einst geraubt hatten: ‘Adele Bloch-Bauer I’.
Grandios Helen Mirren in der Rolle der jüdischen Emigrantin Maria Altmann. Die schmerzvollen Erinnerungen an den Terror des Hitlerregimes und die Flucht aus Wien in die USA quälen sie, aber geben ihr zugleich auch die Kraft für den fast aussichtlosen Rechtsstreit um das rechtmäßige Erbe ihrer Familie.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Mystische betörende Bilder von verstörender Intensität. Ryan Gosling erzählt in seiner düsteren poetischen Fabel „Lost River” vom Schrecken des postindustriellen Zeitalters, dem Fluch einer versunkenen Stadt und auch der eigenen Jugend.
Entstanden ist ein ungewöhnlicher Mix aus Fantasy, Neo Noir, Punk und gesellschaftskritischem Melodram. Der Schauspieler stieg mit dem elegischen Actionthriller „Drive” (2011) und „A Place Beyond the Pines” (2012) zur Kultfigur des internationalen Independent-Kinos auf. Sein Regiedebüt 2014 in Cannes wurde mit Spannung erwartet. Gnadenlos verrissen die meisten Kritiker den Film des 34jährigen Kanadiers. Zu Recht?
- Geschrieben von Anna Grillet -
Ein Regisseur verzweifelt – das Drehbuch gerät zum bedrohlichen Labyrinth.
Michael Winterbottom inszeniert „Die Augen des Engels” als perfid kunstvolle Demontage eines Justizthrillers. Entstanden ist ein Hybrid aus Filmessay und Neo-Noir. Poetisch und ästhetisch virtuos.
Er basiert auf dem spektakulären italienischen Mordprozess gegen Amanda Knox. Erst Ende März 2015 war die 27jährige Amerikanerin in letzter Instanz von dem Vorwurf freigesprochen worden, im November 2007 gemeinsam mit ihrem damaligen Freund Raffaele Sollecito die Mitbewohnerin Meredith Kercher ermordet zu haben.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Ein Action-Spektakel als grandioser post-apokalyptischer Mix aus Operninszenierung und Rockkonzert.
„Mad Max: Fury Road” überrollt uns gnadenlos wie ein furchteinflößender Sattelschlepper. Und wir genießen es. Vielleicht erst hinterher, wenn die Erstarrung sich gelöst hat. Ein Film so genial, brutal, laut, kreativ, dass er die Sprache verschlägt. Lustvoll in Szene gesetzt von einem begnadeten Visionär: George Miller. Vor 30 Jahren war sein Protagonist, damals noch Mel Gibson, von der Leinwand verschwunden. Nun kehrt Max Rockatansky zurück in Gestalt von Tom Hardy, ein schweigsamer trotziger Held wider Willen. Als wäre das Tyrannen-Inferno in der Wüste nicht schon Schrecken genug, quälen ihn die Geister der Vergangenheit: Seine Frau und die kleine Tochter starben. Dass er sie nicht vor der Gewalt der Gesetzlosen schützen konnte, wird sich der ehemalige Streifenpolizist nie verzeihen.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Martin Armstrong ist „The Forecaster”. Der amerikanische Marktanalyst und Investitionsberater prophezeite Jahre im voraus den Black Friday 1987, größter Börsencrash seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Ob Nikkei-Absturz 1989, der Kollaps Russlands 1998 oder die Dotcom-Blase 2000, seine Prognosen trafen zu.
Es klingt wie ein Thriller: Der legendäre Finanzmagier aus Philadelphia entwickelte in den Achtzigern einen Computercode, auf dessen Grundlage er Kriege und Wendedaten der Wirtschaft oft auf den Tag genau vorhersagte. 1999 stürmt das FBI seine Büroräume, will ihn zur Herausgabe der geheimen Formel zwingen.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Sein Historienepos „Die Gärtnerin von Versailles” inszeniert Alan Rickmann, als wäre es ein melancholisch philosophisches Märchen ohne Anspruch auf geschichtliche Akkuratesse. Regisseur wie Protagonistin setzen auf die Freiheit in der Kunst, nicht auf mathematische Präzision.
Der Stolz Frankreichs soll es sein mit Gärten von unvergleichlicher, einmaliger Schönheit, der Himmel auf Erden. So und nicht anders stellt sich der Sonnenkönig Louis XIV (Alan Rickman) das Schloss von Versailles vor.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Seine surreale Roboter-Romanze „Ex_Machina” inszeniert Alex Garland vor atemberaubender Naturkulisse ästhetisch virtuos als minimalistischen Thriller mit großem Anspruch. Ein wahrlich geniales Regiedebüt. Unwiderstehlich: Alicia Vikander.
Der junge schüchterne Programmierer Caleb (Domhnall Gleeson) hat in einem internen Wettbewerb des Konzerns das große Los gezogen. Er darf für sieben Tage seinen öffentlichkeitsscheuen Chef auf dessen Hightech-Anwesen besuchen. Den legendären Milliardär und IT-Guru kriegt angeblich noch nicht mal der Präsident ans Telefon.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Die Bombe, die am Abend des 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller explodierte, sollte Adolf Hitler töten und mit ihm die gesamte Führungsriege der Nazis.
In dem packenden Spielfilm „Elser – Er hätte die Welt verändert” erzählt Regisseur Oliver Hirschbiegel von Mördern, Mitläufern und einem gescheiterten Widerstandskämpfer. Der glücklose Held verfügt über Weitblick und Mut, der anderen Deutschen völlig fehlt. Auf Befehl des Führers wird er am 9. April 1945 im KZ Dachau durch einen Genickschuss hingerichtet- 20 Tage vor der Befreiung des Lagers durch die US Armee.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Seinen Dokumentarfilm, „Kurt Cobain: Montage of Heck”, inszeniert Regisseur Brett Morgen als atemberaubende Multimedia-Exkursion durch die Gedanken- und Gefühlswelt des amerikanischen Grunge-Idols.
Es ist der behutsame Annäherungsversuch an einen Mythos. Oder besser: es ist, als würde der Frontmann von Nirvana noch einmal für 135 Minuten auf die Erde zurückkehren. Eine Chance für uns, den Ursprung seiner Songs und Kompositionen zu ergründen, seiner Ängste und Verzweiflung. Zu verstehen, wie sehr er, Kurt Cobain, seine Tochter liebte und warum er sich am 5. April 1994 im Alter von 27 Jahren erschoss.
- Geschrieben von Anna Grillet -
In seinem bezaubernden Spielfilm „Eine neue Freundin” erzählt der französische Regisseur François Ozon von Verlust, von Liebe, einem Mann, der sich wie eine Frau kleidet und einer Frau, die ihre Weiblichkeit erst noch entdecken muss.
Eine Welt ohne Laura (Islid Le Besco) kann Claire (Anais Demoustier) sich nicht vorstellen. Sie waren beste Freundinnen, wuchsen Seite an Seite auf, teilten alle schönen und traurigen Erfahrungen. Zumindest glaubte das Claire. Sie, die Unscheinbare stand immer im Schatten ihres strahlenden blonden Idols. Nun ist Laura tot.