Film
„Black Gold“ – ein Film über Öl, Religion, Tradition und Moderne - Jean-Jacques Annaud

In seinem neuen Film Black Gold zeichnet der französische Regisseur Jean-Jacques Annaud („Sieben Jahre in Tibet“, „Der Name der Rose“) eine Geschichte der epochalen Zeitenwende im Mittleren Osten, die mit der Entdeckung von großen Erdölvorkommen zu Beginn des 20. Jahrhunderts über die Region hereinbrach.
Im Mittelpunkt der Handlung steht die kriegerische Auseinandersetzung der verfeindeten Wüstenstämme Salmaah und Hobeika um die neu entdeckten Ölfelder, die im Grenzgebiet zwischen den beiden Königreichen liegen. In den Kämpfen der beiden Häuser spiegeln sich nicht nur die Verwerfungen jener Zeit um die Neuaushandlung der Grenzen zwischen Orient und Okzident oder Tradition und Moderne wider. Anstatt sich in einer bloßen Konfrontation der Gegensätze zu ergehen, entwirft Annaud Black Gold vor dem Hintergrund der Liebe zwischen Prinzessin Leyla und Prinz Auda als Parabel für Toleranz und gegenseitige Achtung, die den einzig möglichen Weg in eine friedliche Zukunft weisen.

 
Film
Das traurige Leben der Gloria S. - Ute Schall-Christine Gross

Ute Schalls und Christine Gross neuer Film ist nicht nur eine gnadenlose Abrechnung mit dem zeitgenössischen Film und Theater, sondern auch ein großartiger Spaß mit viel Berliner Hauptstadtkolorit:
Erfolgregisseurin Charlotte Weiss (Nina Kronjäger) hat es nicht leicht. Gefrustet von den Dreherfahrungen ihres letzten Films über das Leben der jungen Ulrike Meinhof, der trotz des politischen Stoffs ihre lange schwelende künstlerischere Sinnkrise nicht beheben konnte, macht sie sich – sehr zum Ärger Ihrer Produzentin – auf zu neuen Ufern. Ihre Mission ist klar: Nach dem großen Kino muss es jetzt etwas Echtes und Authentisches sein. Ein Film, der wachrüttelt und die Gesellschaft verändert: ein schonungslos ehrlicher Dokumentarfilm über eine alleinerziehende Hartz-IV-Mutter.

 
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Film: The Real American Joe McCarthy - Lutz Hachmeister

Die Frage wer denn ein wirklicher, wahrer und tatsächlicher Amerikaner ist, lässt sich nur schwerlich beantworten.
US-Senator Joseph McCarthy (1910-1957), Farmerssohn aus Appleton/Wisconsin konnte das auch nicht, auch wenn er das möglicherweise dachte. Die Legitimationsfrage ist nur ein winziges Detail des Dokudramas von Lutz Hachmeister – der Hintergrund, ein überaus komplexes Netzwerk von Vermutungen, Intrigen, Lügen, Ängsten und Machtspielen. Ein uramerikanisches Thema mag man meinen.

 
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"abgedreht" – Hamburgs Junger Film

Seit 23 Jahren gibt es das Festival schon: „abgedreht!“ widmet sich dem ganz jungen Film aus Hamburg und der Metropolregion.
Am 8. und 9. Dezember werden 55 der gut 160 Bewerberfilme im Metropolis Kino in Hamburg gezeigt. Die Filmemacher sind von 7 bis 27 Jahre alt. Musik-, Experimental-, Kurz-, Stumm- und „Kürzestfilm“ sind ebenso als Kategorie und Genre aufgeführt wie Dokumentation, Animation, Drama und Psychothriller.

