Film & Kino aktuell
- Geschrieben von Dagmar Reichardt -
„Sie ist ein Star!“ – so wurde mir Mieke Bal durch den träumerischen, zugleich respektvollen, von künstlerischer Bewunderung und persönlicher Zuneigung durchdrungenen Blick eines ansonsten eher zurückhaltenden skandinavischen Kollegen in aller Kürze freundlich-präskriptiv vorgestellt. „Wir müssen etwas auf die Beine stellen!“
Der Mann hatte Recht! Anderthalb Jahre nach dieser viel sagenden Aufforderung – oder war es eine Empfehlung? – überzeugen sich 15 handverlesene Doktorand/inn/en, Dozent/inn/en und Nachwuchswissenschaftler/innen aus aller Welt sowie das kulturinteressierte Publikum der Immer-noch-Weltstadt Rom, im Rahmen des Osloer Forschungsprogramms „Caput Mundi“ 2015 unter der Leitung von Einar Petterson, vor meinen Augen und der italienischen Öffentlichkeit von Miekes ungewöhnlichen Qualitäten.
- Geschrieben von Anna Grillet -
„Mediterranea – Refugees welcome?”, ein Film, der einem die Sprache verschlägt. Unsentimental, kraftvoll, trotzig, aufbegehrend. Ästhetisch virtuos.
Der amerikanisch-italienische Regisseur und Autor Jonas Carpignano macht noch einmal die fremdenfeindlichen blutigen Krawalle von Rosarno im Januar 2010 zu seinem Thema. Er schildert nun die Ereignisse, die den gewalttätigen Unruhen vorausgingen.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Wie moderner Kolonialismus funktioniert, schildert eindrucksvoll der österreichische Dokumentarfilm „Landraub”.
„Irrsinn mit Methode”, nennt es Regisseur Kurt Langbein. Er recherchierte zusammen mit Autor Christan Brüser zwei Jahre in Äthiopien, Sierra Leone, Malaysia, Kambodscha und Rumänien. Die beiden interviewten nicht nur die vertriebenen Bauern sondern auch die neuen Investoren. Es sind oft EU-Programme, mit deren Hilfe riesige Zuckerrohr- und Palmöl-Plantagen entstehen – angebaut für Lebensmittel, Biosprit oder Kosmetikprodukte in Europa. Und es sind Entwicklungshilfegelder, mit denen schwerreiche Kapitalanleger sich absichern und die Existenz von unzähligen Menschen vernichten.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Verstümmelte Leichen baumeln von den Highways. Der brutale Drogenkrieg an der Grenze zwischen Mexiko und dem US-Bundesstaat Arizona wird täglich bestialischer. Die Macht der Narco-Kartelle wächst.
„Sicario” ist im Spanischen der Slang-Ausdruck für Auftragskiller und der Titel des neuen Films von Denis Villeneuve. Der frankokanadische Regisseur inszeniert seinen kompromisslosen suggestiven Thriller mit atemberaubender, ästhetischer Bravour. Wie in dem furiosen Kidnapping-Drama „Prisoners” (2013) entwickelt er ein besonderes Gespür für ungewöhnliche subtile Charakterstudien und die dunkle Poesie des Bösen.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Wer kennt es nicht jenes weltberühmte Schwarzweißfoto vom regennassen Times Square: James Dean, den Mantelkragen hochgeschlagen, die Zigarette lässig im Mundwinkel, die Hände tief in den Taschen vergraben. Regisseur Anton Corbijn erzählt, wie dieses Bild entstand. Sein neuer Film „Life” ist das Porträt einer ungewöhnlichen Freundschaft. Ästhetisch virtuos inszeniert, klug, melancholisch, ein wenig ironisch, von frappierender, fragiler Schönheit.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Sinnsuche im 21. Jahrhundert: US-Regisseur Terrence Malick inszeniert „Knight of Cups” als kunstvolle metaphysische Expedition. Mitreißend und erschreckend suggestiv. Der kühne Visionär bricht radikal mit traditionellen Erzählstrukturen.
