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Pretty Yende: A Journey. Ein grandioses CD-Debüt

Es ist eine Gesangskarriere wie aus dem Märchen: Pretty Yende kommt aus einer südafrikanischen Kleinstadt, begann spät zu singen, und erobert längst eine große Opernbühne nach der anderen. Warum ihr das gelingt, verrät das Debüt-Album der Sopranistin.

Ihre Cinderella-Geschichte ist ein Opernmärchen, das wahr wurde. Das Märchen von der 16-Jährigen in Südafrika, die in einem Werbespot das berühmte Blumen-Duett aus Delibes’ Oper Lakmé hört, im selben Moment verzaubert ist und selbst Sängerin werden möchte. Und das auch schafft – mit Hilfe des engagierten südafrikanischen Musik-Projekts MIAGI (Music is a great Investment), über eine Fülle von Siegen in hochkarätigen Gesangswettbewerben und das Opernstudio der Mailänder Scala. KulturPort.de hat diese Geschichte schon vor zwei Jahren erzählt – anlässlich von Pretty Yendes Hamburg-Debüt in Rossinis „Turco in Italia“.

Damals war die Sängerin 28 Jahre jung und fast noch ein Geheimtipp, hatte ihr Format und ihre Risikobereitschaft aber schon an der Met in New York bewiesen, wo sie sich innerhalb von nur elf Tagen fit machte, um als Einspringerin in Rossinis „Le Comte Ory“ neben Juan Diego Florez auf der großen Bühne zu singen – es wurde ihr Durchbruch.

Pretty Yende A Journey CoverIm KulturPort.De-Interview verglich die Sopranistin („lirico puro!“) ihre Stimme noch mit einem Diamanten, der zwar entdeckt sei, aber nun Facette für Facette geschliffen werden muss – „Technik, Repertoire, Erfahrung, Druck, Ruhm. Ich muss auch lernen, ihm nicht zuviel auf einmal zuzumuten.“

Das Ergebnis dieses Veredelungsprozesses kann man nun auf Pretty Yendes Debüt-CD bestaunen, auf der sie in sieben Arien und Duetten wichtige Stationen ihrer bisherigen Karriere präsentiert. Das Blumen-Duett, natürlich – gemeinsam mit Mezzo-Kollegin Kate Aldrich, die auch in „Regnava il silenzio“ aus „Lucia di Lammermoor“ dabei ist, der Oper, in der Pretty Yende 2013 in Kapstadt brillierte. Aus Gounods „Roméo et Juliette“ singt sie die weite große Arie der Juliette, „Amour, ranime mon courage“ – diese Arie bescherte ihr im Wiener Belvedere-Gesangswettbewerb das Angebot, ins Opernstudio der Scala zu kommen.

Eine der mittlerweile feinsten Stimmen der Welt
Aus dem erwähnten „Comte Ory“ stammt die Szene „Vous que l’on dit“ dabei. Nach ihrem Einspringer in New York half sie mit derselben Rolle auch in Wien aus – als Ersatz für Cecilia Bartoli.

Und noch einmal Rossini: die Cavatine der Rosina „Una voce poco fa“ aus „Il Barbiere di Siviglia“ – 2013 ihr Debüt an der Opéra Bastille in Paris. Belcanto-Gott Bellini steuert „Ah, la pena“ aus „Beatrice di Tenda“ bei, damit gewann die Sängerin 2011 Plácido Domingos Operalie-Wettbewerb. Domingó lobte damals: „Sie hat eine außergewöhnlich schöne Stimme und eine phänomenale Technik, und mit ihrem Charisma bringt sie die Bühne zum Leuchten.“ Und zum Abschluss gibt es noch mal Bellini, die Wahnsinnsszene aus „I Puritani“: „Vien, diletto, è in ciel la luna“.

Alle diese Stufen ihrer Karriereleiter geben beste Gelegenheit, einer der mittlerweile feinsten Stimmen der Welt zu lauschen: Pretty hat einen vollen, weichen Sopran, ohne jede Schärfe, wo keine sein soll. Dazu ein Vibrato im richtigen Maß. Sie kann sehr zurückhaltend und leise singen, genau so wie hochdramatisch und zupackend. Sie intoniert die höchsten Töne schier mühelos von oben, offenbar weit entfernt von den Obergrenzen ihrer Stimme. Und sie kann elegant, hochvirtuos und glasklar auf dem Glockenspiel der aberwitzigsten Koloraturen spielen, aber auch gewaltige Spannungsbögen halten.

Glücklich der Opern-Fan, der das Glück hat, sie live hören zu können. Für alle anderen gibt es nun diese CD mit dem Titel „A Journey“.

Pretty Yende: A Journey
Mit dem Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, Leitung Marco Armiliato
CD Sony
8898 5321 692

Video:

Pretty Yende on releasing her debut album "A Journey" (engl.)

Hörbeispiel:
A Journey


Abbildungsnachweis:
Header: Pretty Yende Foto: Gregor Hohenberg. Sony Music Entertainment
CD-Cover

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