 
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Film: The Artist - Eine Geschichte vom alten Hollywood

Als dieser Film im Mai 2011 bei den 64. Internationalen Filmfestspielen von Cannes gezeigt wurde, hat das Publikum ihn in außergewöhnlicher Weise beklatscht und mit Bravo-Rufen gefeiert.
Außerdem pladderten die Preise: Es gab die Goldene Palme für Hauptdarsteller Jean Dujardin; später beim Hamptons International Film Festival 2011 den Publikumspreis („Best Narrative Feature“); beim Hollywood Film Festival 2011 den „Spotlight Award“ für sowohl Jean Dujardin als auch Hauptdarstellerin Bérénice Bejo; weiter den Europäischen Filmpreis 2011: Nominierungen in den Kategorien Film, Darsteller (Jean Dujardin), Kamera und Filmmusik.
Ganz nebenbei gewann auch noch der kleine weiße Terrier Uggy (gewissermaßen der zweite männliche Hauptdarsteller) den PALM DOG AWARD ‚für eine der besten Darbietungen in der Geschichte des Preises‘. Diese inoffizielle Auszeichnung für den besten Kinohund des Jahres leistet man sich in Cannes seit elf Jahren, dotiert ist er mit einem Halsband und einer Flasche Gin.

 
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„Happy, Happy“ - von wegen glücklich! - 53. Nordische Filmtage Lübeck

Die 53. Nordischen Filmtage in Lübeck eröffnete der norwegische Beitrag „Happy, Happy“ (Sykt lykkelig).
Die Tragikomödie der jungen Regisseurin Anne Sewitzky, die mit ihren dreiunddreißig Jahren zu den Hoffnungsträgern der Filmszene in Norwegen gehört, erzählt die verhängnisvollen Beziehungen von zwei Ehepaaren in der tief verschneiten norwegischen Provinz. „Happy“ ist hier jedoch niemand. Im Gegenteil: Hinter scheinbar glücklichen, bürgerlichen Fassaden tun sich menschliche Schicksale auf.

 
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Anonymus - War Shakespeare ein Betrüger? - Roland Emmerich

Man stelle sich vor, ein englischer Regisseur drehe einen Film über eine der deutschen Literatur- und Denkikonen, beispielsweise über Goethe und seine Zeit und er stürze ihn radikal vom Sockel mit der Behauptung, seine, ihm zugeschriebenen Werke seien gar nicht von ihm.
Ein Aufschrei würde durch deutsche Lande gehen, von Kulturvandalismus wäre die Rede und von nationaler Kränkung. Vielen Engländern wird es ähnlich gehen, wenn sie den neuen Film von Roland Emmerich sehen.

 
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Eine Synagoge für Bad Segeberg - Walter Rothschild, Walter Blender

„Die alte jüdische Gemeinde in Bad Segeberg und ihre Synagoge wurden 1938 von Nationalsozialisten zerstört. Die neue jüdische Gemeinde hat eine Vision: In einer verfallenen Mühle im Stadtzentrum soll eine neue Synagoge entstehen.
Gemeinsam mit jüdischen Immigranten aus der ehemaligen Sowjetunion kämpfen die aus Weißrussland zugewanderte Ljudmila Budnikov und der deutsche Kripobeamte Walter Blender für den jüdischen Neuanfang in Schleswig-Holstein“, schreibt Regisseur Ulrich Selle zu seiner neuen, sehenswerten Langzeitdokumentation. Selle beobachtete den Neuaufbau der jüdischen Gemeinde in Bad Segeberg, die internen und externen Konflikte, die Solidarität vieler Segeberger Bürger bis zur Einweihung der Synagoge im Jahr 2007. Das Hauptaugenmerk des Films liegt nicht auf der leidvollen Vergangenheit, sondern auf einem modernen, weltoffenen jüdischen Leben in Schleswig-Holstein.

Claus Friede traf Ulrich Selle und Kiel und sprach mit ihm über seinen Film.

 
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Eine offene Rechnung - The Depth - Helen Mirren - John Madden

Echte Spione müssen herausragende Schauspieler sein, erklärt die vielfach ausgezeichnete Helen Mirren während des Interviews zu „Eine offene Rechnung“ in Berlin.
Doch Geheimnisse vor engsten Vertrauten zu verheimlichen, läge trotz ihrer neuen Hauptrolle als Ex-Mossad-Agentin nicht in ihrer Natur. Spätestens bei einer Flasche Wodka würde sie mit der Wahrheit herausplatzen, bekennt die Britin mit russischen Wurzeln lachend.
„Eine offene Rechnung“ (Originaltitel: „The Debt“) ist das Thriller-Debüt des „Shakespeare in Love“-Regisseurs John Madden. Dieses spannungsgeladene Agentendrama beweist durch bewegende schauspielerische Leistungen, dass Geheimnisse toxische Wirkungen besitzen, sollten sie durch Lüge fortbestehen.

