CDs KlassikKompass

Ein mitreißendes klassisch-modernes Tribut an die Widerstandskraft einer Stadt und ihrer Menschen inmitten der donnernden Echos des Krieges in der

Ukraine ist eine Sinfonie der Widerstandskraft erwachsen.

 

Memento Odessa ist ein Projekt, das als Testament für den unbeugsamen menschlichen Geist steht und trotz der turbulenten Kulisse der vom Krieg erschütterten Straßen Odessas aufgenommen wurde. Die Musik stammt aus der Feder Sebastian Studnitzkys und entstand zusammen mit den Symphonieorchester Odessa unter der Leitung Volodymyr Dikiys. Sie reflektiert den Geist einer belagerten Stadt und fängt sowohl den Glanz der Erinnerungen an das ein, was sich jetzt wie eine ferne Vergangenheit anfühlt, als auch die Unsicherheit der Zukunft. Zudem verkörpert sie den emotionalen Aufruhr, Hoffnungen und die unbeugsame Stärke einer Gemeinschaft, die gegenüber den Ungleichheiten standhaft bleibt.

 

Komponist und Jazz-Trompeter Sebastian Studnitzky hat eine tiefgründige Verbindung zur Ukraine, die bis in die Zeit vor dem Krieg zurückreicht. Als Musiker ist er im Laufe seiner Karriere mehrfach in der Ukraine aufgetreten und es ist noch nicht lange her, dass Gespräche mit ukrainischen Kollegen und Partnern aufgenommen wurden, um eine Spezialausgabe des XJAZZ! Festivals, das Studnitzky vor mehr als zehn Jahren ins Leben gerufen hat, in die Ukraine zu holen.

 

Diese Verbindung wurde nur noch verstärkt, als sich die russische Invasion innerhalb des Landes ausbreitete. Während dieser Zeit kreuzten sich die Wege von Studnitzky und Anastasiia Pokaz, der ukrainischen Kreativproduzentin, die zu einem integralen Mitglied des XJAZZ!-Teams wurde. Gemeinsam waren sie entschlossen, ihre Plattformen zu nutzen, um auf den Krieg aufmerksam zu machen. In Zusammenarbeit mit anderen ukrainischen KünstlerInnen, starteten sie verschiedene Projekte – von Alben zu Benefizkonzerten, um humanitäre Bemühungen in dem Land zu unterstützen. "Wir werden von der Kraft der Handlung, nicht nur von Worten, motiviert“, sagt Anastasiia Pokaz. „Als Sebastian seinen Wunsch äußerte, mit dem Odessa-Orchester zusammenzuarbeiten, nahm ich Kontakt zu meinem ukrainischen Team auf, mit dem ich in den letzten acht Jahren Jazzveranstaltungen produziert hatte. Für alle Beteiligten am Projektrealisierungsprozess fühlte es sich wie eine enorme Inspirationsquelle an. Mitten in der Erschöpfung durch den aktuellen Zustand der Situation bot diese Aufnahme eine frische Brise – eine Gelegenheit, den Geschmack eines früheren Lebens zu spüren, in dem alles von Musik und Liebe erfüllt war.“

 

Inmitten des Konflikts schifften sich Studnitzky und ein enges Team im Sommer 2023 nach Odessa ein, um drei Stücke mit dem Symphonieorchester Odessa in der historischen Philharmonie aufzunehmen. Memento Odessa ist das Ergebnis dieses fünftägigen wirbelwindartigen Trips in die Stadt; ein Projekt, das sowohl Musik als auch Videomaterial umfasst, das die Emotionen und die Dringlichkeit der ukrainischen Notlage einschließt. Nur ein paar Tage, nachdem die Aufnahmen stattgefunden hatten, schlug eine russische Rakete in eine Kirche unweit der Philharmonie ein. Dieses katastrophale Ereignis sowie die seitdem fast täglich vorkommenden Angriffe auf Odessa ließen Studnitzky seine ursprüngliche Idee reformulieren: anstatt mit Hilfe der EP und dem dazugehörigen Film einzig und allein ein Bewusstsein zu schaffen, entschied er sich, Teile des Orchesters aus Odessa für eine Reihe von Konzerten 2024 nach Deutschland zu holen, um so Spenden für lokale Organisationen wie Children of Heroes zu sammeln. „Hier in Deutschland werden die Menschen des Krieges müde, aber die Ukraine braucht eine solche Unterstützung von uns wie vorher. Mit diesem Projekt wollen wir weiterhin sensibilisieren, aber den MusikerInnen des Orchesters auch Arbeit und Freude bringen“, sagt Studnitzky.

