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Straight Outta Compton Film Trailer

„Straight Outta Compton” ist die Geschichte der Gangsta-Rapper N.W.A. um Ice Cube und Dr. Dre. Ein Film, der unter die Haut geht wie vor 27 Jahren ihr Protestsong „F-k tha Police”. US-Regisseur F. Gary Gray erzählt vom Ghetto, der Polizeigewalt gegen Schwarze, von Rebellion, blutigen Unruhen, einem kometenhaften Aufstieg und den brutalen Praktiken der Musikindustrie.

Compton, am Standrand von Los Angeles gilt Mitte der Achtziger Jahre als einer der gefährlichsten Orte der Vereinigten Staaten. Täglich sterben junge Afroamerikaner auf den Straßen. Der Handel mit Crack floriert im sozialen Abseits, Bandenrivalitäten prägen den Alltag, die Crisps und Bloods geben hier den Ton an. Die Seitenstraßen mit ihren flachen ärmlichen Bungalows und Vorgärten haben trotz aller Hoffnungslosigkeit ein südländisches Flair. Man muss kein erfahren Rap-Connaisseur sein, um „Straight Outta Compton” genießen zu können. Im Gegenteil, es ist perfekt für Quereinsteiger: man begreift, wie der Sound und seine grimmig rüden Hymnen entstanden sind. Kaum ein Film beschreibt überzeugender die Kraft und Magie der Musik. Sie reflektiert die Gegenwart unmittelbar, schonungslos, kennt keine Kompromisse. Hardcore Hip-Hop, diese Bezeichnung trifft es. N.W.A. (Kurzform für Niggaz With Attitude) verändert das Selbstverständnis der schwarzen Kids, der Slang des Ghettos mutiert zur Kunstsprache. Eazy-E (Jason Mitchell) heißt mit bürgerlichem Namen Eric Wright. Wenn der Zuschauer ihm zum ersten Mal begegnet, verdient er noch sein Geld als Drogendealer, will grade bei Kunden abkassieren. Er scheint dort wenig willkommen, eine junge attraktive Schwarze greift zur Pistole. In diesem Moment rückt das LAPD mit einem gepanzerten Fahrzeug an, die Wand des Hauses zersplittert. Sofort machen die Bewohner sich daran, ihre Schätze an illegalen Substanzen zu verstecken. Das Ganze hat auf beiden Seiten in seinem wahnwitzigen Tempo etwas von militärisch eingeübter Präzision. Eazy-E flieht derweil über die Dächer. Eine krächzige Stimme aus dem Polizeifunk und der effizient klingende Nachrichtensprecher eines Fernsehsenders haben schon während der ersten Szenen das Publikum auf den Krieg gegen Drogen eingestimmt und mit den notwendigen Background-Informationen ausgerüstet.

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Andre Young (Corey Hawkins) alias Dr. Dre liegt daheim auf dem Boden fast zu malerisch drapiert zwischen seinen alten Funk- und Soul-Platten, er hört Musik, hämmert Akkorde in die Luft. Die Mutter ist wütend, er hat sich wieder vor einem Vorstellungsgespräch gedrückt. Der Sohn gibt ihr zu verstehen, so wie sie will er nicht enden. Es knallt, eine Ohrfeige, die Mutter verliert für einen Moment die Beherrschung. Sie ist zu Recht enttäuscht, hat hart gearbeitet, ihre Jungen anständig zu erziehen. Studieren oder Job, das war ihr Angebot. Als DJ in der Disco, das kommt nicht in Frage, damit wird er nie genug verdienen. Dr. Dre zieht die Konsequenzen, packt seinen Kram ins Auto, weg ist er. Im Schulbus albern die Kids rum, schneiden Fratzen, mokieren sich über die Muskelpakete in der Luxuskarosse neben ihnen. Der Wagen stellt sich quer, versperrt den Weg. Respektlosigkeit wird in Compton nicht geduldet. Die Türen des Busses öffnen sich. Das Gangmitglied steigt ein, schaut die Schüler an, eigentlich sind es noch Kinder. Keiner wagt sich mehr zu rühren. „Seid ihr bereit zu sterben?” Dieses Mal lässt er noch Gnade vor Recht ergehen, obwohl er es bestimmt anders ausdrücken würde. O’Shea Jackson alias Ice Cube (grandios gespielt von seinem Sohn) sitzt still auf seinem Platz. Er beobachtet und schreibt, so entstehen seine unverwechselbaren Texte, die N.W.A. schon bald zu Ikonen des Rap aufsteigen lassen. Was um ihn herum geschieht, er absorbiert es. Nie fließt ein Wort der Kritik in die Reime ein. Jene derben radikalen Stories sprechen für sich selbst: es geht um Dealer, Banden, Polizeirazzien, Huren, die tägliche Gewalt, den Machtmissbrauch der Gerichte. Das ist sein Leben, sein Kapital, Synonym für Kreativität. Es wird ihn berühmt machen. Wie Jean Paul Sartre hat Ice Cube seinen ganz eigenen Existenzialismus. Er nennt sich und die anderen Musiker Straßenreporter.

