Kultur, Geschichte & Management
Werner Bokelberg „Kopenhagen vor 100 Jahren“

Entspannt, liberal, gastfreundlich, humorvoll, sozial und als „Grüne Hauptstadt Europas 2014“ auch noch ökologisch vorbildlich: Kopenhagen nimmt im Ranking der Metropolen mit der höchsten Lebensqualität zweifellos einen Spitzenplatz ein.
Insbesondere im Sommer hat die Stadt des Märchendichters Hans Christian Andersen und seiner kleinen Meerjungfrau ein unvergleichliches Flair.

Dann sind der Rathausplatz, die schicke Einkaufsmeile um den Amagertorv und die bunten Häuschen entlang des Nyhavn Anziehungspunkte für Touristen aus aller Welt. Nicht zu vergessen das gute alte Tivoli – für viele Besucher die Quintessenz von Kopenhagen. Die Dänen lieben ihren Vergnügungspark im Herzen der Stadt, der jährlich fast so viele Besucher anzieht, wie Dänemark Einwohner hat. Erbaut und erdacht wurde der Lustgarten mit seinen herrlich nostalgischen Karussells, Theatern und Freilichtbühnen 1843 von Georg Carstensen, der König Christian VIII. mit den Worten überzeugte: „Es wird nicht politisiert, wenn sich das Volk amüsiert“. Hans Christian Andersen war übrigens ein begeisterter Besucher des Tivolis. Unter dem Chinesischen Turm kam ihm die Idee zu seinem Märchen „Die Nachtigall“. Heute sind dort die berühmtesten Andersen-Märchen als Tableaus zu sehen.

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Tradition und Avantgarde, modernes Design und uraltes Handwerk, royale Pracht und alternativer Lebensstil – in Kopenhagen sind das keine Widersprüche, hier passt alles zusammen. Kaum vorstellbar, dass Londoner Behörden ein paar Meter entfernt vom Buckingham Palace eine autonome Hippie-Kommune dulden würden. In Kopenhagen schon! Hier existiert die Freistadt Christiania seit 1971 – und ist mittlerweile eine der größten Touristenattraktionen.

Dass solche Modelle funktionieren, liegt sicher auch an dem bemerkenswerten Umgangs-Code der Dänen: „Du sollst nicht glauben, dass Du besser bist. Du sollst nicht glauben, dass Du klüger bist. Du sollst nicht glauben, dass du mehr bist als wir“, hatte der Autor Aksel Sandemose 1933 nach Vorbild der Zehn Gebote postuliert. An diese Grundsätze halten sich die Dänen und so bleiben soziale Unterschiede in der Stadt eher verborgen. Protzen ist ein absolutes Unding. „Kaufmanns Hafen“, wie Kopenhagen ursprünglich hieß, ist zwar eine der wohlhabendsten und teuersten Städte weltweit, Statussymbole jedoch sind hier keine dicken SUVs, sondern Fahrräder. Jeder dritte fährt hier mit dem Rad zur Arbeit und selbst Königin Margrethe II. sah man in jungen Jahren hoch zu Rad vor den Toren Amalienborgs. Ist ihre Majestät zu Hause, marschiert jeden Mittag die königliche Garde von Schloss Rosenborg nach Amalienborg – eine uralte Tradition.

Überhaupt: In der von Bischof Absalon 1167 begründeten Stadt ist Geschichte allgegenwärtig. Viele Plätze und Paläste erinnern heute noch an das „Goldene Zeitalter“ unter Christian VI. und Frederik V., die zahlreichen Prachtbauten errichten ließen, unter ihnen Amalienborg, das Königliche Theater und das Schloss Christiansborg. Das ursprüngliche Kopenhagen jedoch ist kaum erhalten. Im Laufe der Jahrhunderte legten drei große Brände die Stadt in Schutt und Asche. Und was sie nicht zerstörten, das schafften die Engländer: An der Seite der Franzosen war Dänemark 1801 gegen England in den Krieg gezogen – und wurde vernichtend geschlagen. Ein Drittel der Stadt musste danach komplett neu aufgebaut werden - und vieles entstand nicht mehr originalgetreu. Erhalten geblieben ist die wunderschöne Alte Börse (1619-1640) mit ihrem 54 Meter hohen Turm in Form von verschlungenen Drachenschwänzen. Der markante, langgestreckte Renaissancebau zählte schon vor hundert Jahren zu den beliebtesten Fotomotiven der Stadt, wie die atmosphärisch dichten Aufnahmen aus der Sammlung Werner Bokelberg zeigen. Der Hamburger Fotograf hat eine Reihe von historischen Postkarten aus seiner Kollektion für Kopenhagen-Fans neu aufgelegt. Sie erzählen von einer Zeit, als die Bier-Kutscher der renommierten Carlsberg Brauerei noch auf Pferdefuhrwerken saßen, als die Elektrische über den ehrwürdigen Kongens Nytorv fuhr, der Nyhavn noch eine verruchte Gegend war und kleine Mädchen im weißen Sonntagsstaat das Tivoli besuchten. Stolz und ernst blicken sie in die Kamera. Stolz und ernst erscheinen auch die Plätze und Paläste der Stadt. Die unvergleichliche Leichtigkeit des Seins hatte Kopenhagen damals noch nicht entdeckt.

Werner Bokelberg „Kopenhagen vor 100 Jahren“
48 Postkarten (17x11cm) mit Motiven von Kopenhagen und Umgebung in einer attraktiven Weißblech-Box (18x12cm) gibt es für 19,90 Euro im Buchhandel oder direkt online im Bokelberg-Shop.
ISBN 4260241480405


Abbildungsnachweis: Bokelberg.com
Header: Weißblech-Box von oben. København
Galerie: Stadtansichten

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