CDs KlassikKompass

Zwei Talente spielen drei Sonaten-Erstlinge: die Pianistin Sabine Weyer und der Cellist Dimitri Maslennikov gehören zu den vielversprechendsten Künstlern ihrer Generation.

Sie widmen sich der Musik von Johannes Brahms und seinen Zeitgenossen. Ausgehend von der ersten Cellosonate von Johannes Brahms werfen sie mit den jeweils ersten Cello-Sonaten von Robert Fuchs und Heinrich von Herzogenberg ein aufschlussreiches und spannendes Schlaglicht auf das Repertoire Abseits des knorrigen Wahl-Wieners.

 

“Lieben Sie Brahms?” Diese Frage aus dem gleichnamigen Roman von Françoise Sagan ist längst zum geflügelten Wort geworden. Aber warum eigentlich immer nur Brahms? Warum heißt es nicht: Lieben Sie Fuchs? Oder: Lieben Sie Herzogenberg?

Brahms war eben immer Fixpunkt und Zentrum eines Netzwerks an Komponisten. Im Mittelpunkt: der knorrige Hamburger und spätere Wahl-Wiener, der Zeit seines Lebens an sich selbst zweifelte und zum Vorbild für viele Komponisten stilisiert wurde – manchmal auch wider deren Willen. Immer wieder standen Komponisten aus Brahms‘ Dunstkreis dann in dessen übergroßem Schatten, die gar nicht dort hingehören. Fuchs und Herzogenberg sind zwei dieser „Schattengewächse“, die eben weitaus mehr sind als „nur“ Freunde von Brahms.

 

The Brahms Connection CoverRobert Fuchs etwa: im Falle des österreichischen Erzromantikers war es ein Bonmot seines Komponistenkollegen Josef Hellmesberger, der den letzten Satz von Fuchs‘ 5. Serenade mit den Worten „Fuchs, die hast du ganz gestohlen“ kommentierte - obwohl das Werk als Hommage an den „Walzerkönig“ Johann Strauss gedacht war und alles andere als ein Plagiat ist. Der Nachwelt waren solche Feinheiten wurscht, der Ruf schien zementiert. Fuchs war als Epigone von Brahms abgestempelt. Dass er genau das nicht ist, zeigt seine erste Cellosonate op. 29. Brahms war voll des Lobes über dieses Meisterwerk, in dem sich Fuchs als mit allen Wassern gewaschener Komponist mit Hang zu durchaus individuellen musikalischen Lösungen zeigt. Aber das interessierte die Nachwelt schon nicht mehr.

 

Auch Heinrich von Herzogenberg entstammte als Brahms-Freund nicht nur dem Dunstkreis des Musiktitanen, sondern trat auch mit zahlreichen Werken daraus hervor. Brahms schätzte auch Herzogenbergs Werke sehr, die sich nicht hinter den Werken seiner Zeitgenossen zu verstecken brauchen. Aber auch Herzogenberg wurde seine Brahms-Nähe in gewisser Weise zum Verhängnis. Seine erste Cellosonate op. 52 zeugt von der Originalität Herzogenbergs, etwa im zweiten Satz, ein lyrisches Adagio, das sich auf wundersame Weise von Moll nach Dur wandelt. Der direkte Vergleich mit Brahms’ fulminanter erster Sonate zeigt: es muss nicht immer selbiger sein.

 

Sabine Weyer, gepriesen als "einer der wichtigsten jungen Pianistinnen der Gegenwart", zeigt eine starke musikalische Persönlichkeit, die sich durch eine enorme Sensibilität und eine tiefe Neugierde für weniger bekannte Juwelen des Repertoires auszeichnet. Regelmäßig verblüfft Weyer, die unter anderem bei Aleksandar Madzar, Rustem Hayroudinoff und Paul Badura-Skoda studiert hat, ihr Publikum mit überraschenden Programmen. Seit 2015 ist Sabine Weyer Professorin für Klavier am Conservatoire de la Ville de Luxembourg und erfüllt damit ihren Wunsch, musikalisches Wissen an jüngere Generationen weiterzugeben.

 

Dimitri Maslennikov begann sein Musikstudium im Alter von fünf Jahren. Im Alter von 11 Jahren gewann er den Internationalen Solistenwettbewerb in Moskau und den Tschechischen Internationalen Wettbewerb in Prag. Er war Preisträger des Tschaikowsky Wettbewerbs und des Rostropowitsch-Wettbewerbs. Nach zahlreichen weltweiten Auftritten nahm Dimitri Maslennikov 2010 Tschaikowskys Rokoko-Variationen mit dem Deutschen Symphonie-Orchester unter der Leitung von Christoph Eschenbach auf. Diese Aufnahme brachte ihm sein umjubeltes Debüt bei den Berliner Philharmonikern sowie Konzerte beim Schleswig Holstein- und Rheingau Musik Festival.


The Brahms Connection

Sabine Weyer: Piano | Dimitri Maslennikov: Cello
Robert Fuchs – Sonata No.1 in D minor Op.29 (1878)

Johannes Brahms – Sonata No.1 in E minor Op.38 (1865)

Heinrich von Herzogenberg – Sonata No.1 in A minor Op.52 (1886)

CD, Booklet (engl./franz.)
ARS Produktion

 

CD Präsentation am 15. Januar im Pianosalon Christophori, Uferhallen, Uferstr.8, 13357 Berlin

 

YouTube-Video:

The Brahms Connection (official Teaser; 2:18 Min.)

 

 

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