Kultur Blog
- Geschrieben von Anna Grillet -
Die niederländische Regisseurin Halina Reijn kreiert mit ihrer nihilistisch amüsanten Slasher-Satire „Bodies Bodies Bodies“ ein wundervolles Gegenstück zu Ruben Östlunds vor Metaphern strotzender Farce „Triangle of Sadness“.
Aus dem Gesellschaftsspiel verwöhnter reicher Kids wird bei Reijn bald blutiger Ernst und eine schrille bösartige Horrorkomödie nach Whodunit-Manier. Die Generation Z präsentiert sich als orientierungslose narzisstische Wesen zwischen Depression, Sucht, Überheblichkeit und der permanenten Begierde, andere zu erniedrigen, um das eigene Image aufzuwerten.
- Geschrieben von Ruth Asseyer -
Andrea Gnam beginnt ihr neues Buch sehr persönlich: in der Einleitung betrachtet sie ihr Familienfotoalbum und beschreibt, wie ihr subjektives Bildgedächtnis funktioniert.
In Abgrenzung zum Film bzw. Autorenkino und dem willkürlichen Gebrauch von Fotos zur Illustrierung von Texten steuert sie dann auf ihren eigentlichen Gegenstand zu: auf das Medium Fotobuch, in dem ein Fotograf bewusst eine begrenzte Auswahl von Bildern zusammenstellt. „Schaffen seine Bilder ein ästhetisch stringentes Modell, das ein Stück Welt erschließt?“, fragt die Autorin und startet im Folgenden unter diesem Blickwinkel einen Rundgang durch die jüngere Fotogeschichte.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Die produktivste Epoche der vielseitigen Künstlerin Mary Bauermeister präsentiert noch bis zum März 2023 die Kunsthalle Kiel.
Mary Bauermeister, geboren 1934, ist eine über die Jahrzehnte hinweg immer wieder neu aufbrechende, neue Konzepte entwickelnde Künstlerin. In Kiel wird die erste und immens produktive Phase von der Mitte der Fünfziger Jahre bis zum Anfang der Siebziger gezeigt.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Amelie Fried ist den meisten von uns nicht nur als Autorin, sondern auch als TV-Moderatorin bekannt. Seit 1984 moderierte sie Sendungen wie „Live aus der Alten Oper“ und „Stern-TV“. Von 1998 bis 2009 konnten wir sie gemeinsam mit Giovanni die Lorenzo in Deutschlands ältester Talkshow „3 nach 9“ erleben.
1995 erschien Amelie Frieds erstes Buch „Die Störenfrieds. Geschichten von Leo und Paulina". Damit begann ihre Erfolgsstory als Schriftstellerin: Sieben Romane wurden zu Bestsellern, vier der Romane verfilmt. Jetzt ist der 14. Roman von Amelie Fried erschienen. Auch er hat berechtigte Chancen, zum Bestseller zu werden.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Eine sehenswerte Ausstellung über das beliebteste Getränk der Welt bietet noch bis Ende Januar das St. Annen-Museum in Lübeck.
In den spätgotischen Räumen des ehemaligen Klosters wird nicht allein sakrale Kunst präsentiert, sondern das St. Annen-Museum ist in Lübeck auch der Ort für Ausstellungen über die Kulturgeschichte und das Alltagsleben. Zur ständigen Ausstellung gehören deshalb Geschirr und Küchengeräte, Möbel oder Kleidung einer Hansestadt vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Jetzt wird die Geschichte, wie der Tee aus dem fernen China ins nördliche Mitteleuropa kam und dort das Alltagsleben veränderte, mit der Hilfe von 130 Objekten erzählt.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Lippen aufspritzen, Fett absaugen, straffen, glätten, hungern. Was ertragen Frauen nicht alles, um einem höchst zweifelhaften Ideal zu entsprechen. Körpermodifikationen gibt es in allen Kulturen. Zum einen, um den jeweiligen Schönheitsvorstellungen zu entsprechen, zum anderen als Statussymbole und identitätsstiftende Zugehörigkeit zu sozialen und ethnischen Gruppen.
Das Museum am Rothenbaum (MARKK) in Hamburg wirft mit der Ausstellung „UnBinding Bodies – Lotosschuhe und Korsett“ nun einen differenzierten Blick auf dieses weltumspannende Phänomen, das in den gebundenen Füßen chinesischer Mädchen über tausend Jahre hinweg seine wohl drastischste und schmerzhafteste Ausprägung gefunden hat.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Regisseurin Aelrun Goette erzählt von den kreativen Nischen eines brüchigen totalitären Systems, dem schillernden Ostberliner Underground und ihrer eigenen Jugend kurz vor der Wende. Models hießen damals Mannequins, und auch ohne Laufsteg wagte man den aufrechten Gang.
„In einem Land, das es nicht mehr gibt“ eröffnet als subtile wie packende Coming-of-Age Story neue ungewohnte Perspektiven, ist von verblüffender Aktualität. Es geht um Freiheit und Verrat, die große Liebe, den Preis der Solidarität, um selbstbewusste Frauen und kämpferische Paradiesvögel.
- Geschrieben von Ruth Asseyer -
Mit der zunehmenden Digitalisierung von Alltag und Arbeitswelt verschwimmen die Grenzen zwischen analogen und virtuellen Lebensräumen. Technologische Entwicklungen wie das Metaverse lassen die Grenzen zwischen analogem und virtuellem Erleben noch durchlässiger erscheinen.
Welche Chancen und Gefahren birgt diese Entwicklung – politisch, sozial und individuell? Unter dem Titel „Merging Realities: Leben im Hier und Netz” veranstaltete die Kreativgesellschaft Hamburg am 1. Oktober 2022 im Oberhafen-Quartier ihren alljährlichen Kongress, der diese Frage diskutieren und damit letztlich auch ihre eigene Arbeit reflektieren sollte.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Hochstaplern gelingt es in der Regel, sich auch die Sympathie des Kino-Publikums zu erschwindeln, ihrem Charme und zwielichtigem Einfallsreichtum können wir nicht widerstehen. „Tausend Zeilen“ als emotionale Underdog-Story funktioniert genau umgekehrt: Unser Herz schlägt allein für Elyas M’Barek in der Rolle des einsamen Kämpfers, der den Lügner entlarvt.
Regisseur Michael „Bully“ Herbig witterte früh das satirische Potenzial in dem spektakulären Medien-Skandal um Starreporter Claus Relotius. Raffiniert rasant jongliert der Altmeister deutscher Parodie mit den Genres. Täuschung entwickelt sich zum dramatischen Prinzip in diesem anarchischen Hochglanz-Thriller, leider schmälern Kitsch und Klamauk gelegentlich das Vergnügen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Unmittelbar auf das Weltgeschehen zu reagieren ist alles andere als selbstverständlich. Ingo Taubhorn, dem Kurator für Fotografie an den Deichtorhallen Hamburg, ist es gelungen. Gemeinsam mit Katheryna Radchenko, Leiterin der Odesa Photo Days, präsentiert er unter dem Titel „The New Abnormal“ Aufnahmen zwölf ukrainischer Fotograf*innen, die „eine neue Form des Lebens“ während des Krieges dokumentieren.
Alle keine Kriegsberichterstatter, doch ihre Bilder sind vielfach so verstörend, dass sie in den internationalen Medien der Zensur unterliegen.