Bildende Kunst

Mit „Scopes of Inner Transit“ präsentiert das Francisco Carolinum in Linz die erste monografische Ausstellung des isländischen Künstlers Sigurður Guðjónsson in Österreich.

 

Mit seiner Installation Perpetual Motion (kuratiert von Mónica Bello, CERN Genf), mit der er Island auf der 59. Biennale in Venedig 2022 vertrat, erreichte Guðjónsson internationale Bekanntheit. In Linz wird Perpetual Motion zusammen mit weiteren drei rezenten Arbeiten Guðjónssons gezeigt, die sich ebenfalls der Erforschung von Raum- und Zeitgestalten als unmittelbare Empfindung widmen.

 

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Die Kunst von Sigurður Guðjónsson ist ein Spiel mit den Grenzen jener Realitäten, die außerhalb unseres alltäglichen Wahrnehmungsbereiches liegen. In seinen beeindruckenden zeitbasierten Medienarbeiten beschäftigt sich der isländische Künstler wiederholt mit technologischen Errungenschaften der Menschheit, die ihm auch in seiner Kunst als Werkzeuge oder Medien dienen. Guðjónsson zeigt diese Objekte aus Perspektiven, die ihre Präsenz intensiviert-intim und zugleich enigmatisch erscheinen lassen. In mikroskopischer Nahsicht beobachtet er Bewegungen und Formen, die sich durch den Kontakt ergeben, den Objekte mit ihrer Umwelt eingehen. Aber auch die Auseinandersetzung mit natürlichen Elementen sowie den Parametern Zeit, Raum und Wahrnehmung stellen wiederkehrende Themen in seinem Werk dar. Guðjónssons Art der Untersuchung erfolgt neben einer visuellen Ebene stets auch auf einer akustischen. Er nutzt das Potenzial des filmischen Mediums, ein Zusammenspiel von Bild und Ton wiederzugeben, dazu, eine maximale Symbiose beider Sinneseindrücke zu erzeugen. Komplexe Klanglandschaften und rhythmisierte Bilder verwickeln die Betrachter:innen in eine synästhetische Erfahrung, die das eigene Wahrnehmungsfeld erweitert und eine neuartige Art des Empfindens generiert.

 

Oscillation 2022 Installationsansicht Reykjavík Art Museum 2022 Foto Vigfus Birgisson Courtesy of Sigurður Guðjónsson BERG Contemporary Sigurður Guðjónsson 2024 Oscillation, 2022. Installationsansicht: Reykjavík Art Museum 2022. Foto: Vigfus Birgisson. Courtesy of Sigurður Guðjónsson & BERG Contemporary. © Sigurður Guðjónsson 2024

 

Zwischen filmischer Arbeit und Installationskunst changierend erscheinen Guðjónsson’s Werke als hybride Formen, die die Aufmerksamkeit der Betrachter auf komplexe Weise bündeln. Dabei spielt die Erzeugung von Korrespondenzen zwischen Visualität und Akustik eine zentrale Rolle. Akustisch-räumlich wirkende Phänomene verfügen über hohes Affektpotential. Sie vermögen es, Hörern auf direkte Weise sinnlich zu beeindrucken. Kontrastierend dazu schafft die optische Wahrnehmung von filmischen Bildern eher Distanz – auch aufgrund der vorrangigen Stellung, die der Sehsinn in der zeitgenössischen Alltagskultur einnimmt.

 

In den Werken Guðjónsson zeigen sich visuelle und auditive Erfahrung als Einheit. Die Sinne scheinen untereinander zu kommunizieren, sich ineinander zu übersetzen. Skulpturale Eigenschaften werden hörbar, Klänge und Rhythmen sichtbar.

 

Grundlegendes Prinzip der Darstellung ist dabei jenes der Bewegung als Erscheinungsform des Lebendigen, des Denkens, der Gestaltwerdung. Guðjónsson zeigt Bewegung als Anfang von Komposition und Bewegtheit als ihre Folge. Diese manifestiert sich im Außen und findet ihr Äquivalent in Inneren – in „Scopes of Inner Transit“.


Sigurður Guðjónsson: Scopes of Inner Transit

Zu sehen bis zum 12.01.2025 im Francisco Carolinum, Museumstraße 14, AT-4020 Linz

Öffnungszeiten: Di–So, Fei: 10:00–18:00 Uhr, Mo geschlossen

Kuratiert von Susanne Watzenboeck

Weitere Informationen (Museum)

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