Film

Beitragsseiten


Weit entfernt davon, an Sachen wie ‚Verwandlung’ zu glauben, stecken die aufgeklärten Menschen von 1890 den irren Massenmörder in eine entsprechende Anstalt.
Hier wird er sogar fortschrittlich behandelt, ganz der damaligen Praxis entsprechend, den Wahn durch Schock zu brechen. Sie tauchen den Gefesselten immer wieder in Eiswasser, spritzen irgendwelche gut gemeinte Chemie in seine Halsvenen und verpassen ihm sogar die gerade noch in der Entwicklung befindlichen Elektroschocks. Der Arzt (mit dem schönen deutschen Namen Dr. Hoenegger: Anthony Sher) tut das zum Wohl des Patienten und der Wissenschaft, der kichernde Krankenpfleger aus privatem Sadismus. Und man fragt sich beim Zusehen, ob man nicht lieber als der aufgeklärten Wissenschaft dem Werwolf in die Klauen fallen würde: das ginge doch jedenfalls schnell.

In seiner Zelle liegt Lawrence zwischen den Behandlungen angekettet – als sein Vater ihn besucht und ihm einige kleine Familiengeheimnisse verrät, die ihn auch nicht beruhigen.
Ausgerechnet einen Vollmondtermin hat sich Dr. Hoenegger ausgesucht, um dem Kollegium den interessanten Fall des jungen Talbot, der sich für eine Art Wolf hält, vorzustellen. Lawrence, gefesselt und verschnürt, bringt die gelehrten Herren zum Schmunzeln, als er ihnen prophezeit, er werde sie alle töten. Und während der Arzt, mit dem Rücken zum Patienten, ungebremst seinen Vortrag hält, wird dieser Patient hinter ihm knackselnd, knirschend und Augen rollend zur behaarten Bestie, die ohne weiteres ihre Fesseln sprengt, seine Peiniger zu Hackfleisch verarbeitet und ins nächtliche London entkommt. Inspector Aberline macht alle Polizeikräfte mobil. Wieder, wie schon im Dorf, jagt man das Tier und schießt. Diesmal zwar treffsicher, doch eben nur mit Kugeln aus Blei…

Das Thema an sich ist grotesk, weshalb auch die Filme irgendwann grotesk werden, der alte wie der aktuelle, jeder auf seine Art. Das wird nur demjenigen unangenehm auffallen, der Horrorfilme sowieso nicht mag.
Man hätte noch viel mehr auf raffinierte Animation setzen oder, im Gegenteil, die Sache psychologisch-intellektuell aufblasen können. Darauf ist angenehmerweise verzichtet worden.

So erzählt ‚Wolfman’ eine uralte Geschichte neu, auf redliche Art und mit größtmöglichem Respekt vor dem Ursprung. Das geht bis in kleinste Details, wie beispielsweise, dass Gwen, wie ihr Vorbild von damals, in einem Antiquariat verkauft oder dass Lawrence ganz den gleichen Stock mit silbernem Wolfskopf trägt wie Larry.
Das Drehbuch ist weder geschwätzig noch wortkarg, es hält sich genau im Rahmen dessen, was es sein will: das großartige Remake eines berühmten Horrorfilms.
Besser hätte man es nicht machen können.


("Trailer", ca. 1,31 Min.)

Wolfman
(The Wolfman)
Horror/Thriller - USA 2010
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren - 102 Min.
Start: 11.02.2010

Fotos + Trailer: Copyright Universal

Kommentar verfassen
(Ich bin damit einverstanden, dass mein Beitrag veröffentlicht wird. Mein Name und Text werden mit Datum/Uhrzeit für jeden lesbar. Mehr Infos: Datenschutz)

Kommentare powered by CComment


Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.