Schauplatz Los Angeles, gleitende, taumelnde Bilder, ständig wechselnde Eindrücke, sie formieren sich zu einem düsteren aber nach Außen hin glitzernden Weltbild, um sich dann wieder aufzulösen und wenig später mit neuer verblüffender Botschaft zurückzukehren.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Vielleicht ist sie die Ungewöhnlichste aller Protagonisten von Regisseur Werner Herzog: Gertrude Bell, englische Forschungsreisende und Abenteurerin. In „Königin der Wüste” schildert der geniale deutsche Filmemacher ihr Leben als wäre es ein Hollywood-Epos. Die Kritiker sind empört, aber das hat Tradition.
1892, die Ballsaison wird für Gertrude Bell (Nicole Kidman), Tochter eines Industriellen und Oxford-Absolventin, wieder zur Qual. Sie dreht sich beschwingt im Walzertakt, hat ein Lächeln für jeden der Verehrer, aber macht ihnen unmissverständlich klar, dass sie weder an einem Gatten mit riesigen Rinderherden noch einer erotischen Eskapade interessiert ist.
- Geschrieben von Anna Grillet -
„Straight Outta Compton” ist die Geschichte der Gangsta-Rapper N.W.A. um Ice Cube und Dr. Dre. Ein Film, der unter die Haut geht wie vor 27 Jahren ihr Protestsong „F-k tha Police”. US-Regisseur F. Gary Gray erzählt vom Ghetto, der Polizeigewalt gegen Schwarze, von Rebellion, blutigen Unruhen, einem kometenhaften Aufstieg und den brutalen Praktiken der Musikindustrie.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Die Schicksale dreier Königsfamilien verwebt der Italiener Matteo Garrone in seinem bildgewaltigen verstörenden Epos „Das Märchen der Märchen” kunstvoll zu einem grotesken barocken Universum. Exzentrische Schönheit, wahnwitziges Grauen, anarchische Erotik, nichts erinnert hier an die sentimentalen Fantasy Produktionen der Hollywood-Industrie.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Nach dreizehn Jahren kehrt Kultregisseur Peter Bogdanovich endlich wieder auf die Leinwand zurück: „Broadway Therapy” ist eine turbulent romantische Beziehungskomödie. Bezaubernde Hommage an Ernst Lubitsch und das goldene Zeitalter Hollywoods.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Eine wahre Geschichte? Fast klingt es zynisch, denn Journalist und Mörder sind beide gleichermaßen im Geflecht ihrer Lügen verstrickt.
Der verstörende Psychothriller „True Story- Spiel um Macht” des britischen Regisseurs Rupert Goold schildert die gefährliche Sucht nach Sensationen und Publicity: Der Starreporter der New York Times Michael Finkel (Jonah Hill) hofft auf den Pulitzerpreis, aber völlig unerwartet im Februar 2002 ist seine Karriere von einem Tag zum anderen beendet.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Regisseur John Maclean inszeniert seinen hinreißenden surrealen Neo-Western als zynisch melancholisches Roadmovie.
Es geht um Mythen, Illusionen, eine unerwiderte Liebe, Verrat, Freundschaft. Und auch um das Erzählen von Geschichten.
„Slow West” beginnt fast wie ein Märchen: „Es war einmal, 1870 um exakt zu sein...” Niemand ist in Colorado so fehl am Platz wie Jay Cavendish (Kodi Smit-McPhee).
- Geschrieben von Anna Grillet -
Dogma 95 ist passé, Filmemacher Thomas Vinterberg hat sich radikal vom Purismus der Bewegung abgewandt. Er inszeniert „Am grünen Rand der Welt” als betörendes opulentes Drama mit feministischem Anspruch ganz im Sinne des Romanautors Thomas Hardy.
Südwestengland im 19. Jahrhundert. Drei Männer werben um eine Frau. Sie könnte kaum ungewöhnlicher sein: Bathsheba Everdene (Carey Mulligan) ist jung, schön, intelligent, stolz, höchst eigenwillig und ihrer Zeit weit voraus.
- Geschrieben von Anna Grillet -
„Amy”: ein Dokumentarfilm, der unter die Haut geht. Packend und niederschmetternd.
Amy Winehouse wurde zum Idol des neuen Jahrtausends, doch der Ruhm zerstörte sie. Das faszinierende Künstlerporträt ist zugleich auch erschreckende Chronik des digitalen Zeitalters: Die Kamera als intimes Tagebuch oder vernichtende Waffe der Medien.