Musik
elbjazz

Das renommierte und seit 2010 bestehende Hamburger Elbjazz-Festival wird 2016 nicht stattfinden. In einer Mitteilung der Organisatoren, die bereits an Geschäftspartner und Sponsoren verschickt wurde, heißt es: „Nach sechs Ausgaben in Folge legt das beliebte Festival im Hamburger Hafen jedoch 2016 eine Auszeit ein. Eine Fortsetzung in 2017 ist in Planung.“
 
Begründet sei die Zwangspause für die Musikveranstaltung im Frühjahr durch die „strukturelle und wirtschaftliche Notwendigkeit, das Elbjazz-Konzept auf Basis der Erfahrungen der vergangenen Festivals zu optimieren. Ziel ist es, noch mehr Musikinteressierte für dieses außergewöhnliche Festival inmitten der Hafenkulisse zu begeistern und mit Live-Jazz in Berührung zu bringen.“ Bei den Veranstaltungen der vergangenen Jahre hatten die Zuhörerzahlen trotz der Beliebtheit beim Publikum nicht ausgereicht, das Festival schwarze Zahlen schreiben zu lassen. Bis zu 15.000 Zuschauer hatte das Festival in der Vergangenheit an beiden Tagen, diese Zahl soll deutlich gesteigert werden.

Gleichzeitig solle der Festivalbesuch für die Zuschauer komfortabler werden, die Wege und Fahrtzeiten sollen sich verkürzen, um mehr Zeit für den Jazz und die atemberaubende Atmosphäre zu ermöglichen. Zudem überarbeiten die Festivalorganisatoren Umfang und Verteilung der Spielstätten. Eines der Ziele sei es, die Zahl der Indoor-Bühnen zu erhöhen, auch die Bespielung der Elbphilharmonie sei im Gespräch. Bestand haben soll das Werftgelände von Blohm+Voss, das auch in 2017 mit seiner spektakulären Kulisse ein elementarer Bestandteil des Festivals sein wird.    
 
Tina HeineInitiatorin Tina Heine verlässt die Geschäftsführung
Wichtigste aktuelle Veränderung ist das Ausscheiden von Elbjazz-Initiatorin Tina Heine aus der Geschäftsführung, deren Aufgaben der Hamburger Konzertveranstalter Karsten Jahnke übernommen hat. Man hatte sich in der Geschäftsleitung nicht auf eine Neuausrichtung des Festival-Konzepts einigen können. Im Gespräch mit kultur-port.de sagte Heine: „Ich finde es mehr als bedauerlich, dass Elbjazz 2016 nicht stattfinden kann. Ich hätte mir gewünscht, gemeinsam mit allen Beteiligten eine zu Lösung finden, um das Festival mit einem bereits vorliegenden, tragfähigen und künstlerisch kompromisslosen Konzept ohne Pause in die nächsten 10 Jahre zu führen. Dieses Konzept hat leider keine Mehrheit gefunden.“ Heines Konzept sah eine Konzentration bei Blohm+Voss mit zwei weiteren kleineren Bühnen vor und ein Spätabendprogramm mit Mitternachtskonzerten in St. Katharinen sowie einer Clubnacht. Wichtige Merkmale, die das Festival bisher atmosphärisch ausgemacht hätten. Als Träger hatte sie die gemeinnützige HamburgJazz gGmbH vorgeschlagen.

Tina Heine zieht dennoch eine positive Bilanz: „Mein ursprünglicher Wunsch, mit dem wir angetreten sind, nämlich in dieser Stadt dem Jazz zu mehr Öffentlichkeit zu schaffen und über das Festival und die Stadtgrenzen hinaus Jazz zu veranstalten und genreübergreifend arbeiten zu können, ist ja schneller erfüllt worden, als wir uns das alle erhofft hätten.“ Dank der finanziellen Unterstützung und Risikoübernahme von Folkert Koopmans und Karsten Jahnke habe man überhaupt so weit kommen und Elbjazz mit seiner viel gelobten Programmatik einen internationalen Ruf erarbeiten können. Künstler wie Gregory Porter hatten hier ihren Durchbruch. Von Jamie Cullum über Altmeister wie Mulatu Astatke, Charlie Haden, Rolf und Joachim Kühn präsentierte Elbjazz viele andere Künstler erstmalig in Hamburg oder Deutschland. Darunter Namen wie Nir Felder, Ibrahim Maalouf, Pascal Schumacher, Phronesis und viele weitere. „Dafür kamen Tausende von Touristen nach Hamburg, auch aus dem Ausland. Es wäre sicher klug gewesen, wenn Elbjazz mit all den Chancen, die darin stecken, früher eine angemessenere Förderung bekommen hätte – so wie die meisten europäischen Festivals auch.“
 
Kulturbehörde stellt Verdoppelung des Zuschusses in Aussicht
Eine feste Vereinbarung mit der Kulturbehörde, den Festival-Zuschuss von 100.000 Euro über die Kultur- und Tourismustaxe auf 200.000 Euro zu verdoppeln, gibt es wohl noch nicht. Aber im „Hamburger Abendblatt“ gibt Kulturstaatsrat Horst-Michael Pelikahn durchaus positive Signale: „Mit der Verbindung Elbjazz und Elbphilharmonie und einem erhöhten städtischen Zuschuss wollen wir dazu beitragen, das Festival von 2017 an langfristig auf feste Beine zu stellen.“

Tina Heine dazu: „Das ist für mich natürlich eine frustrierende Nachricht. In all den Jahren meines ganz persönlichen Engagements für Elbjazz, aber auch für die Stadt Hamburg, als Musikbotschafterin bei HamburgMarketing-Events in Wien, Kopenhagen oder anderswo, habe ich mich für den Jazz und auch für die Außenwirkung Hamburgs eingesetzt.
Ich habe für diese erhöhte Förderung seit Jahren gekämpft, sie aber nie bekommen. Dass es nun erst 2017 und nicht schon eher möglich wird, ist schade und hat letztendlich mit dazu geführt, dass das Festival 2016 ausfallen muss.“

Tina Heine wird sich künftig verstärkt um die von ihr gegündete HamburgJazz gGmbH und ihre Bar, das Hadley´s im Grindelviertel kümmern. Ihr war zwar die Leitung des Sponsorings für Elbjazz angeboten worden; das habe sie aber als ehemalige Festivalleiterin abgelehnt, auch möchte sie Angebote aus anderen Städten prüfen.

Karsten Jahnke, bekennender Jazz-Fan, wird das Festival künftig gemeinsam mit FKP- Scorpio-Geschäftsführer Folkert Koopmans leiten. Festival-Mitgründerin Nina Sauer bleibt der Elbjazz GmbH ebenfalls als Gesellschafterin erhalten und wird die Geschäftsführung beratend begleiten.


Elbjazz Festival

Foto-Header: LAMBERT Copyright Mathias Kreft
Foto Tina Heine: Copyright Anja Menzel

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