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Julia Biel: Love Letters and Other Missiles

Schon bevor die neue Silberscheibe von Julia Biel von meinem CD-Player eingesogen wurde, hatte ich von ihrem mehrfachen Auftauchen in der Playlist der Jamie-Cullum-Show bei der BBC gehört.
Rezensoren stellten die 34-Jährige zudem bereits in das Umfeld von Nina Simone mit aparten Beimischungen von Klängen à la Radiohead, Billie Holiday und Björk. Von der „besten britischen Sängerin seit einer Ewigkeit“ rauschte es gar im britischen Blätterwald. Meine Erwartungen für „Love letters and other missiles“ waren entsprechend hoch.

 
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Caroll Vanwelden sings Shakespeare Sonnets 2

Ihre Stimme passt zum Jazz wie „Romeo und Julia“ zu William Shakespeare. Variabel in Bestimmtheit und leichtfüßiger Gelassenheit in luftpressender Härte und gehauter Zuneigung. Die Dramatik gehört dem musikalischen Moment in seiner textlichen Übersetzung. Sie schafft auch jene heutigen Gefühlswelten zum klingen zu bringen, die Worte allein nicht mehr schaffen.

 
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Bill Frisell: Guitar in the Space Age! Foto Paul Moore

Alte Männer, die ihre Vergangenheit besuchen, werden ja gern mal sentimental. Schlimmer noch: Jazzer haben allgemein eine ausgeprägte Neigung, sehr sentimental zu werden.
Doch keine Sorge: Bill Frisell wäre nicht Bill Frisell, wenn bei seinem Trip in seine Jugend nicht eine gehörige Portion Selbstironie mitschwingen würde.

 
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Nils Landgren Christmas

Begonnen hat alles 2005 mit einem heimeligen Weihnachtskonzert in der mittelalterlichen Odensala-Kirche in Nils Landgrens schwedischer Heimat. Das Ereignis ist auf DVD festgehalten („Christmas Concert with my friends“), sie erschien wie die CD 2006 zur ersten Tour – jedes Konzert eine besinnliche Fermate im hektischen Weihnachtstrubel und weihnachtliche Musik, die nicht auf süßlichen Xmas-Kitsch setzte, sondern auf feinen, leisen Kammer-Jazz.

 
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Jean-Marie Machado

Jean-Marie Machado, Wahlfranzose mit portugiesisch-italienischen Wurzeln, gehört zu denjenigen Musikern, die verschiedene Genres zu einem einzigartigen Personalstil verschmelzen. Als Pianist hat er sich zunächst in diversen Jazzformationen bewährt. Seit einigen Jahren bezieht er sich stärker auf andere musikalische Traditionen.

 
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Jacob Karlzon

Da geht die Sonne auf: Es rappelt ein wenig, ein paar einleitende Akkorde und schon gehts los; in Musik gegossene Lichtreflexionen, ein einziges Glitzern wie Sonne auf gekräuseltem Wasser. Karlzon lässt perlen – ein bisschen wie Lyle Mays. Das Stück liegt in Sound, Stimmung und Charakter sehr nahe an den Klassikern der Pat Metheny Group. Man erwartet jeden Moment das notorische Gitarrensynthesizer-Quaken des blauweißgeringelten Grinsemanns.

 
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Tom Gaebel: So Good To Be Me

Als ich Tom Gaebel zum ersten Mal hörte, war ich schwer beeindruckt: Der singt ja wie Sinatra – ist aber nicht Sinatra. Soweit, so gut. Aber was soll ich mit Sinatra-Songs von Gaebel wenn ich jede Menge Sinatra-Platten habe? Okay, live ist das etwas anderes: Sinatra ist tot – Gaebel lebt.