 

„Es war so faszinierend, schön und beängstigend gleichzeitig“, sagt Studnitzky über seine Zeit in Odessa im Sommer 2023. „Auf der einen Seite war die Präsenz des Krieges anhand von Militärkontrollen und Straßenbarrieren sichtbar, auf der anderen Seite habe ich aber auch diese wundervolle und schöne Stadt mit all ihren offenen Läden und Restaurants erlebt.“ Die Widersprüchlichkeit dieses „Alltagslebens“ zwischen Chaos und Kriegshorror ist sowohl eine intensive als auch bizarre Erfahrung, ein Gegensatz, den Studnitzky versucht hat auf Memento Odessa festzuhalten. „Margolina erzählt eine Liebesgeschichte, die beginnt, plötzlich unterbrochen wird und von Neuem beginnt, bevor sie abrupt endet“, sagt Studnitzky über das erste ergreifende Stück der EP.

 

Sebastian Studnitzky MargolinaDen Gegensatz zwischen den fröhlichen Abschnitten des Stückes, die hauptsächlich durch flatterndes, tagträumerisches Klavierspiel entstehen und den dunklen und gepeinigten Momenten dank unheilvoller Streichersequenzen und elektronischer Segmente, gespielt von Studnitzky selbst, erschaffen eine Dramaturgie, die abebbt und fließt und das Herz der Zuhörenden in Gefahr hält. Ähnlich dazu bringt Studnitzky verzweifelte Emotionen in Memento in eine Ko-Existenz. Der düstere und trauernde Ton, der die Musik durchdringt, findet einen starken Nachhall in der Realität des Kriegs in der Stadt. Hier und da befreit sich das Klavier, bricht in Jazz-inspirierte Soli aus und Studnitzkys Trompete, gespielt in seinem unverkennbaren ätherischen und sanften Stil, unterstreicht den düsteren Marsch mit greller Hoffnung kombiniert mit „tiefer emotionaler Schönheit mit dramatischer Traurigkeit“. Organic bildet ein langes orchestrales Crescendo, das aus einer seltsamen elektronischen, leicht dystopischen Klanglandschaft heraus erwächst.

 

Durch Memento Odessa werden die ZuhörerInnen in das Herz Odessas befördert und erleben die rauen Gefühle, die in den Stoff eingearbeitet sind. Die eindringlich schönen Noten dieser klassisch-modernen EP transportieren Geschichten, die sowohl Schmerz als auch Hoffnung widerhallen lassen. Mehr als nur ein emotionales Narrativ zu sein, betont Memento Odessa die Relevanz künstlerische Projekte in turbulenten Zeiten. Es zeigt die Kraft internationaler Kollaborationen, bei denen Künstler mit Hilfe ihrer Fertigkeiten, ihrer Hilfsaktionen und ihrer Empfindsamkeit Gemeinschaften in Not eine Hand ausstrecken, indem sie eine Plattform für Empathie in Zeiten medialer Müdigkeit schaffen und so eine Linse bereitstellen, durch die das globale Publikum sich mit den Kämpfen und Triumphen an fernen Orten verbinden kann. „Musik hat die Kraft, über Grenzen hinweg zu kommunizieren. Sie kann eine Atmosphäre schaffen, in der Menschen emotional offener sind, um zu verstehen und sich zu verbinden. Als Musiker habe ich die Verantwortung, mein Talent und meine Plattform sinnstiftend zu nutzen.“


Sebastian Studnitzky: Memento Odesa           

Odesa Symphonic Orchestra, Leitung Volodymyr Dikiy | Sebastian Studnitzky: Piano & Trompete

Label: XJAZZ! Records

Digital

VÖ: 16.02.2024

 

YouTube-Videos:

- Studnitzky - "Memento Odesa" - (official music video, 6:13 Min.)

- Studnitzky | MEMENTO ODESA (interview, 1:47 Min.)

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Tourtermine: (Änderungen möglich)

11.03.2024 - Bielefeld, Rudolf-Oetker-Halle

12.03.2024 - Hamburg, Mariendom

13.03.2024 - Kassel, Anthroposophisches Zentrum

14.03.2024 - Bremen, Glocke

15.03.2024 - Regensburg, Theater

16.03.2024 - Potsdam, Nikolaikirche

17.03.2024 - Berlin, Gedächtniskirche

18.03.2024 - Bonn, Pantheon

19.03.2024 - Karlsruhe, Tollhaus

20.03.2024 - Stuttgart, Hospitalhof

21.03.2024 - München, Auferstehungskirche

14.05.2024 - Bremen, Die Glocke

15.05.2024 - Regensburg, Regensburg Theater

Alle Einkünfte von der Tour werden an „Children of Heroes“ gespendet.

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