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Il Gusto Barocco und Jörg Halubek legen auf ihrem Album „Cleofida“ Händels Erfolgsoper „Poro“ vor – allerdings in der Bearbeitung von Georg Philipp Telemann, die dieser 1732 für das deutsche Publikum schuf.

Es ist daher eine Eigenheit dieser Einspielung, dass sie italienische Arien mit deutschen Rezitativen vereint. Die Live-Aufnahme mit einem namhaften Sänger:innenensemble mit Suzanne Jerosme und Florian Götz entstand im Rahmen der Stuttgarter Festwoche Barock 2020 und setzt die Reihe der Opernwiederentdeckungen des Ensembles und seines musikalischen Leiters fort.

 

Metastasios Libretto über den Alessandro-Stoff gehört zu den populärsten und meistervertonten Opernlibretti des 18. Jahrhunderts. Mit Leonardo Vinci, Georg Friedrich Händel, Johann Adolf Hasse und Nicola Porpora zog es die erfolgreichsten Komponisten ihrer Zeit an, so dass im Laufe des 18. Jahrhunderts über 60 Bearbeitungen entstanden.

 

Cleofida SingspielHändel komponierte die Oper 1731 unter dem Titel „Poro, Re dell’Indie“ in London. Georg Phillip Telemann, der die Hamburger Gänsemarkt Oper seit 1722 leitete, wollte diese auch in Deutschland bekannt machen. Damit das Hamburger Publikum der turbulenten Geschichte von Alexander dem Großen und seinen Verstrickungen mit dem indischen Königspaar Cleofida und Poro folgen konnte, ließ Telemann die Rezitative von Christophe Gottlieb Wend ins Deutsche übersetzen und komponierte sie neu, Händels Arien blieben originalitalienisch. Diese Neufassung mit dem Titel „Cleofida – Königin von Indien“ war in Hamburg Anfang des 18. Jahrhunderts ein Kassenschlager und wurde zwischen 1732 und 1736 knapp dreißig Mal aufgeführte.

(Abb.: Georg Friedrich Händel: Poro - Cleofida, Libretto Titelseite, Hamburg 1732. (Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin; gemeifrei)

 

Cleofida COVERVor „Cleofida“ entdeckten und veröffentlichten Jörg Halubek und il Gusto Barocco Johann David Heinichens „Flavio“ (2019) und Giuseppe Antonio Brescianellos „Tisbe“ (2015) bei cpo/SWR. Dieses Jahr setzt il Gusto Barocco mit Jörg Halubek bei den Stuttgarter Konzerten vom 15. Mai bis 23. Juni seine Suche nach vergessenen Barockjuwelen fort – mit der Wiederentdeckung der Oper „L’Ercole amante“ von Antonia Bembo sowie weiteren Konzerten mit einem Schwerpunkt auf barocken Komponistinnen.

 

Il Gusto Barocco, 2008 vom Dirigenten, Cembalisten und Organisten Jörg Halubek in Stuttgart gegründet, besteht aus international führenden Virtuos:innen der jüngeren Generation. Die Mitglieder verbindet die Musiziertradition der Schola Cantorum Basiliensis. Zuletzt erschienen die erfolgreichen Einspielungen von kammermusikalischen Werken Bachs „Suite & Concertos“ (Berlin Classics) 2022, dessen Brandenburgische Konzerte (Berlin Classics) 2021, Claudio Monteverdis „Marienvesper“ (SWR 2/cpo) 2020.


Il Gusto Barocco, Jörg Halubek: „Cleofida“

 

Georg Friedrich Händel (1685–1759) / Georg Phillip Telemann (1681–1767)

Cleofida Königin von Indien (1723)

Suzanne Jerosme (Sopran), Cleofida | Florian Götz (Bariton), Porus | Jorge Navarro Colorado (Tenor), Alessandro | Johanna Pommranz (Sopran), Erixena | Leandro Marziotte (Altus), Gandartes | Josep-Ramon Olivé (Bass) | Tmagenes

il Gusto Barocco und Jörg Halubek | Cembalo und Leitung

- Weitere Informationen (Homepage Flyer Stuttgarter Festwoche)

- Weitere Informationen (Homepage Orchester) 

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