 
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Annie Lennox: Nostalgia

Unverkennbar – das ist sie! Auch wenn der erste Titel sich erstmal aus leisem Tongemurmel empordrängeln muss. Wenn Annie Lennox’ Stimme dann erklingt, ist nach wenigen Takten klar: Sie ist wieder da, einzigartig wie immer. Nach ihrem Weihnachtsalbum vor vier Jahren setzt sie nun auf das „Great American Songbook“, belebt Jazz und Blues der 30er und 40er. Sie hat sich 12 Titel von Größen wie Billie Holiday, Ella Fitzgerald, Louis Armstrong oder Duke Ellington ausgesucht, die – zwar immer als Klassiker erkennbar – durch ihre Stimme und Interpretation einen neuen, coolen, modernen Touch bekommen.

 
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Till Brönner: The Movie Album

Momente, Szenen, Bewegendes einfangen – das will Till Brönner mit seiner neuen Veröffentlichung wieder einmal. Diesmal geht es darum, was rings um Filmhits aller Couleur in Erinnerung bleibt – bei jedem mit einem sehr eigenen Bild. Brönner geht es etwas leichter an als andere – geschmeidiger, ruhiger, auf keinen Fall aber weniger emotional. Dramaturgisch genau stellt er einen Filmsong hinter den anderen, klassische wie neuzeitlichere, mal mit Jazzband, mal mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin. Man meint, er male ein Bild.

 
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Maria Baptist - Self-Portrait

Riskant, solch ein musikalisches Selbst-Portrait. Natürlich gibt jeder (wahre) Künstler mit seinem Werk ein Stück seiner Seele preis, doch wer gleich einem ganzen Album den Titel „Self-Portrait“ verpasst, der weckt beim Zuhörer nicht nur Neugier, sondern auch Erwartungen. An eine vielfältige Musiker-Persönlichkeit und eine ganz eigene Note, an Erkundungen, ja Offenbarungen des musikalischen Ichs – gerade im Jazz.

 
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Justin Clark: Permanent Transience

Der US-Amerikaner Justin Clark hat sich für ein Instrument entschieden, das bei den meisten von uns wohl nicht in den Top 30 landet, wenn es um die musikalische Erziehung der Kinder geht: die Bassposaune. Das hat – im scharfen Kontrast beispielsweise zur Trompete – den Vorteil, dass er nicht auf einen bestimmten Stil oder ein übermächtiges Vorbild festgelegt ist. So hat Clark zunächst eine steile Karriere als Orchestermusiker, Solist und Lehrstuhlinhaber in der klassischen Musiksparte hingelegt.

 
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Atavistic Music: Extreme Jazz

Nein, den gern bemühten Vergleich mit Lang Lang mag Yojo gar nicht. Zu Recht, denn dieser Pianist kennt keine Genregrenzen! Und wenn sich hier mit Alexander Suleiman noch ein Cellist an seine Seite gesellt, der das Saiten-Abenteuer liebt, gibt das im Ergebnis einen ebenso wilden wie intelligenten Ritt durch die Tonräume.

 
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Stefanie Boltz:

Mancher kennt sie vielleicht schon als Hälfte des Jazz-Duos „Le Bang Bang“, jetzt kommt Stefanie Boltz mit einer Scheibe unter eigenem Namen. „Love, lakes and snakes“ entführt in einen entspannten Tag, lässt die alltäglichen Lasten abfallen. Gleich mit „Sunrise“ versüßt sie uns den ersehnten strahlenden Sonnenaufgang. Mal relaxt, mal eindringlich, mal erzählerisch-begleitend führt sie mit Herz und Seele durch diese Sammlung von elf Eigenkompositionen und drei Standards.

 
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Slowly Rolling Camera

Irgendwie denkt man sofort an Portishead oder Massive Attack – aber der Vergleich hinkt. Slowly Rolling Camera passen lediglich in die gleiche Schublade. Doch diese, ebenfalls britische, Formation klingt ganz anders: Eine bislang nie gehörte Allianz aus Kommerz, Können und Kunst. Hier wirkt nichts angestrengt sondern auch in den avantgardistischsten Passagen spielerisch. Falls Musik noch eine Zukunft hat – hier ist sie!!!!