Bildende Kunst in und um Hamburg
- Geschrieben von Claus Friede -
Der 1980 in Bonn geborene Künstler Till Nowak ist ein Phänomen an Ideenreichtum, Innovation, technischer Raffinesse und Präzision.
In seiner Ausstellung “A Lot of Civilisation” im Kunstforum Markert in Hamburg nimmt er sich unseren heutigen zivilisatorischen Bedingungen an und kommentiert diese auf humorvolle und überspitzte Weise. Mit unterschiedlichen Techniken – Fotografie, Video, Druck und Film – stellt er sein Repertoire in ausgewählten fünfzehn Werken der Öffentlichkeit vor.
- Geschrieben von Christel Busch -
Das Museum der Moderne in Salzburg zeigt bis zum 24. Juni 2012 die Ausstellung „Dieter Roth, Selbste“.
Im Fokus der Retrospektive stehen die Selbstbildnisse des Künstlers. „Selbste“ spannt einen Bogen von seinen Frühwerken bis zu den Videoinstallationen der Jahre 1997 und 1998.
- Geschrieben von Claus Friede -
Die Ausstellung “Die tägliche Dynamik” des französischen Malers André Attias auf der Schlossinsel Rantzau im schleswig-holsteinischen Barmstedt präsentiert Werke eines Künstlers, der ein großes malerisches Repertoire vorweisen kann.
André Attias wurde 1946 im marokkanischen Rabat geboren, die Familie verließ in den frühen 1960er-Jahren ihre Heimat – es ging zunächst nach Frankreich, später über Israel nach Deutschland. Attias ist der europäischen, insbesondere der französischen Tradition und Kunst verpflichtet, man findet aber ebenso deutliche Anzeichen von Einflüssen aus dem Maghreb und dem Orient in der Farbigkeit und Virtualität.
Neben den geistig-religiösen Schwerpunkten, Landschaften und Stillleben in Attias’ Werk, existieren parallel scheinbar ganz profane und banale Themenbereiche, die sich inhaltlich mit Technik und Maschinen beschäftigen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Kein anderer deutscher Maler seiner Zeit war mit so vielen unauflösbaren Widersprüchen verbunden wie er: Emil Nolde (1867-1956), Ausnahmeerscheinung, Kraftmaler und Verfechter einer „starken, gesunden, deutschen Kunst“ im Dritten Reich.
Seine dumpfe Deutschtümelei hat die Nachwelt immer wieder beschäftigt. Schließlich stand das Werk des Expressionisten in krassem Widerspruch zu seiner Haltung. Im Rückblick wirkt die Anbiederung an die Nationalsozialisten regelrecht schizophren, denn Noldes frühe Bilder waren geradezu durchtränkt von den Kulturen der Welt. Wie sehr der schleswig-holsteinische Maler außereuropäische Kunst liebte, wie sehr er sie wertschätzte und explizit behüten wollte, das zeigt nun die großartige Jubiläumsschau zum 50. Bestehen des Barlach Hauses im Hamburger Jenischpark.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
„Meine Werke haben immer mit Sex zu tun, aber was geht Sie das an“, blaffte Louise Bourgeois (19011-2011) einmal einen Fernsehjournalisten an.
Da war sie schon eine alte Dame, doch von Altersmilde keine Spur. Die Französin, die seit 1938 in New York lebte und noch bis kurz vor ihrem Tod arbeitete, war zweifellos eine Ausnahmeerscheinung – schon deshalb, weil sie erst (oder noch) mit 71 Jahren den internationalen Durchbruch in der Kunstwelt schaffte. Das ist ungefähr so selten, wie in Sechser im Lotto. Doch es passte zu dem unkonventionellen Wesen der Bildhauerin.
- Geschrieben von Wilfried Dürkoop -
Das Sprengel Museum in Hannover stellt erstmals das malerische Werk des mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichneten Künstlers Ilya Kabakov aus. Sein Thema ist die Zeit des Totalitarismus in der Sowjetunion.
Gleich neben der Eingangshalle des Museums werden drei riesige, in dunklen Farben gehaltene Tableaus präsentiert, auf denen Kabakov vielfach ineinander verschränkte und unterschiedlich fokussierte imaginierte Szenen von den Feierlichkeiten zur Verleihung des „Premium Imperiale“ 2008 in Japan darstellt. Dabei spart er, wie auch in manch anderen seiner Bilder, die Mittelzone aus, verlegt das Geschehen in die Ecken und in die Nähe der Ränder. Er kehrt damit die Erfahrung um, dass in der Mitte gemeinhin eine besondere Raumtiefe wahrgenommen wird. Der Künstler weiß, dass eine Bildmitte, die nichts zeigt, einen irrationalen Stellenwert gewinnt.
- Geschrieben von Marlies Bilz-Leonhardt -
In einer dramatischen Aktion gelang es dem St. Annen-Museum, das Gavnø-Retabel von Jacob Claesz van Utrecht, ein hochkarätiges Triptychon aus dem frühen 16. Jahrhundert, nach Lübeck zurück zu holen.