Der ehrgeizige Dr. Dre umgarnt Eazy-E, damit er seine illegalen Einnahmen aus dem Dope-Handel in ein Record Label investiert. Zusammen mit Ice Cube, DJ Yella (Neil Brown Jr.) und MC Ren (Aldis Hodge) formieren sich die fünf Jungen zu der Band N.W. A. Sie schwören einander immer Brüder zu sein. Schon früh erkennt der weiße Musikmanager Jerry Heller (Paul Giamatti) das Potential der Rapper. Zu seinen Schützlingen hatten einst Marvin Gaye, Elton John, Pink Floyd, The Who und viele andere gezählt. 1987 gründet Heller mit Eazy-E die Plattenfirma Ruthless Records. 1988 erscheint das Debütalbum „Straight Outta Compton”. Der aggressive Sound und die provokativen Songs beeinflussen die Richtung des Hip-Hops in den nächsten Jahren maßgeblich. Es war die Geburtsstunde des sogenannten Gangsta-Raps, auch wenn die Musiker selbst den Begriff Reality-Rap vorzogen. Der erste Teil des Films ist der stärkste, trotz aller Tragik voller Witz und Ironie. Wundervoll die Szene, wenn Dr. Dre und Eazy-E zusammen im Studio stehen. Es geht um den Titel „Boyz-N-The Hood” (Jungen in der Nachbarschaft). Der Produzent lotst den ehemaligen Drogendealer und rappenden Neuling durch den Song, Zeile für Zeile, Wort für Wort. Er verzweifelt fast an dem fehlenden Rhythmus -und Sprachgefühl des Freundes. Aber in genau diesem Moment entsteht der unverwechselbare Eazy-E-Stil, der später von den unterschiedlichsten Künstlern aufgegriffen und abgewandelt wird. Insbesondere wegen des Songs „F-k tha Police” fühlt sich das FBI bemüßigt, die Plattenfirma zu verwarnen. Nichts hätte eine bessere Publicity für das Album sein können und treibt unweigerlich die Verkaufszahlen noch weiter in die Höhe. Der schmale, kleine Eazy-E entwickelt sich zu einer Art Napoleon des Raps mit quäkender Stimme und ausgeprägtem Geschäftssinn. Er stirbt 1995 an den Folgen einer Aidserkrankung. Das Biopic ist ihm gewidmet,

