La Dresda Galante – Venedig an der Elbe
- Geschrieben von Claus Friede -
Der musica inaudita – der ungehörten Musik widmet sich seit 2002 das Zürcher Barockorchester. Gute Kompositionen, die im Laufe der Zeit aus unserem kulturellen Gedächtnis und aus verschiedenen Gründen entschwunden sind, die Konzertsäle heute selten oder nie ertönen lassen, gilt es wieder zu entdecken. Das klingt danach, in die Katakomben der Musikgeschichte hinabzusteigen und viel Recherchearbeit zu leisten. Das mag mit der verbrannten und zerbombten Geschichte Dresdens nicht ganz einfach zu sein.
Musikhistorische Zusammenhänge werden dennoch nun entsprechend auf der neuen CD des Zürcher Barockorchesters „La Dresda Galante“ vorgestellt; es geht um die Barockmusik, die in Dresden zwischen 1690 und 1750 komponiert oder aufgeführt wurde. Frankreich, Italien, Deutschland lautet der Dreiklang, an dem sich der sächsische Hof unter den Regenten Friedrich August I und Friedrich August II orientierte. Es ist die Zeit des Canaletto und seiner weltberühmten vierzehn Dresden-Veduten – es war eine kulturelle Blütezeit am Augusteischen Hof.
Vergleichbar einer Blüte ist auch das gut gewählte musikalische Programm der CD. Neben bekannten Komponistennamen wie Antonio Vivaldi (1678-1741) und Wilhelm Friedemann Bach (1710-1784) sind die Entdeckungen Giovanni Alberto Ristori (1692-1753) und Johann David Heinichen (1683-1729).
Ristori, der schon als junger Mann nach Dresden kam und dort Karriere machen konnte, arbeitete ab 1750 unter Johann Adolf Hasse (1699-1783), dessen „Alta nubes illustrata“ auf dem Album zu finden ist, als Vizekapellmeister. Bekannt war er in seiner Zeit als Komponist der „Opera buffa“. Die musikalische Dramaturgie seiner Cantata a voce sola „Lavinia a Turno“ aus dem Jahr 1748 ist wundervoll vielseitig und herrlich von der Sopranistin Miriam Feuersinger gesungen.
Der aus Sachsen-Anhalt stammende, an der Leipziger Thomasschule ausgebildete Komponist und Musiktheoretiker Johann David Heinichen war ein gern gesehener Gast in Venedig. Er pflegte enge Kontakte zur dortigen Komponistenszene und einige seiner Werke wurden dort uraufgeführt. Bei einer Begegnung mit dem sächsischen Kurprinzen Friedrich August im Hause der Sängerin und Mäzenatin Angioletta Bianchi wurde dieser auf Heinichen aufmerksam und bot ihm eine Stellung am Dresdner Hof an. Das „Concerto à 7 in G-Dur“ ist ein aus Dresdner und Venezianischem Stil verfasstes Werk. Diese befruchtende Mischung ist ein ausgesprochen schönes, lebensfrohes Klangerlebnis.
Überhaupt war Dresden mit seinen angestellten Komponisten und den vielen durchreisenden Musikern eine kulturelle Austauschstation und befruchtete das musikalische Leben jener Zeit ungemein.
Das Zürcher Barockorchester spielte im Oktober 2013 im Studio 1 des SRF diese hörenswerte CD ein. Die historischen Instrumente folgen den klanglichen Eigenschaften wie sie auch der jeweilige Komponist gekannt haben wird.
Da die Aufnahme nun über den Verkauf der „La Dresda Galante“ noch endgültig finanziert werden muss, hilft jeder dem Orchester, der noch ein Geschenk benötigt und sich für die galante Musik des Dresdner Barock entscheidet.
La Dresda Galante
Miriam Feuersinger (Sopran), Zürcher Barockorchester
Label: Klanglogo
Nr. 4037408015080
Hörprobe
Video La Dresda Galante
Abbildungsnachweis:
Header: Bernardo Bellotto (genannt Canaletto); Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke, 1748, Öl auf Leinwand, 133x237 cm. Staatliche Kunstsammlung, Gemäldegalerie Alte Meister Dresden.
CD-Cover
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