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Kaum jemand weiß, dass Engelbert Humperdincks Gesamtwerk 170 Kompositionen umfasst. Von seinen sechs Opernkompositionen sind fünf nahezu in Vergessenheit geraten. Mit „Hänsel und Gretel“ gelang es ihm jedoch, eine zeitlose Märchenoper zu schaffen. Humperdinck konzipierte „Hänsel und Gretel“ zunächst als kleines Singspiel für die Familie seiner Schwester, weitete die Komposition auf Anregung seines Schwagers aber später zu einer abendfüllenden Oper in drei Akten aus.

1893 in Weimar unter der musikalischen Leitung von Richard Strauss uraufgeführt, wurde „Hänsel und Gretel“ bereits im ersten Jahr an 50 Opernhäusern nachgespielt, was für Humperdinck Ruhm und finanzielle Unabhängigkeit bedeutete. Die Komposition verbindet den opulenten Klang des spätromantischen Orchesters mit einfachen, volksliedhaften Melodien. Hier griff Humperdinck zum Teil auf tradiertes Liedgut zurück, andere Melodien, wie „Brüderchen, komm tanz mit mir“, die Humperdinck für „Hänsel und Gretel“ komponierte, wurden mit der Oper zu Volksliedern.

Anders als in der grimmschen oder der bechsteinschen Version von „Hänsel und Gretel“, auf der das Libretto basiert, werden in der Oper die Kinder nicht von der Stiefmutter im Wald ausgesetzt, sondern verlaufen sich dort, nachdem die Mutter sie aus existentieller Not heraus zum Beerensuchen geschickt hatte, da alle Vorräte und Ersparnisse restlos aufgebraucht sind. Das Pfefferkuchenhaus, das die Kinder im Wald finden, bedeutet für die hungrigen Geschwister die pure Verführung, scheint es hier doch all das zu geben, an dem es zu Hause mangelt. Doch das hemmungslose Knabbern daran bleibt nicht unbemerkt und so geraten die Kinder in die Falle der Hexe, die die Kinder verspeisen möchte. Gretels Aufmerksamkeit und Mut ist es schließlich zu verdanken, dass sie sich befreien und die Hexe überwältigen können. Sie findet ihr Ende im eigenen Ofen.

Humperdincks Oper handelt von Verzicht und Verführung, vom Fressen und Gefressenwerden, aber auch vom Zusammenhalt eines Geschwisterpaares und dem ewigen Traum von einer Welt, in der Freiheit und Genuss ohne Maß und Reue zumindest für eine Weile uneingeschränkt möglich sind.

Regisseur Alexander Riemenschneider studierte Germanistik, Musik- und Medienwissenschaften in Bonn sowie Regie an der Theaterakademie Hamburg.  Am Theater Bremen hat er bereits zahlreiche Schauspielinszenierungen erarbeitet, unter anderem die Uraufführung „Aber sicher!“ von Elfriede Jelinek, Euripides‘ „Medea“ oder Franz Kafkas „Das Schloss“, mit dem 2015/16 die Spielzeit eröffnet wurde. Mit „Hänsel und Gretel“ inszeniert Riemenschneider nun das erste Mal eine große Repertoireoper. Dabei wird die Produktion wird nicht nur auf die kindliche sondern auch auf eine erwachsene Bild- und Erlebnisebene abzielen und beide nebeneinanderstellen und zusammenführen.

"Hänsel und Gretel"
Premiere 25. November, 19.30 Uhr im Theater am Goetheplatz / Bremen.

Musikalische Leitung:                           
Daniel Mayr
Regie:                                                 
Alexander Riemenschneider
Bühne:                                                
Jan Štěpánek
Kostüme:                                            
Emir Medić
Kinderchor:                                         
Alice Meregaglia
Dramaturgie:                                       
Caroline Scheidegger

Mit:                                                    
Patricia Andress, Iryna Dziashko, Loren Lang / Christoph Heinrich, Ulrike Mayer, Nathalie Mittelbach, Marysol Schalit, Kinderchor des Theater Bremen. 
Es spielen die Bremer Philharmoniker.

Quelle: Theater Bremen GmbH

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