„Straight Outta Compton” ist mehr als ein Musikfilm, der durch seine Authentizität verblüfft. Die Faszination des Hip-Hop Epos liegt darin, den Zuschauer in eine andere Welt zu versetzen und dadurch seine Perspektive für wenigstens 147 Minuten völlig zu verändern. Gewaltverherrlichung, nihilistische Zustandsbeschreibung oder einfach nur exzellent ‚vermarktbare’ Dekadenz? Die Meinungen zu N.W.A. sind genau wie zu dem Film kontrovers. Es geht um Freundschaft und wie unbeständig sie ist, bei Geld soll sie bekanntlich aufhören. Hier scheitert sie vor allem an der Unerfahrenheit der Künstler, der Gier des Managers und zwielichtigen Verträgen. Aus Freunden werden Erzfeinde, die brüderliche Allianz ist zerbrochen. Aus Gemeinsamkeit wird eine langjährige Fehde und Rap zum Kampfmittel ernannt, der sogenannte Battle-Rap. Manche verdächtigen sie, solche Diss-Tracks und Feindschaften als reine Marketinginstrumente zu benutzen. F. Gary Gray stilisiert seine Protagonisten weder zu Helden noch zu Opfern. Er hat das Leben in üblen Gegenden selber kennengelernt, ein ungeheures Gespür für Atmosphäre und Spannungen entwickelt. Amerika ist mehr Pulverfass als Schmelztiegel. Viele Journalisten fühlen sich in ihrer Sensationslust hintergangen. Ausgespart wurden Dr. Dres Gewaltausbrüche. Die Rapperin und frühere TV-Moderatorin Dee Barnes wirft ihm vor, er hätte sie 1991 zusammengeschlagen. Seine Freundin Michel’le behauptet zwischen 1990 bis 1996 verprügelt worden zu sein. Sie habe das nur jahrelang verschwiegen. Der Rapper entschuldigte sich öffentlich bereits mehre Male für sein Fehlverhalten, lässt aber offen, inwieweit die Anschuldigungen zutreffen. In einem solchen Film wäre es nicht unbedingt angezeigt, dass die von ihren Fans vergötterten Protagonisten auch noch auf Frauen einprügeln, das könnte nun wirklich die falsche Message sein. Die Poolpartys mit unzähligen Bikini-Mädchen, die üblen Sprüche über Frauen oder antisemitischen Anspielungen, es genügt vollauf, um ein realistisches Bild zu gewinnen. Mehr wäre gefährlich. Es ist etwas Anderes, wenn die Rapper auf der Bühne Polizei und Bourgeoisie den Mittelfinger zeigen, damit muss oder kann die heutige Gesellschaft zu Recht kommen.

Dr. Dre wird dank seiner Kopfhörerfirma Beats von der Presse als erster Hip-Hop Milliardär gefeiert. Er und Ice Cube sind Produzenten des Films. Gray kannte die beiden schon wie viele andere Stars durch seine Musikvideos (Queen Latifah, Mary J. Blige, Whitney Houston, Jay Z, Cypress Hill). Ab Mitte der Neunziger drehte er auch Spielfilme („Gesetz der Rache”, 2009). Das mitreißende zornige Hip-Hop Drama ist gespenstisch aktuell. Rassistische Übergriffe von Seiten der Ordnungshüter gehören auch heute noch immer zum Alltag afroamerikanischer Bürger. Der Tod des 18jährigen Michael Brown am späten Abend des 9. August 2014 in der Stadt Ferguson erschütterte die Menschen weltweit. Nachdem eine Grand Jury entschieden hatte, kein Verfahren gegen den Polizisten, zu eröffnen, kam es zu gewaltsamen Protesten in mehr als 170 Städten der USA. Michael Brown ist nur ein Fall von vielen. Am 4. April 2015 in Charleston, South Carolina schießt der weiße Polizist Michael Slager den unbewaffneten Walter Scott achtmal in den Rücken. Der Cop legt dem Sterbenden Handschellen an, erste Hilfe leistet er nicht. Es ging um ein defektes Bremslicht. Am 12. April nehmen in Baltimore mehrere Beamten den 25jährigen Freddy Grey fest, angeblich wegen Besitz eines verbotenen Messers. Er wird gefesselt in den Polizeitransporter gepackt, am Ende der Fahrt atmet er nicht mehr, seine Wirbelsäule ist gebrochen, eine Woche später stirbt er. Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen sechs Polizisten wegen Mordes. Am 19. Juli 2015 wird Samuel DuBose (43) in seinem Wagen erschossen von einem weißen jungen Cop, Ray Tensing. Das KFZ Kennzeichen fehlte. Der Prozess gegen Tensing beginnt am 16. November.

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Originaltitel: „Straight Outta Compton”
Regie: F. Gary Gray
Darsteller: O'Shea Jackson Jr., Corey Hawkins, Jason Mitchell
Produktionsland: USA, 2015
Länge: 147 Minuten
Verleih: Universal Pictures Germany
Kinostart: 27. August 2015

Fotos & Trailer: Copyright Universal Pictures Germany

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