 
Film
„Der Große Crash - Margin Call“: Denn sie wissen was sie tun

Die Finanzkrise, die 2008 begann und die Welt bis heute im Griff hat, ist Grundlage eines packenden Films eines noch fast unbekannten amerikanischen Regisseurs.
Filme über die Wall Street, Thriller über die Machenschaften skrupelloser Finanzjongleure und Anwaltskanzleien sind schon längere Zeit Kinostoff mit unterschiedlichem Erfolg. J.C. Chandors Debütfilm allerdings ist etwas ganz besonderes in diesem Genre, denn er fragt nach Verantwortung und Gewissen, nach den Verantwortlichen und wie die gigantischen Wall-Street-Firmen mit Fehlern und Scheitern umgehen. Herausgekommen ist eine spannender, glasklarer und messerscharfer Thriller. Und am Ende weiß der Zuschauer: Sie wissen genau was sie tun!

 
Film
Lapland Odyssee – Homers finnischer Humor

Vor über 2.800 Jahren entstand eines der ältesten und einflussreichsten Werke der abendländischen Literatur: die Odyssee.
Über 2.800 Jahre später und über 2.800 Kilometer nördlich entstand ein arktisches Roadmovie voller Witz, Humor und viel Tempo in Finnisch-Lappland: Lapland Odyssee.

 
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shanghai-film-John-Cusack-Franka-Potente

Der Film ‚Shanghai’ wurde in einer Vorführung im Abaton-Kino in Hamburg gezeigt. Im Vorraum des Kinos nimmt ein Schwarz-Weiß-Szenenfoto eine Wand ein: Humphrey Bogart hält Ingrid Bergmanns Kinn hoch und hat wohl gerade gesagt: „Here´s looking at you, kid“, oder wie die deutsche Übersetzung lautete: „Ich seh dir in die Augen, Kleines“.
Im Hintergrund muss Sam klimpern und jeder weiß, worum es geht.

 
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The Adjustment Bureau - Der Plan Matt Damon, Emily Blunt

Ich mag diesen Film, mir hat er gefallen.
Allerdings muss ich warnend hinzufügen, dass er vielen amerikanischen Kritikern offenbar überhaupt nicht gefiel. Sie nörgeln, weil er sie zu sehr an andere Filme erinnert, an ‚Inception’ oder ‚Matrix’ etwa, oder sie quengeln, dass er schwer einzusortieren sei: gehöre er nun bitte in die Science-Fiction- oder in die Love-Storie-Schublade?
Solange ich kein Archivar bin begreife ich nicht die Relevanz dieser speziellen Frage. Manchmal könnte man denken, Kritiker meckern vor allem, um ihr Honorar zu rechtfertigen und weil sie nun mal ‚Kritiker’ und nicht ’Lobende’ heißen.
Unbeschwert von solchen Skrupeln will ich hier also loben.
Dabei ging ich etwas skeptisch ins Kino.

 
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Dschungelkind Stella Kunkat, Thomas Kretschmann, Nadja Uhl, Sina Tkotsch

Der Titel klingt wie ein Märchen, ein Roman, harmlos wie ein Zeichentrickfilm aus der eigenen Kindheit. „Dschungelkind“ ist jedoch ganz dicht an der Realität, einer Wirklichkeit, die man heute kaum noch finden kann und basiert auf einer erlebten Geschichte.
Es ist die Lebensgeschichte von Sabine Kuegler, die mit ihrer gleichnamigen autobiographischen Erzählung nicht nur im Jahr 2005 das Leseinteresse zur Höchstform auflaufen ließ, sondern auch Talkshow-Quoten brachte.