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Eine frische Brise – Elbjazz im Rathaus.

Die Lange Nacht der Museen ist ein Publikumsmagnet, das hat sich auch 2009 wieder einmal gezeigt.

Von der Galerie der Gegenwart bis hin zur Speicherstadt waren die Museen geöffnet, die Kunst wurde jedermann zugänglich gemacht. Und 2009 war es nicht nur die Kunst, sondern erstmals auch der Jazz, der mit besonderer Atmosphäre zum abendlichen und nächtlichen Geschehen beitrug. Im Rathaus konnte einen Abend lang das erlebt werden, was die Jazz-Szene in Hamburg zu bieten hat. Ein kleiner Vorgeschmack auf das neue Elbjazz-Festival, das vom Initiatorenteam um Tina Heine und Nina Sauer für den Mai 2010 geplant ist.


Acht Stunden Jazz in ehrwürdiger Umgebung
Während es im Rathaus gewöhnlich eher hanseatisch-förmlich zugeht, hatte sich am 16. Mai bei der Langen Nacht der Museen eine ganz andere Note als bei den üblichen Gelegenheiten ins Rathaus eingeschlichen – nicht still und heimlich, sondern fröhlich, frei und unverbogen. Das Publikum konnte den Jazz an diesem Abend an einem repräsentativen Ort ganz ohne Berührungsängste erleben. Open Air im Innenhof des Rathauses, in der Rathausdiele und im Festsaal des Rathauses waren die angesagtesten Hamburger Jazz-Bands zu erleben. Dabei war auch die Hamburger Vorzeige-Sängerin Ulita Knaus, die erst kürzlich von der Dr. E. A. Langner-Stiftung zur Jazzpreisträgerin 2009 gekürt wurde. Ulita Knaus, die Solisten der NDR Bigband, das Trio um den jungen russischen Pianisten Boris Netsvetaev oder zu später Stunde der Schlagzeuger und Souljazz-Sänger Robbie Smith stellten sich mit ihrer Musik einem Publikum vor, das eigentlich vorwiegend wegen der Museumskunst unterwegs und doch offen genug für »etwas andere« Klänge war. Allein der Raum stellte eine Herausforderung für die Bands dar. Der Sound war an diesem Ort für die verstärkten Instrumente nicht optimal – grundsätzlich ist die Rathausdiele für eine Veranstaltung dieser Art nicht ausgerichtet. Dieser Makel wurde aber durch die lockere und entspannte Atmosphäre allemal wieder wett gemacht.

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Während zum Auftakt die Sängerin Ulita Knaus in der Rathausdiele ihre eigenen Kompositionen zum Besten gab und draußen der Gypsy Jazz der Gruppe Manugadjo im Innenhof für mediterranen Flair sorgte, spielten die Solisten der NDR Bigband, Trompeter Ingolf Burkhardt und Saxofonist Fiete Felsch später ein Standard-Repertoire des Jazz: Hier jammten die Profis zusammen mit Vertretern der Bürgerschaft auf einer Bühne und bewiesen, dass der Jazz eine musikalische Sprache ist, die es erlaubt, spontan auf der Bühne zusammenzukommen und ungeprobt miteinander in den Dialog zu gehen.

Spät abends war es das Hammerklavier-Trio mit Boris Netsvetaev, Philip Steen und Kai Bussenius, das ungewohnt rockige, freigeistige Töne in der Rathausdiele anstimmte. Und um Mitternacht präsentierte der Hamburger Trompeter Nils Wülker sein musikalisches Programm zusammen mit dem Kölner Pianisten Lars Duppler im bestuhlten, holzgetäfelten Festsaal des Rathauses. In dieser kammermusikalischen Duo-Besetzung trug er gänzlich unverstärkt seine melodiösen, sanften Kompositionen vor. Das Publikum dieser intimen, emotionalen Mitternachts-Performance zeigte sich begeistert. Wer zu später Stunde noch einmal richtig wach werden wollte, ging die breiten Treppen des Rathauses einfach wieder hinunter in die Rathausdiele. Dort gab es bis in die tiefe Nacht die Gelegenheit, beim groovigen Soul von Robbie Smith und seinen Mannen einen Drink zu nehmen und das Tanzbein zu schwingen.


 

 


 

Jazz im Rathaus – eine Chance
Die Veranstalterinnen des Elbjazz-Festivals 2010 haben bei der Langen Nacht der Museen klug eine Chance genutzt: Vor und mit den Vertretern des Hamburger Rathauses wurde der Jazz in einem besonderen Rahmen erlebbar gemacht, eine Lanze für den Jazz gebrochen. Das Anliegen der Veranstalterinnen: ins Zentrum der Politik zu gehen, dort, wo auch der Kultursenat über Musikförderung in der Hansestadt entscheidet. Und über die zukünftige Förderung eines neuen Hamburger Jazz-Festivals. Kultursenatorin Karin von Welck fand bei ihrer Eingangsrede warme Worte für das Vorhaben. Es bleibt abzuwarten, ob die Kulturbehörde sich in der Zukunft tatsächlich stärker für den Jazz engagiert, eine Musikrichtung, die nach wie vor mit dem Image eines »Underdogs« zu kämpfen hat.

Vorgeschmack auf das Elbjazz-Festival im Mai 2010
Während das erste Elbjazzfestival 2010 von den Veranstalterinnen (www.elbjazz.de) als ein internationales Jazz-Festival in Nähe des Hafens und der Elbe geplant ist, zeigte der Auftakt im Rathaus im Mai 2009 schon einmal einen Querschnitt durch die Hamburger Jazzszene. Hier kam im Rahmen der Rathaus-Veranstaltung überwiegend Mainstream zum Einsatz, ein paar schrägere Töne wären dem Elbjazzfestival natürlich ebenso zu wünschen, um die ganze Bandbreite des Jazz zu präsentieren.

Robbie SmithDie Erwartungshaltung steigt. Hamburg soll ein neues, internationales Jazz-Festival bekommen, das sowohl Konzerte mit Publikumsmagneten als auch Auftritte unbekannter Musiker anbietet. Dass Hamburg ein attraktiver Standort mit Wasser und Hafen ist, möchten Heine und Sauer für ihr Festival nutzen. Sie werden ihre Festivalbühnen rund um die Speicherstadt und die HafenCity aufstellen. Wer nach der Begegnung mit dem Jazz im Rathaus Lust auf mehr bekommen hat oder einfach nur neugierig auf das Elbjazz-Festival 2010 geworden ist, kann die nächste Gelegenheit am 23. August auf den Marco-Polo-Terrassen wahrnehmen. Dort breiten die Festivalmacherinnen ihre Decken für ein Jazz-Picknick aus.

 

 

 

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