CDs KlassikKompass
Paul O'Dette - Dowland

Es ist eine ruhige CD, die der US-Amerikaner Paul O’Dette auf der acht-saitigen Laute einspielte. Diese ist ein Nachbau einer Laute von Sixtus Rauwolf aus Augsburg, die um 1590 vollendet wurde.
Wenn man Paul O’Dette noch nicht gehört hat, sollte man dies unbedingt tun, denn er gilt als Genie auf seinem Instrument – und ich verwende dieses Prädikat nur in Ausnahmefällen. Als Wissenschaftler und Musiker hat er vielen Generationen von Schülern die Frühe Musik nahe gebracht und als Leiter des Bosten Early Music Festivals noch sehr viel mehr Menschen. Sein Markenzeichen ist die historische Aufführungspraxis. Nicht verwunderlich ist zudem, dass er hierfür mit vielen Preisen geehrt wurde.

O’Dette suchte sich seine Favoriten aus dem Lautenwerk des Engländers John Dowland (1563-1626) aus und spielte sie bereits 2012 ein. Zwei Jahre vergingen also, bis nun sein Album „My favorite Dowland“ bei Harmonia Mundi erschien. Auf die Frage, welche Stücke Dowlands ihn in den vergangenen Jahrzehnten künstlerisch besonders begleitet haben, fand er nun diese Auswahl von 23 Stücken aus Fantasien und Gaillarden. Dowland komponierte übrigens gut 100 Lautenstücke. Die Schwierigkeit, die Stücke im Original zu spielen, liegt in den wenigen handschriftlichen Aufzeichnungen Dowlands und den vielen Abschriften, bei denen die Echtheit häufig nicht nachweisbar ist. Was sich jedoch heute bei Fachleuten durchsetzen konnte, ist die Tatsache, dass Dowland wohl alle seine Musikstücke als fünfstimmige Consort-Musik komponierte und erst danach Lautenfassungen angefertigt wurden.

DowlandPaul O’Dette spielt den Meister des elisabethanischen Zeitalters nuanciert, bedächtig, präzise, gefühlvoll und mit einer beeindruckenden kontemplativen Tiefe. Sein „Semper Dowland semper dolens“ hat so gar nichts von den mechanischen, taktsturen Rhythmen vieler anderer Interpretationen, er gleitet vielmehr mit dem Instrument und der Musik auf einem Strom aus Zeit und Besinnlichkeit. In kürzester Zeit ist der Hörer auf das heruntergedimmt, was diese Einspielung ausmacht: entschleunigte Ornamentik.
Hier geht ein Interpret in seinem Komponisten endgültig auf. Hatte man doch schon bei der Gesamteinspielung der Dowland-Lautenwerke (1997) O’Dette konstatiert, es ginge nicht besser, so belehrt er uns hier eines Besseren.

Die Kombination von Kompositionstechniken auch aus anderen Ländern und Traditionen der Zeit von Dowland geben zudem einen weiteren deutlichen Hörreiz. Er reiste ab 1594 über Deutschland nach Italien und zurück über Deutschland nach England. O’Dette macht diese unterschiedlichen Ansätze hörbar, eine ruhige Cantus-Firmus-Fantasie folgt auf eine italienisch anmutende Canzona. Und er entdeckt eine verblüffende Ähnlichkeit mit Stellen in Orgelsätzen des „Felix namque“ von Thomas Tallis (1505-1585). Tallis und Dowland haben sich oder zumindest ihre Werke gekannt, das ist nachweisbar, laut Paul O’Dettes Begleithefttext.

My favorite lute player is Paul O’Dette.

My favorite Dowland
Paul O'Dette (Laute)
Harmonia Mundi, DDD, 2013
Nr.: 4280071

Dowland: My lady Hunnsdon's puffe; The shoemaker's wife; La mia Barbara; Sir John Smith his almain; A fancy; Sir John Langton, his pavin; The King of Denmark, his Galliard; The frog galliard; Lachrimae; Galliard to Lachrimae; Fantasie; Farewell; Forlorne hope fancye; The right honourable Robert, Earl of Essex, his galliard; A coye joye; Mrs Vaux's gigge; Mrs Winter's jump; The right honoourable the lady Cliftons spirit; Walsingham; A fancy; A pavin; The most sacred Queene Elizabeth, her galliard; Semper Sowland semper dolens

Zum Reinhören
Paul O'Dette bei YouTube


Abbildungsnachweis:
Cover und Header Hammonia Mundi

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