Es ist eines der letzten in Lübeck geschaffenen kirchlichen Kunstwerke aus der Zeit des Katholizismus. Seinen Namen erhielt der Altaraufsatz von dem Ort, an dem er lange Jahre aufbewahrt wurde, dem Schloss Gavnø auf einer Insel vor der Südküste Seelands, dem Wohnsitz des Kunstsammlers Graf Otto von Thott. Nach seinem Tod 1785 wurde seine kostbare Gemäldesammlung in alle Winde verstreut. Das Gavnø-Retabel aber blieb bis 1976 im Schloss. Danach ging es in unbekannten Privatbesitz über.
- Geschrieben von Christel Busch -
Die Overbeck-Gesellschaft in Lübeck präsentiert in ihrer neuen Ausstellung zwei international renommierte Künstlerinnen: Haegue Yang aus Süd-Korea und die Brasilianerin Rivane Neuenschwander.
Beide setzen sich in ihren Installationen und Bildern explorativ mit unterschiedlichsten Materialien auseinander. Yang thematisiert das Licht als sinnliche Erfahrung und visuelle Funktion, Neuenschwander dagegen widmet sich den Themen Wasser, Bewegung und Klang. Als Bindeglied zwischen diesen Positionen sind die Buchpakete des in Lingen lebenden Künstlers Peter Lütje zu sehen.
- Geschrieben von Christel Busch -
Das Bucerius Kunstforum in Hamburg fokussiert seine neue Ausstellung „Ferdinand Hodler und Cuno Amiet – Eine Künstlerfreundschaft zwischen Jugendstil und Moderne“ auf die Freundschaft zwischen den beiden Schweizer Künstlern Hodler und Amiet.
Eine Beziehung, die keineswegs harmonisch verlief. Sie war geprägt von künstlerischer Inspiration und gegenseitiger Abhängigkeit, von Nähe und Distanz, aber auch von Hassliebe und unterschwelligem Konkurrenzkampf.
Die nach Motivgruppen geordnete Ausstellung zeigt rund neunzig Exponate - Landschaften, Selbstbildnisse und Porträts aus den Jahren 1893 bis 1911. Im Dialog miteinander stehend, dokumentieren sie gemeinsame und unterschiedliche Malpositionen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Ein begnadeter Maler ist er nicht, eigentlich auch kein begnadeter Sänger, aber das macht nichts, denn er ist ein Phänomen: Udo Lindenberg hat nicht nur Musikgeschichte geschrieben, er ist auch ein Stück Zeitgeschehen.
Und er ist Kult. Grund genug Leben und Werk des Hamburger Panikrockers vorzustellen, befand das Museum für Kunst und Gewerbe und zeigt in fünf repräsentativen Räumen der Belle Étage „Udo. Die Ausstellung“.
- Geschrieben von Christel Busch -
Wie kommt es, dass der schwedische Maler, Grafiker und Bildhauer Anders Leonard Zorn (1860-1920) für Jahrzehnte aus dem Blickfeld der Kunstgeschichte verschwand?
Zu Lebzeiten als Jahrhundertgenie euphorisch gefeiert, gerät er ab den 1920er-Jahren außerhalb Schwedens zunehmend in Vergessenheit. Die Retrospektive „Der schwedische Impressionist Anders Zorn“ im Museum Behnhaus Drägerhaus in Lübeck versucht dieses Phänomen zu hinterfragen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
„Zu populärem Erfolg werde ich es wohl nie bringen, dazu sind meine Bilder teilweise zu gut, teilweise nicht gut genug, jedenfalls nicht liebenswürdig genug“, schrieb Max Liebermann 1910 an seinen „verehrtesten Freund“, den Hamburger Kunsthallendirektor Alfred Lichtwark.
Nun, wie wir wissen, hat er sich geirrt. Liebermann gilt heute als „Wegbereiter der Moderne“ in Deutschland. Die Hamburger Kunsthalle hat ihm eine große Retrospektive im Sockelgeschoss der Galerie der Gegenwart gewidmet, die sich als wahrer Publikumsmagnet entpuppt hat.
- Geschrieben von Christel Busch -
Es sind nicht nur die namhaften Museen in Hamburg, Berlin oder München, die mit archäologischen Sensationen locken.
Ein kleines Haus in Hildesheim im Süden Niedersachsens kann mit den Institutionen der Großstädte durchaus konkurrieren: das Römer- und Pelizaeus-Museum. Mit seiner Sammlung ägyptischer Altertümer erlangte es internationale Reputation. Zum Inventar des Hauses gehören rund 8.000 Exponate aus dem Alten Ägypten. Exponate von unglaublicher Faszination.
- Geschrieben von Christel Busch -
Welchen Einfluss hat die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts auf die zeitgenössische Kunst?
Was haben der bedeutendste Tier- und Landschaftsmaler der Niederlande Paulus Potter und der amerikanischen Maler und Objektkünstler Frank Stella gemeinsam? Die Ausstellung „Die niederländische Savanne. Alte Meister - Neue Kunst“ im Staatlichen Museum Schwerin geht diesen Fragen nach. Die Schau belegt anhand zahlreicher Exponate den innovativen Einfluss der Niederländer auf die Entwicklung der modernen Kunst, explizit auf die abstrakte Malerei. Die Malerei des „Goldenen Zeitalters“ als Vorreiter des Abstrakten? Eine These, die kontroverse Diskussionen auslösen dürfte.